Metadaten auswerten 23.06.2016, 16:05 Uhr

Was deine Tweets über dich verraten

Metadaten können sehr viel über User verraten. Wie viel man durch die Kombination der Informationen zweier unabhängiger Online-Dienste über User herausfinden kann, zeigt das Projekt "Tweetmap".
(Quelle: george studio / Shutterstock.com)
Datenschutz in der vernetzten Welt: Wissen, wie das Haus der Oma eines Users aussieht, obwohl der Twitter-User nie ein Bild davon gepostet hat? Den Namen seiner Freundin kennen, auch wenn er deren Identität nirgendwo preisgegeben hat? Von deren Schwangerschaft wissen, auch wenn sie ihm das noch gar nicht gesagt hat? Das geht doch nicht, denkt wohl der normale User. Doch hier bewahrheitet sich einmal wieder in der Digital-Ära die alte Toyota-Weisheit: Nichts ist unmöglich.
Möglich machen die Transparenz in diesem Fall Metadaten. Neben dem eigentlichen Inhalt werden bei jedem Telefonat, jeder E-Mail oder WhatsApp-Nachricht weitere Informationen übertragen. Diese Daten über Daten oder "Informationen über Inhalte, nicht aber die eigentlichen Inhalte", wie die NSA sie nennt, übermitteln Absender und Empfänger einer Kommunikation. Gesprächsdauer und Standorte der Teilnehmer inklusive.
Tweetmap: So viele Tweets wurden am 4. Mai 2016 in München abgegeben - alle mit Geodaten versehen
Quelle: Screenshot Tweetmap.inosoft.de
Und so lassen sich entweder in der reinen Analyse der Metadaten oder in der Kombination mit anderen Internet-Diensten zahlreiche Details über User herausfinden. Wie einfach das geht, hat das Software-Unternehmen Inosoft mit seiner "Tweetmap" jetzt bewiesen.
"Wir wollten uns das Thema Metadaten einfach in einer Feldstudie aus verschiedenen Blickwinkeln anschauen", erklärt Inosoft-Vorstand Thomas Winzer die Motivation für das Projekt. Herausgekommen ist eine interaktive Karte, die Geodaten von Twitter mit Google Maps, Earth und Street View kombiniert. Entwickelt wurde die Tweetmap ohne Mithilfe der Unternehmen, nur mit den öffentlich zur Verfügung stehenden APIs.
Neben den Tweets, die ja immer öffentlich einsehbar sind, gelangen auch die Positionsdaten ins Netz, sobald der Twitter-User sich lokalisieren lässt oder auf automatisches Geotagging umstellt. Über den Browser, der mit der IP-Adresse ein Gebiet eingrenzt, sind diese Daten relativ ungenau. Mit iOS- und Android-Apps funktioniert das Orten des Users via GPS allerdings bis auf wenige Meter.

Wissen, wo ein User wohnt und wann er zuhause ist

Kombiniert man diese Metadaten, also nur Zeit und Ort des abgegebenen Tweets, von Twitter jetzt zum Beispiel mit Google Maps, lässt sich herausfinden, wo der Twitterer wohnt, welche Bars er gerne besucht oder wann er sich auf einer Reise befindet. Aber zum Beispiel auch, wie das Haus seiner Oma aussieht, auch wenn er noch nie ein Bild von diesem getwittert hat. Für dieses Szenario genügt es, wenn er zuerst twittert, dass er sich heute auf Omas Apfelkuchen freut, dann etwas von unterwegs, entlang einer grösseren Strasse oder einer Bahnlinie zum Beispiel, und dann ein "Angekommen". So lässt sich mit Street View sogar sehen, wie das Haus der Oma aussieht. Kombiniert man diese Erkenntnisse mit Tweets anderer User, kann man ausserdem mit grosser Wahrscheinlichkeit jede Menge persönlicher Details über sein Netzwerk und Privatleben sagen.
Warum sollte sich allerdings irgendjemand diese Mühe geben, fragt jetzt vielleicht der naive Twitter-Nutzer. "Alle Informationen sind hilfreich, um den User digital erkennbar zu machen", sagt Winzer. Für Unternehmen wie Facebook, Google und Co sind Metadaten sehr interessant. Auch ein Grund, wieso WhatsApp sich zwar als Privatsphäre-Retter gibt, indem Kommunikation standardmässig verschlüsselt wird, Metadaten aber weiterhin überträgt.
Denn wer, wann, wie lange, von wo aus und wie oft mit wem kommuniziert, ist oft aussagekräftiger als was eigentlich gesagt wird. Und vor allem: "Metadaten sind standardisiert. Sie sind viel vergleichbarer als Kommunikationsdaten", bekräftigt Winzer. Sie sind einfach zu sammeln und zu analysieren - mathematisch, clean, präzise.




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