Business-Netzwerke 28.03.2015, 14:04 Uhr

Linkedin: "Nutzer schätzen unsere Plattform"

Neue Dienste, Übernahmen, Wachstum: Linkedin-Geschäftsführer Till Kaestner erläutert Strategien und Karriereplanung mit Hilfe von Business-Netzwerken.
Linkedin-Geschäftsführer Till Kaestner
(Quelle: Linkedin)
Jobbörse, Werbeplattform und zuletzt die Recruiting-Suche Careerify: Linkedin wächst zurzeit nicht nur organisch, sondern auch durch Übernahmen. Durch die neuen Dienste soll das Netzwerk für Bewerber und Personaler noch praktischer werden. Besonders stark ist das Mitgliederwachstum zurzeit in Deutschland: Im vergangenen Jahr gewann Linkedin im deutschsprachigen Raum etwa eine Million Nutzer. Hintergrund: Fach- und Führungskräfte planen ihre Karriere längst international - und werfen deshalb ihre Netze global aus.
 
Im Interview mit unserer Schwesterpublikation INTERNET WORLD Business erläutert Till Kaestner, Linkedins Verantwortlicher für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum, Wachstumsstrategien und den Umgang mit Netzwerken.
 
Linkedin gibt an, eine Million Nutzer in Deutschland gewonnen zu haben: Was ist der Grund für den starken Anstieg in den letzten Monaten?
Till Kaestner: Seit Anfang 2015 haben wir sechs Millionen LinkedIn-Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das ist ein Plus von einer Million Mitgliedern innerhalb von sieben Monaten. Wir wollen für unsere Nutzer der Dreh- und Angelpunkt für ihre berufliche Identität werden. Offenbar finden unsere Mitglieder unsere Angebote dafür nützlich, das Wachstum ist seit ungefähr zwei Jahren konstant, obwohl wir keine klassische Werbung für LinkedIn machen.
 
Wie wichtig ist der deutsche Markt für Linkedin und warum?
Kaestner: Deutschland ist für uns der stärkste Wachstumsmarkt in Europa. Der Fachkräftemangel ist hier in vielen Branchen Realität. Viele Unternehmen, die darunter leiden, suchen Fach- und Führungskräfte auch international und dabei können wir natürlich besonders gut helfen. Wir arbeiten bereits mit 29 der DAX 30 Unternehmen zusammen, aber gerade im Mittelstand ist noch viel Luft nach oben.
 
Xing habe, so meinen Personaler im deutschsprachigen Raum, die detaillierteren Personendaten: Warum ist das so und was tut Linkedin dagegen?
Kaestner: Wir stellen Ihnen gerne Personaler vor, die das anders sehen. Wie gerade erwähnt, vertrauen uns 29 der DAX 30-Konzerne oder auch Mittelständler wie Carl Zeiss.
 
Xing hat vor Kurzem eine Jobbörse übernommen - ist das auch eine Strategie für Linkedin?
Kaestner: Da muss ich Sie um Verständnis bitten, dass wir als börsennotiertes Unternehmen zu Spekulationen wie eventuellen Käufen keine Stellung nehmen. Unsere wichtigste Strategie bleibt der Mehrwert für unsere Nutzer. Es gibt unterschiedliche Wege, das zu erreichen.
 
Überhaupt kauft Xing viele Dienstleistungen zu:Eventplanung Amiando, die Bewertungsplattform Kununu, um die eigenen Services zu erweitern. Wie wächst Linkedin?
Kaestner: Wir wollen der Dreh- und Angelpunkt für die berufliche Identität unserer weltweit mehr als 347 Millionen Nutzer sein. Dieses Versprechen ist der stärkste Wachstumstreiber: Pro Sekunde kommen zwei neue Mitglieder dazu. Wir kaufen dann Unternehmen, wenn uns das bei diesem Versprechen hilft und sie unsere Nutzer und Kunden weiterbringen. Vor Kurzem haben wir Careerify erworben haben. Das Unternehmen gleicht offene Stellen innerhalb einer Organisation mit vorhandenen Mitarbeiterprofilen ab, das Stichwort ist ‚Internal Mobility‘. Das ist etwas für unsere Talent Solutions. In diese Kategorie gehört auch unsere Akquisition von Bright (Arbeitsvermittler) im Februar. Unsere Optionen im Marketingbereich haben wir mit dem Kauf von Bizo (Werbeplattform) im Sommer letzten Jahres ausgebaut. Unser Nachrichtendienst Pulse, den jeder Nutzer individuell konfigurieren kann, war ebenfalls eine Akquise und SlideShare gehört auch zu LinkedIn.
 
Im letzten Quartal hat Linkedin die schwarzen Zahlen wieder erreicht - was war der Grund für die Verluste zuvor?
Kaestner: Investitionen, unter anderem in China und im arabischen Raum.
 
Wie unterscheidet sich die Nutzung der deutschen Mitglieder von derjenigen in den USA – nehmen die deutschen Mitglieder zum Beispiel andere Services stärker in Anspruch?
Kaestner: Die deutschsprachigen Mitglieder sind sehr aktiv -beispielsweise engagiert sich jeder vierte Nutzer in Gruppen. Für alle unsere Nutzer interessant ist unser Dreiklang aus "Network", also die Gelegenheit, das eigene Netzwerk auszubauen, "Opportunity", das heisst die Möglichkeit, an der beruflichen Laufbahn zu arbeiten und "Knowledge" - wir bieten über unser Influencer-Programm, unseren Nachrichtendienst Pulse und natürlich die Posts von Mitgliedern interessante Informationen.
 
Linkedin gilt unter deutschen Mitgliedern als unstrukturiert und unübersichtlich. Das scheint ein kulturelles Problem zu sein - aber wie kann eine internationale Plattform mit regionalen Unterschieden umgehen?
Kaestner: Unser Wachstum in der Region zeigt doch, dass die deutschsprachigen Nutzer unsere Plattform und unsere Dienste schätzen. Unsere sogenannten Premium-Konten sind übrigens Geschäftslösungen für Selbstständige und Kleinstunternehmen. Dem regulären Nutzer stellen wir alle notwendigen Funktionen umsonst zur Verfügung.



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