Die Schweizer IT im Jahr 1990

Erster Web-Server am Netz

Steve Jobs’ NeXT war 1990 noch im Wachstum begriffen, allerdings auf bescheidenem Niveau. In den zwei Jahren seit der Lancierung waren knapp 7000 NeXT-Computer verkauft worden, so Computerworld. Im neuen Jahrzehnt wollte Jobs nun durchstarten: Die Produktpalette wurdeerweitert, die Unterstützung durch Software-Hersteller verbessert und das Vertriebsgebiet vergrössert.
Die neuen «NeXTcube» und «NeXTstation» besasseneinen Motorola-Prozessor (68040, 32 Bit) mit einer Taktung von 25 Megahertz. Damit verdreifachte sich die Arbeits­geschwindigkeit im Vergleich zum Ur-NeXT. Der Hersteller verzichtete aus Gründen der Benutzbarkeit auf das magneto-optische Wechsellaufwerk. Denn hier konnten die Medien nur dann getauscht werden, wenn der Rechner ausgeschaltet war. Stattdessen setzte NeXT als erster Hersteller überhaupt auf die CD-ROM. Und auf ein Floppy-Laufwerk.
NeXT-Gründer Steve Jobs bastelte an seinem Computer-Imperium und expandierte in die Schweiz
Quelle: Apple
Die Software kam weiterhin auf Disketten daher: Mathematica blieb eine Standardbeigabe für jeden NeXT. Neu kündigten unter anderem die Branchenleader Informix die Tabellenkalkulation «Wingz», Lotus Development sein Konkurrenzprodukt «1-2-3» und WordPerfect die gleichnamige Textverarbeitung für das NeXT-Betriebssystem an. Später sollte auch die Vektorgrafik-Software «Virtuoso» von Altsys noch portiert werden. Die wichtigsten Anwendungen fürdie NeXT-Rechner blieben Programmierumgebungen und wissenschaftliche Software.
Einen neuen Vertriebsmarkt wollte sich Jobs in Europa erschliessen, nachdem die NeXT-Modelle bis anhin ausschliesslich in den Vereinigen Staaten verkauft wurden. In den Plänen des Gründers spielte die Schweiz eine entscheidende Rolle: Sie war das erste Land mit einer offiziellen Vertretung. Die Klotener Firma Workstation bekam den Zuschlag, berichtete Computerworld im Mai 1990. «Sie lies­sen im Wettbewerb für den NeXT-Wiederverkauf potentere Bewerber vor allem aus dem Basler Raum hinter sich», kommentierte Michael Kronenberger als Gründer der Schweizer Gesellschaft für NeXT-Entwickler. Er hatte schon vor dem Handkuss für Workstation seinen NeXT-Würfel importiert. Tim Berners-Lee in Genf ebenfalls. Am 12. November 1990 reichte er am CERN das Konzept für ein Hypertext-Projekt ein, das er auf einem Ur-NeXT entwickelt hatte. Dieser Rechner sollte der erste Web-Server werden. Darüber berichtete Computerworld 1990 allerdings nicht.




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