Kunden-Support 15.07.2016, 09:49 Uhr

Zickzackkurs beim IT-Service

Hewlett Packard Enterprise (HPE) trennt sich von seiner Service-Sparte. Kunden erhalten künftig dadurch nicht mehr Hardware und Support-Leistungen aus einer Hand. Ein kluger Schachzug?
(Quelle: Den Rise / Shutterstock.com)
Einfach nur Kisten verschieben, vom Hersteller zu den Partnern oder direkt zu den Kunden, das war noch nie ausreichend. Denn trotz aller gegenteiligen Marketing-Kampagnen der Hersteller ist es nicht damit getan, Server, Storage oder Netzwerk-Systeme von der Verpackung zu befreien und ans Stromnetz anzuschliessen.
Gerade in der Business-IT braucht man gut geschulte Spezialisten, um die komplizierten Maschinen betriebsbereit zu machen. Bei kleineren Firmen übernehmen das die Partner der Hersteller, die Distributoren oder Systemhäuser, bei grösseren rücken die Hersteller mit ihrem eigenen Personal an. In der Kombination mit Consultants werden professionelle Services von Dienstleistern wie Accenture, Capgemini oder T-Systems angeboten. IBM hat seine IT-Dienstleistungen geradezu zu seinem Markenzeichen gemacht.
Kunden bekommen im Idealfall alles aus einer Hand und kennen mit der Zeit die für sie zuständigen Mitarbeiter. Sie müssen sich nicht mit den verschiedenen anonymen Support-Stufen, die alle Hersteller anbieten, zufriedengeben. Über einen eigenen Service wie IBM zu verfügen, ist dennoch von einigen grossen Herstellern lange mit dem Argument „Das ist nicht unsere Kernkompetenz“ zurückgewiesen worden.

IBM als Vorbild

Bis dann doch das Vorbild von IBM den Ausschlag gab. So kaufte Hewlett-Packard 2008 den professionellen Dienstleister EDS für etwa 13 Milliarden Dollar – und entliess sofort erst einmal 25.000 Mitarbeiter. Doch auch danach wollte die Integration in HP nicht klappen. Nach der im Herbst 2015 vollzogenen Trennung in die unabhängigen Unternehmen HPE und HP Inc. ist HPE jetzt noch einmal verkleinert worden: Die Service-Sparte mit etwa 100.000 Mit­arbeitern wird an das neu formierte Unternehmen CSC ausgegliedert.
Die Transaktion wird durch einen laut HPE-CEO Meg Whitman „eleganten“ Aktientausch abgewickelt, wobei CSC einen Wert von 8,5 Milliarden Dollar haben soll. Ein finanzieller Verlust für HPE ist es allemal.
Den gleichen Zickzackkurs findet man bei Dell, wo man sich lange mit einem „Brauchen wir nicht“ begnügte, bis dann 2009 der Service-Provider Perot Systems für 3,9 Milliarden Dollar übernommen wurde.
Weil Dell wegen des Kaufs von EMC für 67 Milliarden Dollar beziehungsweise Verlusten nach seiner Reprivatisierung Geld braucht, wurde die Service-Division jetzt an den japanischen Telco-Konzern NTT Data weiterverkauft. Michael Dell tönt: „Das Zusammengehen mit NTT Data wird unsere Kunden, Mitarbeiter und Partner zufriedenstellen.“ Das mag vielleicht sogar so sein. Doch ob es den Kunden guttut, dass die Konzernlenker von HPE und Dell ihre eigenen strategischen Überlegungen von gestern nicht mehr ernst nehmen, darf bezweifelt werden.



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