GAFA
03.08.2020, 06:44 Uhr
Tech-Riesen trotzen der Corona-Krise mit Milliardengewinnen
Alle vier Tech-Giganten - Google, Amazon, Facebook und Apple - erzielten auch in der Corona-Krise Milliardengewinne und übertrafen die Markterwartungen. Amazon hebt sich dabei ganz klar als Gewinner der Krise von den anderen Schwergewichten ab.
Das Geschäft der grossen Tech-Konzerne beweist enorme Widerstandskraft in der Corona-Krise. Amazon profitierte im vergangenen Quartal massiv vom Shopping-Boom im Internet, Apple überraschte mit einem Plus im iPhone-Geschäft. Bei Online-Werbung läuft es zwar weniger rosig: Google verzeichnete erstmals einen Umsatzrückgang und Facebook wuchs deutlich langsamer als gewohnt. Doch alle erzielten weiterhin Milliardengewinne und übertrafen die Markterwartungen.
Amazon hebt sich ganz klar als Gewinner der Krise von den anderen Tech-Schwergewichten ab. Im zweiten Quartal schoss der Umsatz im Jahresvergleich um 40 Prozent auf 88,9 Milliarden US-Dollar (75,1 Milliarden Euro) hoch, wie der weltgrösste Online-Händler nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte.
Der Gewinn war mit 5,2 Milliarden US-Dollar in etwa doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor - und das obwohl Amazon in dem Quartal vier Milliarden US-Dollar für Corona-Massnahmen wie Schutzausrüstung, Reinigung und Prämien ausgab.
Neben dem Online-Handel blieb auch die Cloud-Plattform AWS ein lukratives Geschäft für Amazon - unter anderem weil die vermehrte Heimarbeit die Nachfrage steigen lässt.
Apple
Bei Apple stieg der iPhone-Umsatz im Jahresvergleich um 1,7 Prozent auf 26,4 Milliarden US-Dollar. Analysten hatten lediglich mit Erlösen bei 21 Milliarden US-Dollar gerechnet. Apple gelang es nach Berechnungen der Analysefirma IDC auch, den iPhone-Absatz um gut elf Prozent zu steigern - während der Smartphone-Markt insgesamt um 16 Prozent absackte. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Neuauflage des günstigeren Modells iPhone SE.
Apples Konzernumsatz stieg im vergangenen Quartal um elf Prozent auf 59,7 Milliarden US-Dollar - das war ein Bestwert für das Juni-Quartal. Der Gewinn wuchs um zwölf Prozent auf 11,25 Milliarden US-Dollar.
Facebooks Geschäft wächst inmitten der Corona-Krise und eines Boykotts von Werbekunden aus Protest gegen Hassrede auf der Plattform deutlich langsamer als zuvor. Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz um elf Prozent auf 18,8 Milliarden US-Dollar. In den ersten Juli-Wochen gab es ein ähnliches Wachstum. Vor der Krise waren in Facebooks Geschäft Wachstumsraten über 20 Prozent an der Tagesordnung.
Facebook verdient sein Geld fast ausschliesslich mit Werbung - und in der Corona-Krise schalten vor allem viele kleine Unternehmen weniger Anzeigen. Im Juli folgten zudem über 1.000 Werbekunden - darunter Schwergewichte wie Coca-Cola und der Konsumgüterriese Unilever - dem Boykottaufruf von Bürgerrechtsgruppen und stoppten zeitweise Anzeigen beim weltgrössten Online-Netzwerk.
Zugleich steigen die Nutzerzahlen bei Facebook weiter schnell. Im vergangenen Quartal kamen erneut 100 Millionen monatlich aktive Nutzer hinzu - inzwischen sind es insgesamt 2,6 Milliarden. Auf mindestens ein Facebook-Produkt - zum Konzern gehören unter anderem auch die Fotoplattform Instagram und der Chatdienst WhatsApp - griffen 3,14 Milliarden Nutzer zu. Das war ein Zuwachs von 150 Millionen binnen drei Monaten.
Alphabet
Der Google-Mutterkonzern Alphabet wurde unterdessen von höheren Kosten und sinkende Werbeeinnahmen belastet. Der Gewinn brach im Jahresvergleich von 9,95 Milliarden auf 6,96 Milliarden US-Dollar ein. Alphabets Geldmaschine - das Anzeigengeschäft von Google - erlitt in der Krise einen Dämpfer. Zum ersten Mal in der 22-jährigen Geschichte des Unternehmens gingen die Erlöse zurück - und zwar um acht Prozent auf 29,9 Milliarden US-Dollar. Alphabet-Finanzchefin Ruth Porat betonte allerdings, das Anzeigengeschäft sei zum Ende des Quartals wieder auf Erholungskurs gewesen.
Die vier Technologie-Giganten legten ihre Zahlen einen Tag nach einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus vor, bei der Abgeordnete den Unternehmen einen Missbrauch von Marktdominanz vorwarfen und schärfere Regulierung in Aussicht stellten.