Hürden für neue Mobilfunknetze

Schnell steigende Datenvolumina

Die Netzplaner müssen sehr kreativ und flexibel sein, um einerseits eine gute Netzabdeckung zu erreichen, ohne bestimmte Bevölkerungskreise unnötig zu provozieren und zur Einsprache zu reizen. So können bei Kleinzellen in Innenstädten, Bahnhöfen und Flughäfen die Sender zum Beispiel in Strassenlaternen, Litfasssäulen, Kirchtürmen oder unter Kanaldeckeln verbaut werden. Neben der möglichst nahtlosen Versorgung steht wegen der weiter steigenden Datenvolumina eine möglichst hohe Netzkapazität im Vordergrund.
Beispiele zum Aufbau von Mobilfunksendern mit durch Einsprachen verhinderten Teilsegmenten
Quelle: Rüdiger Sellin
Dieser Trend besteht weltweit. So ist der mobile Datenverkehr gemäss Ericsson Mobility Report in den letzten zehn Jahren um das fast 300-Fache gestiegen. Seit 2011 sind dank der Einführung von 4G/LTE-Netzen 5,5 Milliarden neue Smartphone-Verträge unterzeichnet worden und mehr als 20 000 verschiedene 4G-fähige Modelle auf dem Markt erhältlich. Der Report zeigt, dass der technologische Lebenszyklus von 5G-Geräten früh startete und sie heute bereits 23 Prozent des weltweiten Volumens ausmachen, während es bei 4G/LTE zum gleichen Zeitpunkt nur 8 Prozent waren.
Dies erklärt neben der rasant wachsenden Anzahl von IoT-Anwendungen das exponentielle Wachstum des mobilen Datenverkehrs. Im dritten Quartal 2021 stieg der Datenverkehr im Mobilfunknetz im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent auf rund 78 Exabyte (EB), einschliesslich des von Fixed Wireless Access Services (FWA) generierten Datenverkehrs. In diesem Zeitraum wurde mehr mobiler Datenverkehr generiert, als bis Ende 2016 der gesamte Mobilfunkverkehr ausmachte. Dieser soll gemäss neuen Prognosen bis Ende 2027 voraussichtlich 370 EB erreichen. Erweiterte Netzkapazitäten tun also not, sonst droht bald der Datenstau.

Starkes Wachstum bei 5G

Gemessen an der wachsenden Zahl der Kundenverträge, ist 5G auf dem besten Weg, bis 2027 die dominierende mobile Zugangstechnologie zu werden. Den Prognosen zufolge wird 5G bis dahin voraussichtlich rund 50 Prozent aller Mobilfunkabonnements weltweit ausmachen, 75 Prozent der Weltbevölkerung versorgen und 62 Prozent des weltweiten Smartphone-Verkehrs tragen. Dazu trägt die verzögerungsfreie und breitbandige Datenübertragung bei, die etwa beim beliebten mobilen Streamen oder bei Liveübertragungen sofort ins Auge fällt.
Schon heute ist 5G laut Ericsson die bisher am schnellsten wachsende Mobilfunkgeneration überhaupt, was durch geschätzte fast 660 Millionen 5G-Verträge bis Ende 2021 bekräftigt wird. Der Anstieg ist auf eine unerwartet starke Nachfrage in China und Nordamerika zurückzuführen, zu der sinkende Endgerätepreise beitrugen. Allein im dritten Quartal 2021 gab es weltweit einen Nettozuwachs von rund 98 Millionen 5G-Verträgen, während es bei 4G/LTE lediglich 48 Millionen neue Verträge waren. Es wird geschätzt, dass 5G-Netze bis Ende 2021 von mehr als 2 Milliarden Menschen genutzt werden.
In Westeuropa ist 4G die vorherrschende Zugangstechnologie, auf die Ende 2021 80 Prozent aller Verträge entfielen. Es wird prognostiziert, dass 4G bis 2027 auf 16 Prozent und WCDMA/HSPA, also 3G, auf praktisch 0 Prozent der Verträge zurückgehen wird, da die Nutzer zu 5G migrieren. Rund 60 Netzbetreiber haben in Westeuropa bereits 5G-Dienste eingeführt. Der Anteil der 5G-Verträge wird bis Ende 2027 voraussichtlich 83 Prozent erreichen.

Ausbau bleibt Anspruchsvoll

Planung und Konzeption eines öffentlichen Mobilfunknetzes sind sehr anspruchsvoll. Nur selten sind der Wunschstandort eines Senders und der spätere Standort identisch. Die wachsende Datenmenge bedingt aber ein deutlich höheres Tempo beim Ausbau, der durch die schwierige Standortsuche gebremst wird. Parallel zur Einsprachenmentalität bleibt die Erwartungshaltung der Bevölkerung trotzdem hoch. Konzeption, Bau und Betrieb der Mobilfunknetze bleiben daher eine Herausforderung.

Rüdiger Sellin
Autor(in) Rüdiger Sellin




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