Verkaufen in die Schweiz
29.01.2015, 08:44 Uhr

Web-Händler reagieren kaum auf starken Franken

Seit die Schweizer Nationalbank vor zwei Wochen den Mindestkurs des Franken fallen liess, könnte die Schweiz ein Eldorado für deutsche Online-Händler sein. Aber die halten sich noch zurück.
Schweizer Flagge vor Bergen
(Quelle: Shutterstock.com/Natali Glado)
Diese Nachricht hatte kaum jemand aus der Finanz- und Handelswelt erwartet: Wie aus dem Nichts heraus gab die Schweizer Nationalbank vor zwei Wochen bekannt, dass der Mindestkurs des Schweizer Franken nicht mehr künstlich gegenüber dem Euro gestützt werden solle. Auf den anfänglichen Schock der Branche folgte das grosse Rätselraten: Was kommt jetzt? Die Frage beantworteten die Schweizer Verbraucher: Die kommen nämlich seither in Scharen über die Grenze und kaufen ein - zu dank der Stärke ihrer Währung konkurrenzlos günstigen Preisen.
Umgekehrt müsste eigentlich ein lukrativer Schuh für deutsche Händler, die in die Schweiz exportieren, daraus werden. "Wer in der Schweiz schon über einen eigenen .ch-Shop verkauft, verdient auf einmal, ohne irgendetwas zu tun, 20 Prozent mehr", fasst der Schweizer E-Commerce-Experte Thomas Lang von Carpathia Consulting die Lage zusammen. Auf die Frage, wie deutsche Online-Händler mit Schweizer Dependance am besten von der Situation profitieren könnten, hat er eine Antwort parat: "Ich würde jedem deutschen Online-Händler raten, die Preise in seinem Schweizer Shop jetzt um 20 Prozent zu senken. Dann verdienen sie immer noch soviel wie vorher, werden aber ungleich attraktiver für Schweizer Kunden." Auch gezielte Werbekampagnen in der Schweiz, die die Preisvorteile deutlich kommunizieren, kämen jetzt zum rechten Zeitpunkt, so Lang.
Das klingt absolut einleuchtend; umso erstaunlicher, dass noch kaum ein deutscher Online-Händler auf diese Weise reagiert. Der Bio-Textilienfakrikant Hess Natur mit Sitz im hessischen Butzbach hat angekündigt, die Preise in der Schweiz um 18 Prozent zu senken. Und Esprit gibt den Währungsvorteil vollumfänglich an die Kunden weiter: Seit Anfang der Woche kosten Produkte in den Schweizer Filialen und im Schweizer Online-Shop 20 Prozent weniger. Sonst hat Thomas Lang weder im stationären noch im Online-Handel vergleichbare Reaktionen deutscher Verkäufer auf die neue Situation gesehen. "Wir warten noch ab", heisst es beispielsweise bei Zalando, dessen Schweizer Ableger immerhin der viertgrösste Online-Shop im Eidgenossen-Staat ist.



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