Druck auf Facebook 29.05.2017, 08:02 Uhr

Instant Articles: Publisher verlangen mehr von Facebook

Die Unzufriedenheit wächst: Immer mehr Publisher üben Druck auf Facebook wegen seiner Instant Articles aus. Einige Medien sind inzwischen sogar wieder ausgestiegen. Auch deutsche Publisher stellen sich die Frage, wie viel Facebooks Instant Articles wirklich bringen?
(Quelle: Facebook)
Skepsis gab es gegenüber Facebooks Instant Articles von Anfang an. Inzwischen sind die ersten Medien schon wieder ausgestiegen, darunter der "Guardian" und die "New York Times". Stephan Scherzer, Hauptgeschäftsführer beim Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), nennt das einen "deutlichen Wakeup-Call für Facebook". Auch in Deutschland stellten sich viele Häuser die Frage, wie viel es bringe, auf Facebook dabei zu sein.

"Die Erkennbarkeit der Marke geht auf Facebook ein Stück weit verloren", sagt die Kommunikationswissenschaftlerin Wiebke Loosen vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg. Schon jetzt sei es so, dass viele Nutzer auf die Frage, woher sie ihre Nachrichten bekommen, schlicht "Facebook" antworteten - unabhängig von wem sie recherchiert und veröffentlicht werden. "Und das ist nicht im Interesse der Medien", sagt Loosen.

Hinzu komme, dass es bei vielen Verlagen ein Umdenken gebe: weg vom Versuch, alles zu tun, um die Reichweite zu maximieren, hin zu möglichst starker Leserbindung. "Instant Articles lassen sich schlecht mit Paid Content kombinieren", sagt Loosen. Denn wenn ein Verlag sich für seine digitalen Inhalte bezahlen lassen will, kann er sie kaum gleichzeitig kostenfrei bei Facebook verbreiten. "Die Verlage von 'Guardian' und 'New York Times' haben das als Experiment betrachtet", erklärt Loosen. "Und offensichtlich sind ihre Erwartungen nicht erfüllt worden."

Argumente für Instant Articles

Für Instant Articles gibt es aus Sicht der Expertin allerdings zwei schlagende Argumente: Wer seine Texte in dem sozialen Netzwerk veröffentlicht, kann damit seinen Leserkreis erheblich ausbauen und im Idealfall neue Zielgruppen erreichen. Und die Ladezeiten sind bei Instant Articles viel kürzer als auf Websites - das macht es für ungeduldige User attraktiv.

Hinzu kommt, dass sich mit Instant Articles über Werbung verdienen lässt: Nehmen Medien das selbst in die Hand, können sie die Einnahmen zu 100 Prozent behalten. Lassen sie sich von Facebook bei der Vermarktung helfen, sind es immerhin noch 70 Prozent. Ob sich die genannten Vorteile bezahlt machen, hänge aber sehr stark vom einzelnen Medium ab, betont Loosen.

Mehrfach skeptisch hat sich Mathias Müller von Blumencron geäussert, der Chefredakteur für den Bereich Digitale Medien bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Den Ausstieg des "Guardian" kommentierte er Ende April auf Twitter: "Instant Articles an den Konzern zu verschenken, macht schlicht keinen Sinn."

Dagegen gehörte "Spiegel Online" zu den ersten Medien in Deutschland, die es mit Instant Articles probiert haben. Torsten Beeck, dort Social-Media-Experte, findet das nach wie vor gut: "Wir sehen mehr Vorteile als Nachteile."

"Spiegel Online" profitiere von zusätzlicher Reichweite, Instant Articles seien userfreundlich und unterm Strich ein gutes Produkt, sagt er. Man müsse zugegebenermassen abwägen, was sich mehr lohne, zum Beispiel ob man durch den Verzicht auf Instant Articles mehr Traffic auf die eigene Plattform bekomme und das den Nachteil der höheren Ladezeiten ausgleiche.




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