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18.12.2017, 12:30 Uhr
OLED gegen QLED: Wer baut den besseren Fernseher?
Samsung ist der einzige unter den fünf grossen TV-Herstellern, der seine Spitzenmodelle mit QLED- statt OLED-Technologie ausstattet. PCtipp bewertet beide Technologien. Plus: Test des QLED-TVs Samsung QE65Q8C.
Die Königsklasse unter den 4K-TVs setzt bei ihren Bildschirmen auf OLED-Technologie. Spitzenmodelle warten mit Bildschirmdiagonalen von 55 Zoll und mehr auf und sind mit neuster Bildschirmtechnologie ausgestattet. Und dennoch gibt es ein signifikantes Unterscheidungsmerkmal der fünf grossen Hersteller LG, Panasonic, Philips, Samsung und Sony. Denn bis auf Samsung verbauen alle Hersteller bei ihren 4K-Spitzenmodellen Displays mit OLED-Technologie.
In diesem Artikel zeigt der PCtipp die Unterscheidungskriterien, sprich Vor- und Nachteile, für OLED- beziehungsweise QLED-Technologie bei Fernsehern. Übrigens: Eine wichtige Gemeinsamkeit, die unabhängig vom Display verbaut wird, ist die Implementierung der HDR-Funktion (High Dynamic Range). Mit dieser Bildaufpolierung, die von vielen aktuellen Filmen unterstützt wird, lässt sich ein sehr grosser Helligkeitsunterschied /Kontrast zwischen Schwarz- und Weisswerten darstellen, wodurch Filme eben noch ein Stückchen realitätsnäher werden.
Bildqualität - OLED gegen QLED
OLED (Organic Light Emitting Diode) steht, frei übersetzt, für selbstleuchtende Pixel. Es wird also keine Hintergrundbeleuchtung benötigt, wie sie bei LED-TVs zum Einsatz kommt. Die OLED-Technik ist an sich nicht neu, da sie bereits schon länger bei Smartphones zum Einsatz kommt, sich aber vor allem aufgrund der hohen Bilddiagonalen und den daraus resultierenden hohen Panelkosten bisher bei 4K-TVs nicht durchsetzen konnte. Auf dem Papier bietet die Technik stichhaltige Argumente wie perfekte Schwarz- und Kontrastwerte sowie kräftige, brillante Farben. Und: Da Pixel direkt angesteuert werden und leuchten, und damit die typische LCD-Hintergrundbeleuchtung entfällt, wird eine sehr dünne Bauweise von wenigen Millimetern möglich.
Altersschwäche: Dennoch gibt es auch bei OLED einige «Schwierigkeiten». Leuchtkraft der Farben und Helligkeit der Pixel lassen, da sie eben auf organischen Substanzen basieren, mit der Zeit nach. Das hängt direkt mit der Qualitätsfertigung des OLED-Panels zusammen. Wie und wann sich das in der Praxis auswirkt, sieht man leider erst dann, wenn es zu spät ist. In der Praxis beginnt der Verfall schleichend, und dürfte, Hochrechnungen zufolge, bei maximal 20'000 Betriebsstunden so weit fortgeschritten sein, dass der OLED-Schirm komplett matt und unscharf ist. Rechnet man pro Tag eine Einschaltzeit von etwa 5 Stunden, ist das OLED-Display in rund 10 Jahren abgenutzt. Das hört sich zwar weit weg an. Wann einen die fortschreitende Zersetzung tatsächlich nervt, ist aber vom individuellen Seheindruck abhängig.
Mit der QLED-Technik, die Samsung exklusiv in den Topmodellen integriert, handelt es sich um eine LED-TV-Weiterentwicklung. Das Kürzel steht für Quantum-Dot-LED und will, im Vergleich zu LED, präzisere Farben und mehr Details im Bild zeigen sowie deutlich lichtstärker sein. Umgesetzt wird dies mit einer Art Zwischenschicht, der «Quantum-Dot-Schicht», die das angezeigte Farbspektrum massiv erweitern soll (siehe Bild).
Von der Hintergrundbeleuchtung angestrahlt, filtert eine Nanopartikelschicht Farbanteile heraus. Dadurch werden das Farbspektrum verbreitert und der Kontrast verstärkt – und das bei hoher Lichtausbeute. Die Helligkeit selbst kommt dabei auf Wert um 2000 Nits und liegt damit über der eines OLED-TV. Im Test überzeugte Samsungs QE65Q8C (Test nächste Seite) vor allem bei «praxisnahen» Lichtverhältnissen, also wenn der Raum eben nicht komplett abgedunkelt war. Dann war der Samsung-Fernseher mit Hintergrundbeleuchtung oft im Vorteil, da die hohe Grundhelligkeit gegenüber einem OLED-Modell – gerade bei wechselhaften Lichtverhältnissen – im Vorteil ist.
Samsung QE65Q8C im PCtipp-Test
Das Auspacken des geschwungenen «curved»-Spitzenmodells QE65Q8C geht, aufgrund der riesigen Spannweite von 163 cm, nur zu zweit auch sehr gut. Mitgeliefert wird vom Hersteller ein leicht gebogener Metall-Standfuss, der einfach in die Rückwand des TVs hineingeschoben und befestigt wird. Die eigentliche Neuerung beim Auspacken ist die One-Connect-Box, die Anschlussbox des Modells. Hier werden sämtliche Kabel wie etwa das für den Satellitenempfang oder HDMI für die Zuspieler, angeschlossen. Der Fernseher selbst kommuniziert mit der Connect-Box lediglich noch über ein dünnes optisches Kabel, das sich in den zuvor montierten Standfuss unterbringen lässt. Damit ist der Aufbau abgeschlossen.
Für das exakte Einstellen des 4K-TVs sollte man eine halbe Stunde einplanen, vor allem auch, da der Hersteller quasi bei jeder zu installierenden Funktion immer auch auffordert, Benutzerregeln zu akzeptieren. Danach zeigte sich das Modell wiederum von seiner schlanken Seite, auch weil Samsung bei dem TV auf sein eigenes Betriebssystem Tizen (gesprochen «Teisen») baut. Das Hauptmenü, das auf dem Bildschirm angezeigt wird, ist grob in zwei Bereiche unterteilt. Oben wird jeweils die aktuelle Auswahl (z.B. Apps, Videos etc.), im Detail angezeigt. Unten - in einer Art Bildlaufleiste - werden von links nach rechts die Menüpunkte Einstellungen, Quelle, Suchen und Apps aufgelistet – jeweils in einer Art Minisymbol-Leiste. Die Menüs selbst ähneln sich und sind in tabellarischer Form aufgebaut.
Bedienung, Bildqualität und Fazit
Zur Bedienung: Das Hin- und Herwechseln innerhalb der Menüs funktionierte mit der Fernbedienung absolut flüssig. Die Knöpfe auf der Fernbedienung hat Samsung auf ein Minimum reduziert. Neben Kanalwahl und Lautstärkeregelung findet sich hier auch ein Button für die Sprachsteuerung, um das Modell auch akustisch zu lenken.
Entscheidet man sich hierfür, sollte man langsam und hochdeutsch reden – sonst schleichen sich Fehler ein. Zurück zur Menüstruktur: Unter dem Punkt Apps waren u.a. die Mini-Video-Applikationen von Netflix und Amazon («Prime») vorinstalliert. Sport-Fans dürften sich hingegen an der App «DAZN» (Live-Übertragung der Premier League, NBA etc.) erfreuen. Ebenso gefallen konnte die Bildqualität des QLED-TVs – besonders tiefes Schwarz ist auch wirklich schwarz. Farben werden kräftig wiedergeben. Hauttöne und Gesichter besitzen wiederum eine bemerkenswerte Tiefenschärfe. Selbst kleinste Poren sind auf dem Bildschirm in detaillierten Farbabstufungen sichtbar. Bei unseren aufwendigen Bildschirmtests konnten wir zudem beim gebogenen Fernseher weder Reflexionen noch Farbveränderungen an den Rändern erkennen. Mit einer durchschnittlichen Leistungsaufnahme von 165 Watt war der Fernseher im Test recht sparsam. Maximal stieg er auf 222 Watt an.
Fazit: Samsung QE65Q8C ist ein herausragender Ultra-HD-Fernseher. Bildqualität, Ausstattung und Design sind auf einem hohen Niveau.
Hinweis in eigener Sache: PCtipp vergleicht Spitzenmodelle aktueller 4K-Fernseher in einer grossen Kaufberatung im Heft 02/2018. Das Heft ist ab dem 26. Januar digital und am Kiosk als gedruckte Ausgabe erhältlich. Folgende fünf Hersteller wurden getestet: LG, Panasonic, Philips, Samsung und Sony.
Samsung QE65Q8C
Positiv: QLED-Display, fast kabelloses Design, Verarbeitung, Bedienung, Anschlüsse, Konzept
Negativ: Sprachsteuerung
Details: 4K-TV, 65" (163 cm), curved, Sound: 2 x 20 Watt + 2 x 10 Watt, Energieeffizienzklasse: A, Tizen (Version 3), Doppel-Tuner, 4 x HDMI 2.0, 2 x USB 2.0, USB 3.0, OneConnect Box, Sprachsteuerung
Strassenpreis: Fr. 2498.-
Info: www.microspot.ch