Psychologe warnt 04.01.2018, 16:38 Uhr

Weitgehend autonome Autos sind gefährlich

Dank zahlreicher Assistenzsysteme können Autos schon heute viele Aufgaben der Lenker übernehmen. Was im Alltag praktisch sein kann, ist allerdings auch mit Risiken verbunden.
(Quelle: pixabay)
Moderne Autos umfassen immer mehr autonome Systeme wie Spurhalte-Assistenten und Tempomaten. Bald werden Menschen womöglich nur noch als Aufpasser am Steuer weitgehend autonomer Fahrzeuge sitzen, um in Ausnahmesituationen einzugreifen. «Wir sind nicht gut in dieser Überwachungsfunktion», warnt allerdings Daniël Heikoop, Verhaltenspsychologe an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden. Denn diese weitgehend passive Rolle wirkt einschläfernd, wie unter anderem Praxistests mit einem Tesla im englischen Coventry gezeigt haben.

Unwach statt überwachend

Aktuelle Tesla-Modelle bieten einen Autopiloten, der dem menschlichen Lenker schon fast alles abnimmt . Eben das könnte das Standard-Szenario für die nahe Zukunft werden, bevor wirklich vollautonome Fahrzeuge ganz ohne Fahrer Alltag werden. Doch die Rolle des passiven Überwachers am Steuer birgt ein ernstzunehmendes Risiko, so Heikopp. «Das ist extrem langweilig. Menschen sind nicht gut darin», erklärt er.
Im Rahmen dieser Experimente haben Fahrer 35 Minuten lang einen auf Autopilot geschalteten Tesla auf der Autobahn überwacht. Messungen des Herzschlags und der Augenbewegungen von Probanden haben ergeben, dass sich diese verlangsamen – die Leute standen kurz vor dem Einschlafen. Auch bei Versuchen mit einem Fahrsimulator konnten Forscher dieses Phänomen beobachten. Dass Lenker, die nicht restlos wach sind, im Fall der Fälle nicht sonderlich schnell reagieren werden, liegt auf der Hand.

Wachsende Herausforderung

Dabei könnten halbautonome Fahrzeuge menschlichen Lenkern teils sogar mehr abverlangen als selbst fahren. Um den Verkehrsfluss zu fördern, können beispielsweise Autos mit entsprechenden Assistenzsystemen einen geringeren Abstand halten, als die menschliche Reaktionszeit eigentlich erfordert.
Dazu kommt, dass die Leute gar nicht darauf vorbereitet sind, weitgehend autonome Autos zu überwachen. «Sie wissen nicht, worauf sie achten müssen, da sie nicht verstehen, wie ein autonomes Auto funktioniert, was es sehen kann und was nicht», erklärt Heikoop. «Die Situation, auf die wir zusteuern, in der die Menschen hochautomatisierte Autos fahren, die immer noch Überwachung brauchen, ist gefährlich», warnt daher der Verhaltenspsychologe. Es wäre womöglich besser, diese Phase ganz zu überspringen und darauf zu warten, dass Autos zuverlässig vollautonom fahren können. Dazu bedarf es aber noch Fortschritten gegenüber dem aktuellen Stand der Technik, wie beispielsweise Sensoren, die nicht so anfällig für Störungen durch zu grelles Sonnenlicht, Schlamm oder Schnee sind.
Der Artikel wurde von Thomas Pichler verfasst und ist ursprünglich auf pressetext.com erschienen.

Autor(in) Computerworld Redaktion




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