Jeder fünfte Deutsche würde mit Sexroboter schlafen
Grosser Diskussionsbedarf
Auch wenn Sexroboter eine Nische bleiben sollten, wird das Thema in vielfacher Hinsicht breit diskutiert. Eine «Kampagne gegen Sexroboter» führt unter anderem an, Frauen und Kinder könnten zu Lustobjekten degradiert werden. Wissenschaftler Bendel wirft eine ganze Reihe von Problemen und Fragen auf: So müssten Sexroboter beispielsweise gründlich geputzt werden, um Krankheiten vorzubeugen.
Und wie menschenähnlich müssen Sexroboter aussehen und klingen? «Bei Vibratoren geht es hin zu abstrakten Formen, die nicht mehr wie ein Penis aussehen», sagt er. Denkbar seien auch Gestalten mit vier Armen. «Die Literatur tobt sich da aus.» Bislang entsprechen die Sexroboter-Modelle auf dem Markt aber Klischees und Stereotypen - derzeit meist von Frauen: vollbusig, schlank, mit Wimpernklimpern.
Fischer verweist auf Forschungsergebnisse aus anderen Bereichen: Demnach ist das Aussehen weniger entscheidend, um einen Roboter als menschenähnlich zu akzeptieren. «Da reichen schon zwei blinkende Augen und etwas, das aussieht wie ein Mund.» Für erfolgreiche soziale Interaktion seien die ausschlaggebenden Komponenten Sprache, Blickverhalten als Signale und taktile Eigenschaften wie Körperwärme.
Noch heikler ist beispielsweise die Debatte um kindsähnliche Roboter. Im öffentlichen Raum oder einem Bordell hätten diese nichts verloren, sagt Bendel. Als begleitete Massnahme in einer Therapie mit pädophilen Patienten könnten sie vielleicht hilfreich sein. «Es bräuchte aber wissenschaftliche Studien, um zu zeigen, welche Effekte im Einzelnen auftreten.» Sexualtherapeut Ulrich Clement sprach bei «Zeit online» von zwei konkurrierenden Theorien: «Die eine geht davon aus, dass Pädophile damit ihre Wünsche umsetzen können und Ruhe finden. Die andere Theorie geht davon aus, dass die pädophile Tendenz dadurch noch verstärkt wird.» Unklar sei derzeit, welche Theorie zutrifft.
Diskutiert wird auch die Frage von Vergewaltigungen. Schon das limitlose Angebot des Sexpuppenbordells wirft sie auf. Bendel schreibt in einem Beitrag für das Buch «3TH1CS - Die Ethik in der digitalen Zeit», zu klären sei, ob Sexroboter einen Akt verweigern können sollen. Der Hersteller des Sexroboters Roxxxy, True Companion, sah sich gar genötigt, in einem offenen Brief zu betonen: «Vergewaltigung ist einfach keine Interaktion, die Roxxxy unterstützt - noch ist es etwas, was unsere Kunden wünschen.» Hintergrund ist, dass der Roboter eine programmierte Persönlichkeit namens Frigid Farrah hat, die mitteilt, wenn sie keine Lust hat.
Trotz all der wichtigen Fragen, hilft vermutlich ein entspanntes Verhältnis. «Wenn Sex mit Robotern irgendwann tatsächlich üblich wird, ist es nur noch eine Variante unter mehreren, Sex zu haben», sagt Clement. Ein Roboter vermittle aber nicht das Gefühl eines Gegenübers, der auf einen Menschen eingehe und ihn einzigartig finde. Und er tauge auch nicht als stressfreier Lebenspartner. «Reibungslosigkeit ist nur als Sehnsucht interessant. Wäre eine Beziehung völlig reibungslos, würde sie schnell langweilig.»
Von Marco Krefting, dpa