Zehn Bilder pro Klick
03.04.2018, 17:03 Uhr
Start-up Light bringt Kamera mit 16 «Augen» nach Europa
Während Smartphone-Kameras immer bessere Qualität bieten und für viele Nutzer ausreichend sind, bringt ein weiteres Start-up eine kompakte Kamera mit neuer Technologie auf den Markt. Die Firma Light hat aber auch grössere Pläne für Autoindustrie und Smartphones.
Die Kamera L16 des amerikanischen Start-ups stellt ein Foto aus zehn gleichzeitig aufgenommenen Bildern zusammen.
(Quelle: Andrej Sokolow)
Das Start-up Light, das Fotografie und Videoaufnahmen mit Hilfe von Software revolutionieren will, bringt seine erste Kamera nach Deutschland. Das Modell L16 hat 16 Bildsensoren, aus deren Aufnahmen sie ihre Fotos mit hoher Auflösung zusammenstellt.
Die gut 2000 Euro teure Kamera sieht das Start-up allerdings erst als Einstieg in einen breiteren Einsatz ihrer Technologie. Noch in diesem Jahr soll ein erstes Smartphone mit Lights Kamera-System auf den Markt kommen. Zudem will die Firma ins Geschäft mit der Filmbranche, Autoherstellern sowie Anbietern von Überwachungskameras und Drohnen kommen, sagte der für Produktdesign und Marketing zuständige Manager Bradley Lautenbach.
Wenn der Nutzer den Auslöser der L16 drückt, macht die Kamera zehn Bilder. Die einzelnen Objektive mit drei verschiedenen Brennweiten von 28, 70 und 150 Millimeter sind so eingestellt, dass sich ihr Blickfeld zum Teil überschneidet. Aus den zehn Bildern erzeugt die Software ein Foto mit einer Auflösung von bis zu 52 Megapixeln. Im Moment geschieht dies noch in Lights dazugehörigem Programm auf dem Computer, auf der Kamera selbst wird nur eine abgespeckte Version zum Teilen bei Online-Plattformen erstellt. Bei einer späteren Kamera-Generation solle die Berechnung auch direkt auf dem Gerät möglich sein, das belaste aber die Batterie.
Abgesehen davon, dass man mit der L16 die Technologie fortentwickeln könne, sieht Light einen Platz für das Gerät zwischen Smartphone-Kameras und Spiegelreflex-Fotoapparaten. «Wir wissen, dass wir nie so viele Kameras wie Smartphones verkaufen werden, wir sind nicht grössenwahnsinnig», sagte Lautenbach. Aber es gebe eine Schicht von Verbrauchern, die bereit seien, Geld für gute Bildqualität in kompakten Geräten auszugeben. Vor allem will Light aber den Chip aus eigener Entwicklung, der die Signale mehrerer Bildsensoren bündelt, anderen Herstellern anbieten.
Light sieht mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Kameras darin, mehrere Bilder gleichzeitig zu machen. Mit einem Software-Update im Sommer soll zum Beispiel die HDR-Technik für kontrastreichere Bilder verbessert werden. Dafür werden üblicherweise drei Fotos aufgenommen und kombiniert: eins unterbelichtet, eins überbelichtet und eins mit den passenden Einstellungen. Derzeit macht man die Aufnahmen nacheinander, deshalb können bei Bewegung Unschärfen entstehen. Light hat dagegen die Möglichkeit, sie gleichzeitig aufzunehmen.
Ausserdem erfassen die Kameras mehr Tiefen-Informationen. Dadurch kann man bei Bildern der L16 nachträglich den Fokus im Bild verändern. Light sieht auch eine Geschäftsmöglichkeit darin, 3D-Scans der Umgebung zu machen, bei sogenannter erweiterter Realität (AR) virtuelle Objekte präziser als jetzt im Bild zu platzieren und Hollywood bei Spezialeffekten zu helfen, den Hintergrund einfacher auszublenden oder zu ersetzen. Aktuell nutzt man bei Filmen dafür oft einen grünen Hintergrund. Light will in diesem Jahr Software-Entwicklern Zugang zu Funktionen des Kamera-Systems öffnen und auf dieser Basis eine App-Plattform aufbauen. Mit der nächsten Version des hauseigenen Bildverarbeitungs-Chips soll es auch möglich werden, Videobilder aus mehreren Sensoren zu kombinieren.
Das Start-up mischt damit in Bereichen mit, die auch von Tech-Schwergewichten und anderen jungen Unternehmen erkannt wurden. Apple setzt in einem Teil seiner iPhones zwei Kameras für Funktionen rund um die Tiefenerkennung ein. Google hatte mit «Tango» ein System zur 3D-Abmessung der Umgebung entwickelt und in erste Geräte gebracht - das Projekt dann aber aufgegeben. Das Start-up Lytro verkaufte eine Lichtfeld-Kamera, bei der man nachträglich den Fokus ändern konnte - sie blieben aber ein Nischengeschäft und die Firma stellte ihr Geschäft auf ein System zur Vermessung des Umfelds für VR um.
Bei der Technologie von Light können für ein grösseres Blickfeld oder höhere Auflösung auch mehr Kamera-Module zusammengeschaltet werden, man braucht dann aber auch mehr Rechenleistung. Dabei kann bereits jedes Foto der L16 rund 170 Megabyte gross sein. Die Kamera hat deswegen einen Speicher von 256 Gigabyte. Die L16 läuft mit einer relativ alten Version des Google-Betriebssystems Android - das spiele aber für die Funktionsweise der Kamera keine Rolle. Die Smartphones mit Light-Technologie an Bord würden dann aber mit den neuesten Android-Versionen laufen. Namen von Herstellern nennt Light nicht.
Light habe bereits gute Gespräche mit Autoherstellern geführt, die offener für Innovationen seien als Anbieter klassischer Fotoapparate, sagte Lautenbach. «Wir haben mit allen grossen Kamera-Herstellern gesprochen, viele von ihnen weigern sich aber, anzuerkennen, dass die Kameras der Zukunft von Software bestimmt sein werden.» Light besorgte sich in drei Finanzierungsrunden bisher 65 Millionen Dollar von Investoren, zuletzt unter anderem von Google.
Die gut 2000 Euro teure Kamera sieht das Start-up allerdings erst als Einstieg in einen breiteren Einsatz ihrer Technologie. Noch in diesem Jahr soll ein erstes Smartphone mit Lights Kamera-System auf den Markt kommen. Zudem will die Firma ins Geschäft mit der Filmbranche, Autoherstellern sowie Anbietern von Überwachungskameras und Drohnen kommen, sagte der für Produktdesign und Marketing zuständige Manager Bradley Lautenbach.
Wenn der Nutzer den Auslöser der L16 drückt, macht die Kamera zehn Bilder. Die einzelnen Objektive mit drei verschiedenen Brennweiten von 28, 70 und 150 Millimeter sind so eingestellt, dass sich ihr Blickfeld zum Teil überschneidet. Aus den zehn Bildern erzeugt die Software ein Foto mit einer Auflösung von bis zu 52 Megapixeln. Im Moment geschieht dies noch in Lights dazugehörigem Programm auf dem Computer, auf der Kamera selbst wird nur eine abgespeckte Version zum Teilen bei Online-Plattformen erstellt. Bei einer späteren Kamera-Generation solle die Berechnung auch direkt auf dem Gerät möglich sein, das belaste aber die Batterie.
Abgesehen davon, dass man mit der L16 die Technologie fortentwickeln könne, sieht Light einen Platz für das Gerät zwischen Smartphone-Kameras und Spiegelreflex-Fotoapparaten. «Wir wissen, dass wir nie so viele Kameras wie Smartphones verkaufen werden, wir sind nicht grössenwahnsinnig», sagte Lautenbach. Aber es gebe eine Schicht von Verbrauchern, die bereit seien, Geld für gute Bildqualität in kompakten Geräten auszugeben. Vor allem will Light aber den Chip aus eigener Entwicklung, der die Signale mehrerer Bildsensoren bündelt, anderen Herstellern anbieten.
Light sieht mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Kameras darin, mehrere Bilder gleichzeitig zu machen. Mit einem Software-Update im Sommer soll zum Beispiel die HDR-Technik für kontrastreichere Bilder verbessert werden. Dafür werden üblicherweise drei Fotos aufgenommen und kombiniert: eins unterbelichtet, eins überbelichtet und eins mit den passenden Einstellungen. Derzeit macht man die Aufnahmen nacheinander, deshalb können bei Bewegung Unschärfen entstehen. Light hat dagegen die Möglichkeit, sie gleichzeitig aufzunehmen.
Ausserdem erfassen die Kameras mehr Tiefen-Informationen. Dadurch kann man bei Bildern der L16 nachträglich den Fokus im Bild verändern. Light sieht auch eine Geschäftsmöglichkeit darin, 3D-Scans der Umgebung zu machen, bei sogenannter erweiterter Realität (AR) virtuelle Objekte präziser als jetzt im Bild zu platzieren und Hollywood bei Spezialeffekten zu helfen, den Hintergrund einfacher auszublenden oder zu ersetzen. Aktuell nutzt man bei Filmen dafür oft einen grünen Hintergrund. Light will in diesem Jahr Software-Entwicklern Zugang zu Funktionen des Kamera-Systems öffnen und auf dieser Basis eine App-Plattform aufbauen. Mit der nächsten Version des hauseigenen Bildverarbeitungs-Chips soll es auch möglich werden, Videobilder aus mehreren Sensoren zu kombinieren.
Das Start-up mischt damit in Bereichen mit, die auch von Tech-Schwergewichten und anderen jungen Unternehmen erkannt wurden. Apple setzt in einem Teil seiner iPhones zwei Kameras für Funktionen rund um die Tiefenerkennung ein. Google hatte mit «Tango» ein System zur 3D-Abmessung der Umgebung entwickelt und in erste Geräte gebracht - das Projekt dann aber aufgegeben. Das Start-up Lytro verkaufte eine Lichtfeld-Kamera, bei der man nachträglich den Fokus ändern konnte - sie blieben aber ein Nischengeschäft und die Firma stellte ihr Geschäft auf ein System zur Vermessung des Umfelds für VR um.
Bei der Technologie von Light können für ein grösseres Blickfeld oder höhere Auflösung auch mehr Kamera-Module zusammengeschaltet werden, man braucht dann aber auch mehr Rechenleistung. Dabei kann bereits jedes Foto der L16 rund 170 Megabyte gross sein. Die Kamera hat deswegen einen Speicher von 256 Gigabyte. Die L16 läuft mit einer relativ alten Version des Google-Betriebssystems Android - das spiele aber für die Funktionsweise der Kamera keine Rolle. Die Smartphones mit Light-Technologie an Bord würden dann aber mit den neuesten Android-Versionen laufen. Namen von Herstellern nennt Light nicht.
Light habe bereits gute Gespräche mit Autoherstellern geführt, die offener für Innovationen seien als Anbieter klassischer Fotoapparate, sagte Lautenbach. «Wir haben mit allen grossen Kamera-Herstellern gesprochen, viele von ihnen weigern sich aber, anzuerkennen, dass die Kameras der Zukunft von Software bestimmt sein werden.» Light besorgte sich in drei Finanzierungsrunden bisher 65 Millionen Dollar von Investoren, zuletzt unter anderem von Google.