KI-Tipps 27.03.2024, 12:12 Uhr

Praxistipps für ChatGPT

Gewusst, wie: Wir zeigen, wie man den KI-Chatbot ChatGPT effizient nutzt und was er alles kann – mit vielen Beispielen zum Ausprobieren.
(Quelle: Shutterstock/Tapati Rinchumrus)
Der Chatbot ChatGPT der Firma OpenAI hat es geschafft, praktisch aus dem Nichts zu einer der am weitesten verbreiteten KI-Anwendungen zu werden. Das allein wäre nicht Grund genug, diese künstliche Intelligenz genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber tatsächlich ist sie so fortschrittlich, dass alle von ihr profitieren können.
Wir zeigen in diesem Artikel viele praktische Beispiele und Anwendungen für die Nutzung im Alltag und im beruflichen Umfeld. Sie können direkt mit den von uns vorgeschlagenen Beispielen arbeiten, um zu sehen, was ChatGPT leistet. Oder noch besser: Sie passen die Beispiele auf Themen an, die Sie persönlich interessieren (und bei denen Sie abschätzen können, ob die Antworten für Sie tatsächlich brauchbar sind).

Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist ein sogenanntes Large Language Model (LLM) – ein KI-Modell, das darauf trainiert wurde, Sprache zu verstehen und Texte zu generieren. Um das zu können, arbeitet das Modell mit Wahrscheinlichkeiten und nicht mit echter Intelligenz.
Aufgrund der riesigen Menge an Texten, die im Modell enthalten sind, kommen meist elegant formulierte und oft auch richtige Antworten heraus. Ein grundlegendes Problem ist aber: Gibt es zu einer Frage keine klare Antwort, formulieren LLMs trotzdem eine Antwort, die sehr plausibel klingt. Deshalb müssen Antworten, die auf (angeblichen) Fakten beruhen, immer überprüft werden.
In diesem Artikel geben wir Ihnen Tipps zur aktuellen Gratisversion 3.5 von ChatGPT. Neuere Versionen des Chatbots ab 4.0 sind hingegen kostenpflichtig, haben aber den Vorteil, dass sie auch Informationen im Internet suchen können, was den Anwendern ermöglicht, die Quellen zu den Antworten direkt zu überprüfen.

So erhalten Sie Zugriff

Zugriff auf die Gratisversion von ChatGPT erhalten Sie unter dem Link chat.openai.com oder über die App «ChatGPT», die Sie sowohl im Apple Store (go.pctipp.ch/3277) als auch im Google Play Store (go.pctipp.ch/3276) finden. Wählen Sie nach dem ersten Start Sign Up, um sich anzumelden und folgen Sie dem Registrationsprozess, Bild 1.
Bild 1: Um ChatGPT zu nutzen, müssen Sie sich zuerst registrieren­
Quelle: PCtipp.ch
Die App und die Browserversionen haben im Prinzip denselben Leistungsumfang. Trotzdem lohnt es sich, beide Kanäle zu nutzen. Die Browserversion ist perfekt, um während der Arbeit am Computer von den vielen Möglichkeiten von ChatGPT zu profitieren. Die Smartphone-App hingegen entpuppt sich dank der Möglichkeit zur Spracheingabe (funktioniert auch mit Mundart) und Sprachausgabe als clevere Konversationspartnerin.

Erste Schritte

Wenn Sie sich im Webbrowser eingeloggt haben, sehen Sie unten im Fenster eine Einga­bemaske, Bild 2 A, über die Sie mit ChatGPT kommunizieren. Antworten werden im Verlauf der Konversation darunter angezeigt. Vergangene Konversationen sind links im Fenster aufgelistet B; in der App müssen Sie dazu auf die zwei Balken oben links tippen.
Bild 2: ChatGPT sieht wie ein typischer Messenger aus und lässt sich auch so verwenden. Links die Desktop-Variante, rechts auf dem Smartphone
Quelle: PCtipp.ch
Möchten Sie nur mündlich mit der App kommunizieren, klicken Sie rechts unten auf das Kopfhörersymbol C. Jeder Dialog in ChatGPT startet mit einer Aufforderung, was die künstliche Intelligenz tun soll. Im KI-­Jargon spricht man von einem «Prompt». Das können ganz einfache Aufgaben sein, zum Beispiel:
  • «Übersetze diesen Text auf Deutsch: [fremdsprachiger Text].»
  • «Fasse diesen Text in einfacher Sprache zusammen: [langer Text].»
  • «Ich habe noch Butter, Kartoffeln, Lauch und Äpfel. Was kann ich kochen?»
  • «Gib mir drei Ideen, wie ich meine Tochter an ihrem Geburtstag überraschen kann.»

«Was bedeutet das Wort Prokrastination?»

Die Chance ist gross, dass Sie zu all diesen Prompts eine gute (und korrekte) Antwort erhalten. Aber vielleicht sind Ihnen die Antworten zu allgemein oder sie passen nicht genau auf Ihre Situation. Deshalb lohnt es sich oft, gleich schon zu Beginn eine ausführlichere Aufforderung zu schreiben, die sich aus mehreren Teilen zusammensetzt, unter anderem den Folgenden:
  • Rolle: Weisen Sie der KI oder sich selbst eine Rolle zu. Beispiele: «Ich bin ein Vater/auf Stellensuche/ein Gärtner; Du bist eine Programmiererin/ein Bestseller-Autor/eine Event-Agentur.»
  • Aufgabe: Stellen Sie eine möglichst konkrete Aufgabe. Beispiele: «Schreibe einen Text; erkläre einen Begriff; finde ein Rezept.»
  • Einschränkungen: Grenzen Sie die gestellte Aufgabe mit zusätzlichen Informationen ein. Beispiele: «Nutze nur diesen Programmcode; darf keine Eier enthalten; such nur in italienischen Texten.»
  • Stil: Definieren Sie den Stil, in dem das Resultat formuliert werden soll. Beispiele: «als Gedicht; im Stil eines Marketingkonzepts; in Berner Mundart.»
  • Format: Legen Sie fest, wie der Output aussehen soll. Beispiele: «Zeige vier Beispiele; formatiere mit HTML; erstelle eine alphabetische Liste.»
  • Zielpublikum: Geben Sie an, für welches Publikum das Resultat gedacht ist. Beispiele: «für Star-Trek-Fans; für Kinder unter 5 Jahren; für Patent­anwälte.»
Ein etwas ausführlicher Prompt könnte zum Beispiel so aussehen: «Du bist ein Geschichtsprofessor. Mache eine Liste mit den zehn reichsten historischen Figuren, geordnet nach Grösse des Vermögens. Nur Menschen, die vor dem 20. Jahrhundert gelebt haben. Die Liste ist für Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 Jahren gedacht.»
Das Resultat ist – in unserem Fall – eine Auflistung von zehn Personen, die diese Kriterien erfüllen (Wichtig: Immer nachprüfen, ob die Antwort tatsächlich stimmt), Bild 3.
Bild 3: Die Antwort von ChatGPT
Quelle: PCtipp.ch

Im Dialog das Resultat verbessern

Anders als zum Beispiel bei einer Google-­Suche gibt es bei ChatGPT nicht einfach ein Resultat. Was als Antwort erscheint, ist im Prinzip ein erster Wurf. Darauf können Sie eine nächste Anweisung aufbauen, zum Beispiel mit: «Erweitere die Liste um zehn Einträge», «Liste nur vermögende Frauen auf» oder «Liste nur Menschen aus Europa auf».
Interessant sind aber auch die Möglichkeiten, die Antwort zu formatieren, zum Beispiel so: «Erstelle daraus eine Tabelle: in der ersten Spalte der Name, in der zweiten Geburts- und Todestag, in der dritten der Beruf.» Wenn Sie anschliessend die Tabelle betrachten, werden Sie unter Umständen feststellen, dass Sie noch mehr Informationen benötigen, zum Beispiel: «Füge eine Spalte an mit dem grob geschätzten Vermögen nach heutiger Berechnung.» Oder: «Füge zum Vergleich je eine Zeile mit den Daten von Bill Gates und John D. Rockefeller an.»
ChatGPT ist fähig, diese Anweisungen umzusetzen, sodass sie am Schluss das erwünschte Resultat erhalten, Bild 4.
Quelle: PCtipp.ch

Brainstorming

Bild 5: Diese Velotour wurde mit ChatGPT geplant
Quelle: PCtipp.ch
ChatGPT eignet sich hervorragend zum Brainstormen, also zum Generieren von Ideen – wofür auch immer Sie möchten. Gerade durch die Möglichkeiten des Dialogs lassen sich einzelne Vorschläge verfeinern, andere verwerfen, aber auch bereits Verworfenes wieder zurückholen und so weiter. Versuchen Sie es zu Beispiel so: «Welche Gebiete in der Schweiz sind besonders geeignet für Velotouren mit der Familie?»
In unserem Fall wird eine Liste mit sechs Regionen generiert, mit kurzen Beschrieben. So können Sie weitermachen: «Mir gefallen Punkt 4 und 6. Kannst Du die Vor- und Nachteile der beiden Vorschläge abwägen?»
Die Vor- und Nachteile werden nun aufgelistet. Weiterfragen könnte man zum Beispiel mit: «In welcher der beiden Regionen erreicht man mit einer Tagesetappe von 30 km eher passende Gruppenunterkünfte für 40 Personen?»
Und in einem nächsten Schritt kann man dann auch sehr konkret werden: «Plane eine viertägige Tour in der Region Engadin, mit Fahretappen und Vorschlägen für Unterkünfte.» In unserem Fall hat es geklappt: Der Vorschlag sieht auf den ersten Blick plausibel aus, Bild 5.

Texten

Als Large Language Model ist für ChatGPT der Umgang mit Texten eine der Hauptaufgaben. Dazu gehört einerseits das Zusammenfassen, Redigieren, Übersetzen und Umschreiben von Texten. Das Vorgehen ist einfach, zum Beispiel: «Fasse den folgenden Text in fünf Sätzen zusammen, sodass ein Fünfjähriger den Inhalt versteht. Dann übersetzte den Text zusätzlich auf Englisch. Hier ist der Text: [Fügen Sie den Text ein].»
Solche Aufgaben beherrscht ChatGPT praktisch fehlerfrei. Aber auch das Generieren von neuen Texten, ist kein Problem.
Gerne wird auf ChatGPT mit dem Generieren von Gedichten oder Songtexten gespielt. Das ist oft lustig, selten richtig gut, aber eben auch nicht eine Stärke der KI. Dafür ist ChatGPT besonders gut im Entwickeln von Texten für einen ganz bestimmten Zweck. Und auch hier gilt: Je genauer Sie den Auftrag beschreiben, desto besser wird das Resultat. Hier ein Beispiel zum Experimentieren:  «Schreibe Geburtstagswünsche für meine Arbeitskollegin.» Dieser Prompt ist allerdings sehr unspezifisch. In unserem Fall waren das Resultat zehn Vorschläge für Glückwünsche.
Besser: «Schreibe Geburtstagswünsche für meine Arbeitskollegin, mit der ich seit sieben Jahren im selben Büro sitze. Wir quatschen jeweils zusammen in den Arbeitspausen. Sie erzählt immer von ihren Katzen. Sie mag den Chef nicht besonders, weil er etwas arrogant ist. Sie ist sehr beliebt bei den Praktikanten. Sie mag Sonnenschein und hasst Regen. Ich arbeite sehr gerne mit ihr zusammen.»
Bild 6: Auch als Inspiration für Glückwunschkarten kann ChatGPT dienen
Quelle: PCtipp.ch
Nach diesem Prompt schreibt ChatGPT einen Brief, der sich auf die vorgegebenen Inhalte bezieht, Bild 6. Wenn Sie mit dem Resultat nicht zufrieden sind, geben Sie vor, in welche Richtung Sie den Text weiterentwickeln möchten, zum Beispiel:
  • «Schreibe herzlicher.»
  • «Lasse den Teil mit der Katze weg und schreibe noch etwas über die Pralinen, die ich ihr mit dem Brief schenken werde.»

Formatieren

Tabellen, so wie wir sie im ersten Beispiel gesehen haben, sind nur eine Art, wie die Ausgabe formatiert werden kann. Gerade, wer mit Texten arbeitet, hat vielleicht noch ganz andere konkrete Vorschläge. Das kann die Gliederung betreffen, aber auch Formatierungsanweisungen, wenn etwa der Text mit HTML-Codierung auf einer Webseite ausgegeben werden soll.
Möchte man etwa eine Kurzfassung unseres Artikels im Web veröffentlichen, könnte man den folgenden Prompt verwenden: «Erstellen Sie eine journalistische Neufassung für den folgenden Text. Verwenden Sie drei Bullet Points mit <ul>- und <li>-Tags, um den Inhalt am Anfang der Neufassung zusammenzufassen. Strukturieren Sie den Text in maximal sechs Absätzen mit zusätzlichen <p>-Tags. Fügen Sie nach jedem zweiten Absatz einen Untertitel ein, der mit <p>- und <b>-Tags gestaltet ist. Stellen Sie sicher, dass die Neufassung auf Deutsch erfolgt. Verwenden Sie nur diesen Text: [Dieser Artikel].»
Mit dieser detaillierten Anweisung wird das Resultat von ChatGPT mitsamt HTML-­Formatierung in der gewünschten Struktur ausgegeben.

Programmieren

ChatGPT schreibt für Sie Programmiercode, HTML, CSS oder alles andere, was Sie für die Entwicklung von Applikationen oder Webseiten benötigen. Hier ist es natürlich von Vorteil, wenn Sie entsprechende Kenntnisse haben: Diese benötigen Sie zum Formulieren passender Prompts, zum Anpassen des ausgegebenen Codes und für das Beseitigen von allfälligen Fehlern (denn auch hier arbeitet ChatGPT mit Wahrscheinlichkeiten).
ChatGPT hilft auch, ganze Apps zu entwickeln. Wenn Sie also eine Idee haben, können Sie den Prozess ganz einfach starten. Wir haben es damit probiert: «Du bist ein Programmierer. Schreibe einen Code in PHP für ein Sudoku-Spiel mit lösbaren Sudokus, mit Layout und Userinterface für eine dynamische Webseite.»
Tatsächlich ist ChatGPT fähig, ein funktionierendes Skript zu liefern. Bei uns erscheint allerdings der Hinweis, dass die Lösungslogik bisher nicht im Code implementiert ist. Und das haben wir so gelöst: «Bitte implementiere die Lösungslogik in den Code.», Bild 7.
Bild 7: ChatGPT kann ebenfalls Programmcode schreiben
Quelle: PCtipp.ch

Autor(in) Beat Rüdt




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