Schwieriger Start 17.06.2016, 13:07 Uhr

Noch blockieren die Schweizer Banken Apple Pay

Noch im Sommer soll mit Apple Pay in der Schweiz bezahlt werden können. Kunden benötigen dafür allerdings eine spezielle Kreditkarte. Credit Suisse, UBS & Co. sperren sich.
Das Bezahlsystem Apple Pay wird es voraussichtlich schwer haben in der Schweiz. Die fünf grössten Schweizer Banken werden das Mobile Payment mit dem iPhone zunächst nicht unterstützen. Weder Credit Suisse, PostFinance, Raiffeisen, UBS noch ZKB wollen vorläufig ihre Kreditkarten für Apple Pay freischalten. Einzig die Cornèr Bank als Herausgeber der BonusCard und Cornèrcard sowie der Prepaid-Anbieter Swiss Bankers sichern Apple die Unterstützung zu.

Apple Pay funktioniert ausschliesslich mit Kreditkarten. Die Kunststoffkarten werden in dem Bezahlsystem auf dem Smartphone elektronisch hinterlegt. Dabei nutzt Apple ein «Secure Element», in dem ein verschlüsselter Token (erzeugt aus den Kreditkartendaten) gespeichert wird. Den Token erhält der Benutzer vom Kartenherausgeber, also seiner Bank respektive Finanzdienstleistern wie BonusCard, Swisscard oder Viseca.

BonusCard war nach Apples Ankündigung am Montagabend der ersten Schweizer Anbieter, der dem iPhone-Konzern die Unterstützung zusagte. Das Unternehmen werde ab diesem Sommer die Zahlung mit Apple Pay ermöglichen, heisst es in einer Mitteilung. Stefan Bolt, CEO der BonusCard, ist sich seiner Pionierrolle bewusst: «Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Kunden als eines der ersten Finanzdienstleistungsinstitute in der Schweiz Apple Pay anbieten können.»

Ausschliesslich Prepaid-Kreditkarten vertreibt das Finanzdienstleistungsunternehmen Swiss Bankers. Die Berner werden auf der Schweizer Webseite zu Apple Pay aufgeführt. Aktionäre des Konzerns sind Credit Suisse, Kantonal- und Regionalbanken, PostFinance sowie Raiffeisen. Alle fünf zählen bemerkenswerterweise eher zu den Gegnern des iPhone-Bezahlsystems, wie eine Umfrage von unserer Schwester Computerworld ergab.

Nächste Seite: Banken leisten Widerstand

Die Schweizer Finanzdienstleister bieten Apple Pay bis anhin Paroli. Ein Beispiel ist das Schwergewicht Swisscard: «Im Moment ist eine Einführung von Apple Pay für Credit-Suisse-Kreditkarten nicht bekannt», erklärt Urs Knapp aus der Medienstelle von Swisscard, auf Anfrage. Und weiter: «Swisscard beobachte die technischen Entwicklungen im Markt aufmerksam. Wir sind daran interessiert, das Angebot auf das sich verändernde Kundenbedürfnis abzustimmen.» Das Unternehmen ist Herausgeber von unter anderem den Kreditkarten von Credit Suisse. Es verwaltet nach eigenen Angaben rund eine Million Kreditkarten der Anbieter American Express, MasterCard und Visa in der Schweiz.

Eine weitere Million Schweizer Kreditkarten gibt Viseca heraus, unter anderem für die Bank Coop, Clientis, Migros Bank, Kantonalbanken, Raiffeisen und Valiant. Auf Anfrage heisst es seitens des Mutterhauses, dem Zahlungsterminal-Hersteller Aduno: «Viseca Card Services als Kartenherausgeberin ihrer Aktionärs- und Partnerbanken bietet derzeit keine Zahlungen mit Apple Pay an», so Nadine Geissbühler, Media Relations Manager der Aduno Gruppe.

Keine Schweizer Partner für Apple

Ein grosser Viseca-Kunde ist die Zürcher Kantonalbank. «Ob und wann die Nutzung von Kreditkarten unserer Kunden für Apple Pay möglich ist, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen», erklärt Katharina Wälchli, Media Relations der ZKB, auf Anfrage. «Die Zürcher Kantonalbank ist Partner von Twint/Paymit und gehört nicht zu den Partnern von Apple Pay», dämpft sie die Erwartungen. Etwas offener gibt sich PostFinance: «Ob und wann die Bezahlung mit einer PostFinance-Kreditkarte über Apple Pay allenfalls in Zukunft möglich sein wird, können wir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht beantworten», schreibt Reto Kormann, Mediensprecher bei PostFinance. Aktuell sei das Bezahlen aber nicht möglich.

Die Kreditkarten der UBS lassen sich gleichfalls nicht mit dem Apple-Dienst nutzen. «Unser Fokus liegt auf der Einführung der plattformunabhängigen offenen Schweizer Lösung Paymit/Twint», erklärt Igor Moser aus der Schweizer Medienstelle der Grossbank.

Nächste Seite: «Twint begrüsst Wettbewerb»

Als Wettbewerber zu Apple Pay positionieren die Schweizer Banken ihre eigene Lösung Twint. Das System als Kombination von Paymit und Twint werde im Laufe des Herbstes lanciert werden, heisst es in einer Mitteilung anlässlich dem Schweiz-Start von Apple Pay. «Twint begrüsst Wettbewerb. Das hilft, mobile Bezahllösungen noch attraktiver zu machen», lässt sich Thierry Kneissler, CEO von Twint, zitieren.

Kneissler betont die Offenheit von Twint und die Tatsache, dass es sich um eine Schweizer Lösung für mobiles Bezahlen handle. Weder die Kunden, die Händler noch die Kreditinstitute müssten sich auf eine Mobiltelefon-Plattform beschränken und könnten von «viel Zusatznutzen» profitieren. Hier dürfte die Integration von Kundenbindungsprogrammen gemeint sein. Coop und Migros (Supercard respektive Cumulus) hatten schon erklärt, Twint ausschliesslich Transaktionsdaten übermitteln zu wollen.

Der Widerstand der Schweizer Banken dürfte ausserdem finanzielle Gründe haben: Die Herausgeber von Kreditkarten müssen bei Zahlungen mit dem iPhone einen Teil der Umsätze an Apple abgeben. Zum Marktstart von Apple Pay in Grossbritannien war die Rede von 0,15 Prozent der Transaktionssumme, die der Mac-Konzern für sich beansprucht. Den Anteil für Apple haben britische Banken schon erfolgreich gedrückt, berichtete die «Financial Times». Schweizer Banken wollten sich auf Anfrage nicht zu den finanziellen Details von Apple Pay äussern.




Das könnte Sie auch interessieren