Google I/O: alles auf Künstliche Intelligenz
Fazit: Nicht alles eitler Sonnenschein
Rollen wir das Feld für einmal von hinten auf. Die gezeigten Hardwareprodukte sind spannend. Das Mittelklasse-Phone Pixel 7a ist ein würdiger Nachfolger der 6a-Variante. Es ist grösser und mit mehr Power ausgestattet. Und vor allem ist es aber kein Papiertiger, sondern auch tatsächlich sofort erhältlich. Auch das Pixel Tablet kann unterm Strich noch überzeugen. Es ist handlich, baut innen drin auf G2-Tensor-Power und ist, zumindest als 256 GB-Variante konzipiert, mit einer genügend grossen Kapazität ausgestattet. Mit der grösste Pluspunkt aus unserer Sicht ist allerdings das zumindest in Deutschland gratis mitgelieferte Charging-Speaker-Dock, die dem Gerät einen echten Mehrwert gibt. Aber genau das ist auch der Knackpunkt. Oder andersrum: Wird das Gerät in der Schweiz mit dem Add-on mitgeliefert, finden wir es eine prima Sache. Wenn nicht, muss man nochmals über den Preis reden.
Das wohl mit Abstand interessanteste Gerät ist das Pixel Fold. Es komplettiert die Hardware-Infrastruktur zusammen mit dem Pixel Tablet und 7a. Der Formfaktor ist spannend, das Design ansprechend, der Nutzwert hoch. Und dennoch sind wir nicht ganz zufrieden: Da ist zum einen der Preis von stolzen 1800 Dollar, die bereits für die 256-GB-Variante fällig werden. Klar ist Google da mit seinem Preis in guter Gesellschaft, bedenkt man die anderen Foldables, die es mittlerweile auf dem Markt gibt. Dennoch liegen hier Nutzwert und die notwendige monetäre Investition zu weit auseinander. Oder ums es klipp und klar zu sagen: Das Gerät ist einfach zu teuer. Und zweitens sah man in der Präsentation, dass der Falz (also der Knickpunkt der beiden Displayhälften) sichtbar zum Vorschein kam. Das ist ein Schwachpunkt der Foldables, muss aber auch bei dieser Variante wohl noch genauer untersucht werden.
Fluch und Segen
«KI» oder eben «AI» mag schön und gut sein. Und klar ist auch, dass KI der Treiber für IT in naher Zukunft sein wird. Der damit einhergehende Fortschritt ergibt immer dann Sinn, wenn er dem Menschen direkt hilft, und seine eigene Kreativität fördert und eben nicht stutzt. Vieles, was gut erscheint, kann aber auch die eigene Triebfeder bremsen oder begradigen. Zum andern sind es auch Sicherheitsaspekte, die unbedingt beachtet werden müssen: Gerade Deep-Fakes (= Falschnachrichten, gefälschte Bilder usw.), lassen sich kaum mehr als solche erkennen.
Konkret betrachtet stehen dabei Googles Software, damit verzahnte Dienstleistungen wie auch handfeste Hardware-Produkte im Fokus. Ob ihr Anspruch, damit ein neues KI-Universum aufzubauen, sich tatsächlich auch in der Praxis bewerkstelligen lässt, steht aber auf einem anderen Blatt. Zum einen gibt es da die Konkurrenz, namentlich Apple, Amazon, Microsoft und vor allem auch Nvidia, die alle etwas vom lukrativen KI-Kuchen abhaben wollen.
Zum anderen bestimmt auch immer das «schwächste», aber wohl spielentscheidende Glied in der Kette, nämlich der Mensch als Konsument selbst, wann und inwieweit er die KI-Innovationen mittragen (will). Und das ist auch gut so. Denn es ist beileibe nicht alles Gold, was in der schönen, neuen KI-Welt vor sich hin glänzt und uns schmackhaft gemacht wird.