South by Southwest
15.03.2018, 10:11 Uhr
SXSW 2018: Das Ende des Smartphones und der Vormarsch von AI
Die SXSW Konferenz in Austin, Texas, zieht Jahr für Jahr Vertreter der Digitalbranche in Heerscharen an. Patrick Benner, Inhaber und Geschäftsführer der Frankfurter Digitalagentur Artus interactive, war für uns live vor Ort.
Tim O’Reilly, Chef und Gründer des O'Reilly-Verlags, glaubt nicht daran, dass Maschinen unsere Jobs komplett übernehmen.
(Quelle: Patrick Benner)
Von Patrick Benner, Inhaber und Geschäftsführer von Artus interactive
Wie auch in den vergangenen Jahren bietet die SXSW spannende Keynotes und Sessions zu digitalen Innovationen sowie jede Menge Inspiration. Zudem macht sich in diesem Jahr ein Shift bemerkbar: Das Event ist technologischer und gleichzeitig abstrakter geworden. Technische Themen werden auch aus kultureller Sicht diskutiert. Wie etwa Künstliche Intelligenz (KI) im Detail funktioniert, wird immer komplexer. Daher geht es vielmehr um deren sinnvollen Einsatz, deren gesellschaftliche Relevanz und die Interaktion zwischen Mensch und Maschine.
Hier meine persönlichen Highlights der SXSW 2018:
1. Der Anfang vom Ende des Smartphones
Während ihre Zuhörer noch auf die Handys schauten, prognostizierte Zukunftsforscherin und Buchautorin Amy Webb den beginnenden Niedergang des Smartphones.
Natürlich meint Webb damit nicht, dass wir wie in den 1990ern wieder zu zweckgebundenen Geräten, wie Discman, Kamera, Telefon oder dem Fax, zurückkehren. Stattdessen sieht sie zum einen Potenzial darin, digitale Assistenz zukünftig noch näher an den Menschen zu bringen: Neben den schon bekannten Bluetooth-Kopfhörern, Smartwatches und Whristbands werden insbesondere smarte Brillen mit Augmented Reality als Interface dienen. Zum anderen werden immer mehr sprachgesteuerte Assistenten wie Alexa oder Google Home in den Haushalten zur Verfügung stehen und den Griff zum Smartphone überflüssig machen.
Natürlich meint Webb damit nicht, dass wir wie in den 1990ern wieder zu zweckgebundenen Geräten, wie Discman, Kamera, Telefon oder dem Fax, zurückkehren. Stattdessen sieht sie zum einen Potenzial darin, digitale Assistenz zukünftig noch näher an den Menschen zu bringen: Neben den schon bekannten Bluetooth-Kopfhörern, Smartwatches und Whristbands werden insbesondere smarte Brillen mit Augmented Reality als Interface dienen. Zum anderen werden immer mehr sprachgesteuerte Assistenten wie Alexa oder Google Home in den Haushalten zur Verfügung stehen und den Griff zum Smartphone überflüssig machen.
2. Don’t overinvest in Screens: Aus Mobile first wird Voice first
Der sprachbasierte Dialog hat weitreichende Konsequenzen. Auch Hector Ouilhet, Head of Design für Google Search und Assistant Produkte, befasste sich in seinem Vortrag mit "Conversational User Interfaces". Anders als screen-basierte Suchmaschinen liefern Google Home und Alexa oft nur eine konkrete Antwort statt einer Liste von Ergebnissen. Damit nimmt AI dem User Entscheidungen ab - ob er das nun möchte oder nicht. Marken müssen sich daher Gedanken machen, wie sie ihre Inhalte und Produktinformationen so aufbereiten, dass die AI sie präferiert und dem Konsumenten anbietet.
3. AI ist keine Vision: Wir sind umgeben davon
Keiner wird es länger vermeiden können, sich mit Technologien wie AI, Machine Learning, Algorithmen oder Blockchain auseinanderzusetzen. Vom Spam Filter bis zu Smart-Home-Produkten übernehmen bereits heute datenbasierte, intelligente Lösungen verschiedenste Aufgaben, die uns das Leben erleichtern sollen. Und die Artificial Norrow Intelligency (ANI), also jene KI, die sich auf die Lösung konkreter Aufgaben bezieht, entwickelt sich stetig weiter: AI-basierte Programme können kleine Bildausschnitte durch das Ergänzen fehlender Pixel in hochauflösende Bilder verwandeln - und sie anschliessend in ein Video mit fiktivem Drehbuch übersetzen. Ähnliche Tätigkeiten übernimmt AI im Bereich Voice. Aus einem wenige Sekunden andauernde Stimm-Sample kann künstliche Intelligenz der entsprechenden Person komplette, fiktive Sätze in den Mund legen.
4. Positiver Aktivismus: Wir entscheiden über die Technologie - nicht umgekehrt
Szenarien, in denen Maschinen unsere Jobs übernehmen, ehe sie uns alle umbringen, sorgen nicht nur bei Tim O’Reilly, Chef und Gründer des O'Reilly-Verlags, für Kopfschütteln. Zwar gehen, so O’Reilly, im traditionellen Retail Stellen verloren, die Masse an Jobs im digitalen Retail könne diese aber mehr als kompensieren.
Beispielsweise habe Amazon Hunderttausende neue Stellen geschaffen, während gleichzeitig in 45.000 zusätzliche Roboter investiert wurde. Den Unterschied macht für ihn in Hinblick auf die Sinnhaftigkeit von Technologie hingegen, ob Starbucks seinen Kaffee mit Drohnen ausliefert oder Start-ups Blutkonserven mit Drohnen in Krisengebiete fliegen. Und nicht nur für ihn: Welche Auswirkungen etwa Blockchain auf Demokratie haben kann oder ob sich mithilfe von Quantencomputern der Klimawandel aufhalten liesse, wurde intensiv diskutiert - von Speakern und Teilnehmern gleichermassen.
Laut Amy Webb kann diese Entwicklung optimistisch, pragmatisch oder katastrophal ausfallen - je nachdem, wie wir uns entscheiden, Zukunft und auch Technologie zu gestalten. Hört man Elon Musk zu, scheint diese Entscheidung derweil gefallen: Artificial Super Intellegency (ASI) wird uns alle ausrotten - Strawberry Fields forever!
Laut Amy Webb kann diese Entwicklung optimistisch, pragmatisch oder katastrophal ausfallen - je nachdem, wie wir uns entscheiden, Zukunft und auch Technologie zu gestalten. Hört man Elon Musk zu, scheint diese Entscheidung derweil gefallen: Artificial Super Intellegency (ASI) wird uns alle ausrotten - Strawberry Fields forever!
5. Digitale Pause: Redet miteinander!
Vielleicht das Highlight der SXSW war die Keynote von Psychologin und Bestseller-Autorin Esther Perel, die sich mit Digitalthemen eher wenig beschäftigte. Die vereinfachte Botschaft lautet: "Weg mit dem Smartphone! Redet endlich wieder miteinander!" Auf der Suche nach eurem Seelenverwandten können euch Tinder und Co. nicht helfen. Dafür gibt es von der in Texas versammelten Digitalbranche Standing Ovations - die bekommen nicht einmal Tim O’Reilly oder Amy Webb.