So viele Daten stecken im Fussball

Verbesserungen anstreben 

Ursprünglich entstand die Idee in einer Lehrveranstaltung an der Universität Konstanz. Man sah Verbesserungspotential bei bestehenden Fussball-Rankings und wollte angewandte Verfahren genauer untersuchen. Vor allem das Ranking der FIFA war für die Forscher von Interesse: «Aufgrund des grossen Einflusses des FIFA-Rankings auf Turniere wie Welt- oder Europameisterschaften gibt es immer wieder Diskussionen darüber, ob das Rankingverfahren angemessen sei», sagt Brandes.
Die Punkteentwicklung von Real Madrid und dem FC Liverpool
Quelle: Soccerverse
Um dieser Frage nachzugehen, haben Schoch und Brandes die Perspektive gewechselt und das Verfahren der FIFA-Länderweltrangliste mit angepassten Parametern auf den Klubfussball übertragen. «Soccerverse gibt uns die Möglichkeit, datengetrieben zu untersuchen, welche Konsequenzen Veränderungen für das Rankingverfahren der FIFA hätten und wie das bestehende System zu bewerten ist.» 
Mehr als plausibel machen lassen sich Rankings allerdings nicht. Sie sind niemals gänzlich objektiv, sondern beruhen immer auf primären Annahmen: «Die Berechnungsvorschrift eines Rankings ist immer menschengemacht. Deshalb drückt jedes Verfahren subjektive Entscheidungen aus», erklärt der ETH-Professor. Trotz dieses unumgänglichen Handicaps sei es wichtig, der ausgewogensten Lösung möglichst nahe zu kommen. Denn Rankings sind wirkungsstark: «Die Überzeugungskraft der Ergebnispräsentation ist sehr gross, völlig unabhängig davon, wie das Ergebnis zustande gekommen ist.» 

Stoff für zukünftige Projekte

Neben Verbesserungsvorschlägen für bestehende Rankingverfahren arbeiten die Entwickler auch auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse hin. «Wir haben Soccerverse grösstenteils in Freizeitarbeit realisiert und wollen es noch stärker auf die Forschung ausrichten. Schön wäre es auch, Studenten eine aktive Beteiligungsmöglichkeit zu bieten», sagt Schoch. Angestrebt werde zudem der Einbezug der Erkenntnisse in künftige Lehrveranstaltungen, welche sich mit der Systemanalyse und Rankingverfahren beschäftigen, fügt Brandes an. 
Bezüglich des Ziels, vielleicht gar die FIFA zu Verbesserungen anzuregen, sind die beiden Forscher jedenfalls bereits optimistisch: «Damit unsere Vorschläge glaubwürdig sind, müssen sie bei der Umsetzung mit realen Daten funktionieren. Dieser Punkt gelangt allmählich in Sichtweite. Soccerverse ist aber kein abgeschlossenes Projekt, sondern steht erst am Anfang seiner Entwicklung.» Von der Plattform ist also noch einiges zu erwarten, sowohl im Aspekt der Forschung als auch ihrer Einflüsse in der Praxis. Wie in jeder Wissenschaft ist der Prozess ein stetiger: eine ständige Annäherung an die Wirklichkeit.
Stand der Daten ist der 16. Mai 2018
Anmerkung: Dieser Bericht von Nicolas Kessler ist ursprünglich auf ETH-News erschienen.

Autor(in) Computerworld Redaktion



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