Testcenter
07.09.2022, 16:00 Uhr
Samsung Galaxy Watch5 (BT-Version) im Test
Bei der Galaxy Watch4 gab es ein paar Punkte, welche die Testerin nicht überzeugten. Ob es die Nachfolger-Uhr schafft, lesen Sie im Online PC-Test.
Samsung hat im August 2022 am Galaxy-Unpacked-Event unter anderem eine neue Galaxy-Watch präsentiert die Galaxy Watch5. Wie üblich gibt es zwei Standardmodelle und – erstmals – ein Pro-Modell. Doch dazu gleich mehr im nächsten Absatz.
Das Testgerät (BT-Variante, 4,0 cm) kommt mit silbrigem Aluminium-Gehäuse und lila Sportarmband. Farblich ist das Armband eine erfreuliche Abwechslung zu Schwarz, Grau oder klischiert-weiblichem Rosa; auch das Gehäuse gefällt besser als beim Vorgänger – doch beides ist Geschmackssache. Die Smartwatch fühlt sich leicht an und ist angenehm zu tragen, auch nachts.
Neu ist das Display aus Saphirglas gefertigt, was es noch etwas kratzfester macht, und alle drei Modelle verfügen über einen Full-Color-Always-On-AMOLED-Bildschirm. Unter der Oberfläche arbeitet ein Exynos-W920-Dual-Core-Prozessor (1,18 GHz), der von 1,5 GB RAM unterstützt wird. Der interne Speicher beträgt 16 GB (davon 7,5 GB frei verfügbar). Zudem verfügt die mitgelieferte Ladeschale neu über einen USB-C-Anschluss.
Modelle und Preise
Es gibt wieder ein kleineres Modell mit 4,0 Zentimeter und eine 4,4-cm-Variante. Beide Modelle sind entweder als Bluetooth- oder als LTE-Version verfügbar (SIM), die 4G-Modelle kosten bei Samsung jeweils rund 50 Franken mehr.
Die kleinere Bluetooth-Uhr (4,0 cm) ist in der Schweiz für einen Strassenpreis ab rund Fr. 250.- erhältlich (Stand: 02.09.22). Das kleinste Modell misst 3,93 × 4,04 × 0,98 cm und wiegt 27,7 Gramm. Das 1,2-Zoll-AMOLED Display (3,04 cm) löst mit 396 × 396 Bildpunkten auf. Die kleine Variante kommt werkseitig mit einem 284-mAh-Akku.
Die etwas grössere Variante (4,4 cm) misst 4,33 × 4,44 × 0,98 Zentimeter und wiegt 33,5 Gramm. Das 1,4-Zoll-AMOLED-Display (3,46 cm) löst mit 450 × 450 Bildpunkten auf. Das mittlere Modell verfügt über einen 410-mAh-Akku. Derzeit ist die 4,4-cm-Variante für einen Strassenpreis ab Fr. 317.- zu haben (Stand: 02.09.22). Beide verfügen über ein Display, das aus Saphirglas gefertigt wurde (24 Gpa).
Galaxy Watch goes Pro
Dann gibt es noch die ganz neue Galaxy Watch5 Pro (4,5 cm), mit Titangehäuse mit D-Buckle-Sportarmband. Das Pro-Modell wurde laut Samsung für Outdoorfans entwickelt. Nebst robustem Gehäuse bietet sie zusätzliche Funktionen für Touren. Zum Beispiel können GPX-Daten importiert werden und auch Live-Abbiegehinweise sind auf dem Pro-Modell verfügbar. Das Pro-Modell gibts in den Farben Grau-Titanium und Schwarz. Die Outdoorversion verfügt ausserdem auch über Saphirglas (29 Gpa), ein 1,4-Zoll-AMOLED-Display (3,46 cm), ebenfalls Full-Color-Always-On-Feature und löst ebenfalls mit 450 × 450 Bildpunkten auf. Sie wiegt 46,6 Gramm. Beim Akku war Samsung spendabler: Unter der Haube gibts einen 590-mAh-Akku. Das Ganze schlägt sich auf den Preis nieder, die Pro-Version ist hierzulande ab rund Fr. 460.- zu haben. PCtipp konnte dieses Modell bedauerlicherweise nicht testen.
Inbetriebnahme
Seit der Galaxy Watch4 setzt Samsung nicht mehr auf sein Tizen-Betriebssystem, sondern grundsätzlich wird Googles Wear OS verwendet (UI by Samsung).
Noch immer wird sehr auf das Samsung-Universum gesetzt. So oder so wird für die Einrichtung der Galaxy Watch5 sowohl die Galaxy-Wear-App von Samsung als auch die App Samsung Health benötigt. Wer ein Android-Handy von anderen Herstellern besitzt, muss voraussichtlich noch das eine oder andere Plugin installieren. Das war schon bei der Galaxy Watch4 der Fall (hier gehts zum Test).
Noch immer gibt es für Nicht-Samsung-Handy-Besitzerinnen und -Besitzer das Problem, dass man allenfalls weder die Blutdruck- noch die EKG-Funktion verwenden kann. Selbst mit Samsung-Handys muss man zusätzlich noch die Samsung-Health-App installieren. Schlechte Nachrichten auch für Leute mit iPhone: Wie schon beim Vorgängermodell kann man derzeit die Galaxy Watch5 nicht mit iPhones koppeln.
Bluetooth-Anrufe
Da die Galaxy Watch5 nicht nur einen Lautsprecher, sondern auch ein Mikrofon hat, kann man mit der via Bluetooth verbundenen Smartwatch nicht nur Anrufe entgegennehmen, sondern auch direkt damit telefonieren, auch wenn sich das Handy in einem anderen Zimmer (oder beim Sport in einem Rucksack) befindet.
Gesundheitsfunktionen
Grösserer Sensor
Der Samsung BioActive-Sensor, der erstmals bei der Galaxy Watch4 zum Einsatz kam, ermöglicht das digitale Monitoring von Körper-Funktionswerten. Der Sensor kombiniert drei Sensoren und misst damit optische Herzfrequenz, elektrisches Herzsignal und bioelektrische Impedanzanalyse. So kann man wie bisher mehr zur Herzfrequenz, dem Blutsauerstoffgehalt und dem Stresslevel erfahren. Zusätzlich kann – wie bisher – der Blutdruck gemessen und ein EKG erstellt werden. Weiterhin gibt es die Stressmessung und Körperzusammensetzung.
Bei der Watch5 wurde die Oberfläche des Sensors vergrössert, was die Genauigkeit der Messungen verbessern soll. Da ich keine Galaxy Watch4 parallel zur Verfügung hatte, ist ein 1:1-Vergleich nicht möglich. Doch die Werte der Galaxy Watch5 decken sich mit meinen Erfahrungen mit Wearables. Soll heissen: Die gemessenen Werte sind ziemlich genau.
EKG und Blutdruckmessung
Samsung setzt sehr auf Kompatibilität mit den eigenen Geräten. Das ist erfreulich. Doch wer sich nicht im Samsung-Universum bewegt, hat das Nachsehen.
Eine (noch) bessere Integration von Samsung Health Monitor in Samsung Health wäre auch nett gewesen. Wie Sie die EKG-Aufzeichnung mit Samsung-Geräten einrichten und anschliessend durchführen, ist hier erklärt.
Wenn Sie eine Manschette besitzen, um die Blutdruckmessung klassisch vorzunehmen, muss diese Funktion einmal mit drei Messungen eingerichtet werden. Danach muss die Messung circa einmal im Monat kontrolliert werden.
Fitness-Funktionen
Zu den verfügbaren Trainings gehören Gehen, Laufen, Velofahren, Anderes Workout, Kreistraining, Schwimmen, Wandern, Kraftgeräte, Heimtrainer, Laufband und Ellipsentrainer. Dies kann jedoch ergänzt bzw. personalisiert werden.
Wichtig für Schwimm-Fans: Die Uhr ist nicht nur wasserdicht (5 ATM), sondern sie hat eine Wasserdichtigkeitsfunktion, wie man das beispielsweise von Huawei-Smartwatches kennt. Vor dem Schwimmen wird dieser aktiviert, nachdem er deaktiviert ist, wird das Wasser ausgestossen. Man kann also mit der Uhr schwimmen gehen – dies wurde allerdings nicht ausprobiert.
Erwähnenswert ist z. B. die Pausenerkennung und es gibt auch eine automatische Trainingserkennung, wenn Sie mal vergessen, ein Training zu starten. Dieses beginnt meist nach ca. zehn Minuten Bewegung. Es gibt einen Audio-Guide (deaktivierbar). Wenn Sie alleine im Wald unterwegs sind, ist es übrigens beim ersten Mal recht irritierend, wenn Sie plötzlich eine relativ laute Stimme vernehmen und die Herkunft anfangs nicht zuordnen können...
Coach
Ausserdem gibt es einen Laufcoach. Unter Ziel können Sie wählen, ob Sie z. B. einen Coach für langsames bzw. schnelles Gehen, einen Power-Walking-Coach oder Kalorienverbrauchscoach verwenden möchten. Es gibt auch einen Coach für leichtes Joggen, Dauerjoggen oder Ausdauerlauf etc.
Wer einen Spotify-Premium-Account besitzt, kann mit der aktuellen Galaxy Watch der Südkoreaner nicht nur Musik steuern, sondern sie auch auf die Uhr herunterladen. Wie das funktioniert, ist hier erklärt.
Akkulaufzeit und Android-Flexibilität
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit bleibt gleich wie beim Vorgänger (Test): Das bedeutet: Die Galaxy Watch5 muss nach einem normalen Arbeitstag auf die Ladeschale. Und dies nicht nach Aufzeichnung eines sehr langen Trainings, konstant aktivierter GPS-Funktion, ohne Always-on-Display, ohne Bluetooth-Telefonie oder Abspielen von heruntergeladener Spotify-Musik (s. weiter oben).
Nein, ein langweiliger Homeoffice-Tag – und sie macht relativ früh schlapp. Wer das Wearable auch nachts tragen möchte, muss die Uhr also vorher aufladen. Kann man machen, aber so wird das nix mit der Apple-Watch-Konkurrenz.
Wie üblich wurde das Testwearable auch nachts getragen. Wer die automatische Trainigserkennung nutzt und (früh-)abends z. B. den Flugmodus auf der Uhr verwendet, kann je nachdem mit knapp 1,5 Tagen Akkulaufzeit rechnen. OK, aber nicht gerade bombastisch.
Android-Flexibilität
Stichwort Apple-Watch-Konkurrenz: Da beim Vorgängermodell gerade von Tizen auf Wear OS umgeschwenkt wurde, konnte man noch ein Auge zudrücken, dass der Hersteller sich auf anderes konzentriert hatte. Doch spätestens beim Nachfolger wäre es an der Zeit gewesen, die Samsung-Geräte-Fixierung zu vergessen und flexibler auf Android-Smartphones anderer Hersteller zu reagieren.
Ja, teilweise klappt es, im Test wurde die Uhr beispielsweise mit einem Fairphone 4 gekoppelt. Doch das ginge noch nutzerfreundlicher. Übrigens war die Galaxy Watch5 mit einem iPhone (2020-SE) nicht koppelbar.
NFC (Payment), Sprachassistenten und Fazit
NFC: Bezahlen mit der Uhr
Auch hier setzt Samsung natürlich zunächst auf den eigenen Payment-Dienst Samsung Pay. Wer die untere Taste länger drückt, landet automatisch in der Samsung-App.
Allerdings ist es mit der Galaxy Watch5 möglich, Google Pay (Google Wallet) zu verwenden. Die App ist aber nicht standardmässig installiert. Zwar kann man via Einstellungen und Anpassen von Tasten die untere Taste nicht von Samsung Pay auf Google Pay ändern (ärgerlich), aber die obere (Home-Taste) kann sehr wohl personalisiert werden. Bei der Home-Taste kann man durch zweimaliges Drücken Aktionen festlegen. Ich wählte hier Google Wallet. Die Tastenbelegung ändert übrigens auch nicht, wenn man in den NFC-Einstellungen bei Kontaktloses Zahlen den Standard auf Google Pay ändert.
Bei Drücken und Halten kann man übrigens Bixby rausschmeissen und stattdessen Google Assistant wählen.
Sprachassistenten: Bixby und Google Assistant
Dank integriertem Mikrofon kann man z. B. in Google Maps sich das mühsame Tippen auf winzigen Tasten ersparen. Standardmässig ist Bixby (V. 1.2.171.28) in englischer Sprache aktiviert. Nervig: Auch wenn in der Bixby-App die Sprache auf Deutsch geändert und die Uhr neu gestartet wird, verwendet der Bixby-Assistent in Google Maps stets En(US).
Die gute Nachricht ist also, dass man anstatt des Sprachassistenten Bixby den Google Assistant verwenden kann – aber leider derzeit noch nicht in deutscher Sprache. Hoffentlich liefert Samsung hier bald softwareseitig per Update nach.
Fazit
Die Galaxy Watch5 von Samsung bietet viel fürs Geld, darunter Gesundheitsfunktionen wie Stressmessung, Körperzusammensetzung, SpO2, Blutdruckmessung und EKG-Aufzeichnung. Erwähnenswert sind die Coach-Funktionen und die Wasserdichtigkeits-Funktion (für Schwimmer).
Wer eine Samsung Galaxy Watch4 besitzt, muss allerdings das neue Modell nicht unbedingt haben; zu gering sind die Unterschiede. Allenfalls wäre die Pro-Version wegen des grösseren Akkus interessant, doch diese konnte PCtipp nicht testen.
Abzug gabs für die kurze Akkulaufzeit, die manchmal holprige Android-Kompatiblität mit Hersteller-fremden Smartphones, und dass der Google Assistant derzeit nicht in Deutsch verfügbar ist (aber immerhin ist er verfügbar, yay). Positiv zu erwähnen ist auch die Bezahlfunktion via Uhr: Google Wallet hat im Test einwandfrei funktioniert.
Testergebnis
Google Assistant UND Bixby, NFC (Google Pay funktioniert!), Wassersperre, SpO2-, EKG- und Blutdruck-Messung, Körperzusammensetzung, Telefonie direkt via Uhr (BT)
Holprige Android-Kompatibilität, nicht mit iOS koppelbar, Google Assistant nicht in Deutsch
Details: 1,4-Zoll-AMOLED-Full-Color-Always-On-Display, Touchscreen, Schnellladen (WPC), Speicher: 16 GB, 1,5 GB RAM, Akku: 284 mAh, Exynos-W920-Dual-Core-CPU, Konnektivität: Bluetooth 5.2, Wi-Fi, NFC (Googly Pay/Samsung Pay) integr. GPS/Glonass/Beidou/Galileo, 5 ATM, OS: Wear OS powered by Samsung, UI: One-UI Watch 4.5 (R900XXU1(...)
Preis: ab Fr. 249.- (Stand: 02.0.22)
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