Jahresbilanz
17.05.2017, 09:15 Uhr
Vodafone-Konzern schreibt tiefrote Zahlen, deutsche Tochter glänzt
Probleme auf dem Heimatmarkt durch den Brexit und milliardenschwere Abschreibungen in Indien drücken die Geschäfte von Vodafone. Die deutsche Vodafone-Tochter dagegen ist ein Lichtblick.
Der britische Telekomriese Vodafone schreibt trotz guter Geschäfte der deutschen Tochter zum zweiten Jahr in Folge einen Milliardenverlust. Bei der Vorlage der Jahreszahlen am Dienstag begründete das Unternehmen die Entwicklung mit hohen Abschreibungen auf dem indischen Markt und einem Einbruch des operativen Ergebnisses auf dem britischen Heimatmarkt durch den Brexit.
Konzernchef Vittorio Colao zeigte sich dennoch zuversichtlich: Als grösster Anbieter von schnellen Internetanschlüssen in Europa werde Vodafone die Gelegenheit ergreifen und Umsatzanteile auf dem Markt hinzugewinnen, kündigte er an. Dennoch verzeichneten die Briten im Geschäftsjahr 2016/17, das Ende März abgelaufen war, zunächst einmal einen Umsatzrückgang von 4,4 Prozent, auf 47,6 Milliarden Euro.
Unter dem Strich stand ein Minus von annähernd 6,1 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte der Telekom-Konkurrent bereits einen Verlust von 5,1 Milliarden Euro eingefahren.
Die deutsche Tochterfirma war im abgelaufenen Geschäftsjahr dagegen ein echter Lichtblick. Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland, zeigte sich hochzufrieden. Im Festnetz und Mobilfunk kletterten die Erlöse um knapp zwei Prozent auf rund zehn Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 4,5 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. "Es war eines der besten Jahre in der Geschichte von Vodafone", betonte der Manager.
Starkes Festnetzgeschäft, stabiles Mobilfunkgeschäft
Konkret wuchs das Festnetzgeschäft im Berichtszeitraum um 4,8 Prozent, wobei - wie auch im Mobilfunkbereich - regulatorische Einschnitte durch abgesenkte Terminierungsentgelte die Umsätze beeinflusst hätten, wie Vodafone betonte. Ohne diesen Effekt hätte der Festnetz Service-Umsatz um 5,1 Prozent zugelegt. Der Service-Umsatz im Kabelgeschäft wuchs mit 8,2 Prozent einmal mehr deutlich. Ebenfalls positiv: Im DSL-Geschäft schaffte Vodafone mit 0,8 Prozent erstmals seit fünf Jahren in diesem Bereich wieder ein Wachstumsjahr. Insgesamt konnte Vodafone im Geschäftsjahr 2016/17 rund 433.000 neue Festnetzkunden gewinnen: 113.000 davon für seine DSL- und 320.000 für seine Kabelglasfaser-Technologie.
Dagegen blieb der Mobilfunkbereich stabil. Im Geschäftsjahr 2016/17 wuchsen die Mobilfunk-Serviceumsätze trotz erneuter regulatorischer Einschnitte um 0,1 Prozent. Ohne den Regulierungseffekt aus herabgesetzten mobilen Terminierungsentgelten und EU Daten-Roaming hätte das Wachstum bei 1,6 Prozent gelegen. Zu dem vergleichsweise guten Ergebnis habe vor allem das Kundenwachstum beigetragen: So stieg die Vertragskundenbasis um 212.000, die Prepaid-Kundenbasis um 174.000 Teilnehmer. Die Anzahl der SIM-Karten (eigene Mobilfunk- und MVNO-Kunden sowie IoT-Karten) im Netz konnte Vodafone um rund 3 Millionen auf aktuell 44,6 Millionen steigern.
Betrachtet man nur das vierte Quartal, machten sich die Einbussen durch EU-Daten Roaming sowie die im Dezember getätigten regulatorischen Einschnitte schon deutlicher beim Umsatz bemerkbar. Hierdurch beeinflusst ging der Mobilfunk-Serviceumsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,4 Prozent zurück. Zum Vergleich: Bei der Telekom reduzierte sich der vergleichbare Serviceumsatz im vierten Quartal um 0,8 Prozent, bei Telefónica sogar um 3,3 Prozent.