14.06.2012, 00:00 Uhr

Soll man die eigenen Kinder im Notfall orten lassen? Wenn ja, wie?

Etwa 50?000 Mädchen und Jungen werden jedes Jahr in Deutschland als vermisst gemeldet. Der Grossteil der Fälle klärt sich zwar in kurzer Zeit wieder auf. Dennoch machen sich viele Eltern immer wieder Sorgen, wo ihre Kinder bleiben. Der deutsche Hightech-Verband BITKOM weist darauf hin, dass spezielle Ortungsdienste hier helfen können. Denn das Wissen um den Aufenthaltsort der eigenen Kinder bedeutet zusätzliche Sicherheit. Der Verband rät zudem, die Nutzung von Ortungsdiensten mit den Kindern ab einem bestimmten Alter offen und vertrauensvoll zu besprechen. Ein transparenter Umgang der Eltern mit der technischen Kontrollmöglichkeit ist aus BITKOM-Sicht notwendig, Heimlichtuerei würde das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern belasten. BITKOM weist zudem darauf hin, dass sich die Lokalisierungsdienste missbrauchen lassen. Ortungsdienste dürfen nicht zur Überwachung Dritter eingesetzt werden. Wer ohne Zustimmung Mitarbeiter oder seinen Partner orten lässt, macht sich strafbar.

 Auf dem Markt für Ortungsdienste gibt es unterschiedliche Angebote für Eltern. Der BITKOM stellt einige von ihnen vor:

Dienste für Ortungen von Kleinkindern über kurze Distanzen

In dicht gedrängten Menschenmengen können Kleinkinder schnell verloren gehen. In solchen Fällen sind Ortungsgeräte praktisch, die portabel sind und über kurze Distanzen funktionieren. Systeme dieser Art, etwa Icare, bestehen zumeist aus einem Empfänger und einem Sender. Letzterer, ungefähr so gross wie eine Zigarettenschachtel, wird in der Jacke oder dem Rucksack des Kindes befestigt. Auf dem Display des Empfängers können die Eltern anhand einer Kartendarstellung schnell erkennen, wo sich der eigene Nachwuchs befindet. Das System signalisiert ausserdem, wenn das eigene Kind einen vorher festgelegten Bereich verlassen hat. Zudem werden die Eltern mittels Alarm gewarnt, sollte ihr Kind ins Wasser fallen. Der Ortungsradius beträgt bis zu 3 Kilometer. Aufgrund der eingesetzten Funktechnologie kann die Übertragungsreichweite in eng bebauten Umgebungen jedoch geringer ausfallen. Sender und Empfänger kosten zusammen einmalig bis zu 300 Euro. Für die Lokalisierung und den Betrieb des Systems entstehen keine Kosten.

 Dienste für Ortungen von Kleinkindern über grössere Distanzen

Für die Ortung über grössere Distanzen müssen die Standortdaten per Mobilfunk übertragen werden. Für Kinder, die zu jung für ein eigens Handy sind, gibt es beispielsweise Armbanduhren mit eingebautem GPS-Chip und Mobilfunkmodul. Diese senden das Standortsignal über das Handynetz an den Ortungsanbieter. Über dessen Online-Portal oder per SMS können Eltern eine Positions-Abfrage starten. Der aktuelle Standort wird dann auf der Website des Anbieters angezeigt. Der Service erlaubt zudem die Einrichtung sogenannter Sicherheitszonen, wie der Schule oder der eigenen Wohnung. Verlässt das Kind den vorher definierten Bereich, werden die Eltern per E-Mail oder SMS informiert. Zudem wird eine Alarm-Meldung verschickt, wenn sie vor dem Ablegen nicht deaktiviert wurde. Da die Standortdaten über das Mobilfunknetz übermittelt werden, entstehen Kosten für den Service, die zwischen 11 und 16 Euro pro Monat liegen. Die Armbanduhr kann im Übrigen nur mit einem speziellen Schlüssel abgelegt werden. Damit soll sichergestellt werden, dass die Uhr im Worst Case nicht einfach abgestreift werden kann. Viele Eltern überantworten den Schlüssel ihrem Kind, verbunden mit der Auflage, ihn an einem geschützten Ort aufzubewahren.

 Ortung per Handy

Bei älteren Kindern, die schon ein Mobiltelefon benutzen, gibt es weitere Möglichkeiten zur Lokalisierung. Anbieter wie www.trackyourkid.de oder www.handyortung.info können Handys über das Mobilfunknetz orten. Hierfür wird der Aufenthaltsort aus der Signalstärke, Laufzeit und Antennenrichtung bestimmt. Ein GPS-Chip im Mobiltelefon selbst ist nicht notwendig. Nach der Registrierung auf der Website des Anbieters können Eltern über das Webportal oder eine SMS die Ortung starten. Anschliessend erhalten sie den aktuellen Standort ihres Kindes. Die Genauigkeit der Lokalisierung ist allerdings geringer als bei Systemen, die GPS-Daten nutzen. In Ballungsräumen mit vielen Mobilfunkzellen kann sie einige hundert Meter betragen, in ländlichen Regionen kann sie auf über einen Kilometer steigen. Die Ortung des Handys über das Mobilfunknetz kostet pro Lokalisierung eine Gebühr. Viele Anbieter verkaufen vorausbezahlte Pakete, in denen einige Ortungen enthalten sind.

 Ortung per Smartphone-App

Haben sowohl Eltern als auch Kinder ein Smartphone, können Apps zur Ortung eingesetzt werden. Die kleinen Programme ermöglichen die Lokalisierung von Kindern von unterwegs. Einige der Apps, wie Footprint oder Family Tracker, richten sich explizit an Eltern. Der Standort des Kindes wird per GPS-Chip im Smartphone erfasst und über die Mobilfunkverbindung verschickt. Die Eltern können auf einer Kartendarstellung in der App die Bewegungen des Kindes nachvollziehen. Auch Sicherheitszonen können eingerichtet werden, bei deren Verlassen die Eltern informiert werden. Die Apps können bis zu 3 Euro im Jahr kosten. Dienste zum Lokalisieren von Freunden, etwa Find my Friends von Apple oder Latitude von Google, können auch für Familien interessant sein. Zwar lässt sich die Ortungsfunktion von Eltern und Kindern jederzeit deaktivieren. Dafür dürfte die Akzeptanz, insbesondere bei Teenagern, grösser sein. Die Dienste von Apple und Google sind auf Smartphones häufig schon vorinstalliert. Für eine Nutzung ist nur eine Registrierung notwendig. Für Ortungsdienste auf dem Smartphone sollte ausserdem ein Datenvertrag abgeschlossen werden, da die Standortdaten über das mobile Internet übertragen werden. (ph) http://www.bitkom.org

Siehe auch: Schweizer Kinder-Telefon ?Fröschli? mit SOS-Knopf, GPS- Ortung und Helpline für Kids, Handyüberwachung von Kindern: Mehr Sicherheit oder totale Kontrolle?, Britische Teenager sind durch Internetnutzung handysüchtig



Das könnte Sie auch interessieren