Retro-Technik 20.03.2017, 14:45 Uhr

Sofortbilder überleben in Zeiten der Smartphone-Kameras

So erstaunlich es klingen mag: Klassische Sofortbild-Fotos sind nicht ausgestorben. Nicht nur Mode-Labels greifen darauf in Werbekampagnen zurück. Es gibt sogar Kamera-Modelle, die alte und neue Technik verschmelzen - allerdings zu einem üppigen Preis.
Die grösste Popularität genoss die Sofortbildkamera in den 70er Jahren. Doch auch jetzt gibt es für die Foto-Technik noch einige Liebhaber. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Eigentlich schien die Zeit der Sofortbild-Fotografie vorbei zu sein. Spätestens mit der Insolvenz des Pioniers Polaroid 2001 - und wenige Jahre später auch der Nachfolgefirma - sah es so aus, dass die Menschen kein Interesse mehr an den schnellen Foto-Abzügen haben.

Fotos, die macht man mit dem Smartphone und kann sie sofort online mit allen teilen, bei Facebook, Twitter oder Instagram. Die einstige Grösse des Marktes kommt nie mehr wieder - noch Anfang der 90er Jahre verkaufte allein Polaroid um die vier Millionen Kameras pro Jahr. Doch die Sofortbild-Idee weigert sich standhaft, auszusterben, und sicherte sich zumindest einen Platz in der Nische.

Zum einen sorgte Instagram mit dem Festhalten an dem quadratischen Bildformat und den populären Farbfiltern dafür, dass die Ästhetik des alten Polaroid-Fotos präsent blieb. Zugleich entdeckte unter anderem die Modebranche den Reiz der Schnell-Bilder. Im vergangenen Jahr setzten unter anderem Burberry und Boss sie in ihren Werbekampagnen ein.

Dass dies überhaupt technisch möglich war, liegt nicht nur an Rest-Beständen alter Kameras und Filme. Inzwischen gibt es auch moderne Neuzugänge in dem Geschäft. Die meiste Aufmerksamkeit bekam das Impossible Project, das im vergangenen Jahr eine ganz neue Kamera präsentierte, in der klassische Sofortbild-Technologie mit modernen digitalen Annehmlichkeiten verschmolzen wurde. So lässt sich die das erste Modell I-1 per Smartphone-App einstellen und steuern, bis hin zum Fernauslöser.

«Der Reiz ist, dass jedes Mal ein einzigartiger Moment eingefangen wird und man nichts mehr verändern kann», sagt Impossible-Chef Oskar Smolokowski, der als Mittzwanziger gerade einmal die Ausläufer der Sofortbild-Ära mitbekommen haben dürfte. Verglichen damit, dass man mit dem Smartphone für lau praktisch endlos Bilder schiessen kann, ist das Fotografieren mit der I-1 ein teures Vergnügen. Nicht nur dass die Kamera selbst 299 Euro kostet - für jede Kartusche mit jeweils acht Sofortbildern werden noch einmal 18 Euro fällig. Und die Entwicklungszeit ist jetzt auch nicht direkt «sofort»: ein Farbbild braucht 20 bis 30 Minuten, ein Schwarz-Weiss-Foto immerhin fünf bis zehn. Impossible nutzt zwar ehemalige Polaroid-Maschinen in den Niederlanden, die chemische Zusammensetzung der Filme musste aber zum Teil neu gestaltet werden.

Der Kamera-Spezialist Fujifilm behielt seine Marke Instax auf dem Markt, die seit den 90er Jahren eine Konkurrenz zu den Polaroid-Kameras bietet. Und versucht, auch Smartphones zur Sofortbild-Kamera zu machen: Seit 2014 gibt es Mini-Drucker, die mit der selben Technologie Schnappschüsse vom Handy auf Papier bringen können.

Die ersten Experimente mit Sofortbildern gab es schon in den Anfangszeiten der Fotografie, den ersten Vorläufer späterer Kameras präsentierte der Erfinder und Polaroid-Gründer Edwin Land vor 70 Jahren, am 21. Februar 1947. Die Idee ist, dass die Chemikalien für die Entwicklung der Bilder in einer Schicht auf dem Papier gleich enthalten sind und beim Fotografieren aktiviert werden. In den Handel kamen die ersten Modelle 1948 und wurden auf Anhieb zum Hit.

Auf dem Höhepunkt der Popularität in den 70er Jahren versuchte auch Foto-Gigant Kodak, in der Sofortbild-Fotografie Fuss zu fassen, wurde jedoch von Polaroid mit einer Patentklage gebremst. Zugleich wollte Land mit dem Polavision-System für bewegte Sofortfilme eine technologische Grenze durchbrechen. Es wurde jedoch ein teurer Flop, während sich stattdessen Videokameras mit Kassetten durchsetzten. Am Ende kostete das Polavision-Debakel Land die Führung seiner Firma. (Von Andrej Sokolow, dpa)

Link Impossible Project




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