Sofortbild-Trend
18.10.2019, 12:55 Uhr
Die Sofortbild Foto-Gegenbewegung zur Digitalisierung
Erinnerungen mit der Kamera einfangen und gleich als fertiges Bild in der Hand halten: Sofortbild-Fotografie macht es möglich. Doch wie funktioniert das eigentlich genau? Und was kostet es?
Es gab eine Zeit, da fehlten Sofortbilder an keinem Kühlschrank, an keinem Spind und an keiner Pinnwand. Dann geriet diese Spielart der Analogfotografie in Vergessenheit, nur um in jüngster Zeit erneut durchzustarten.
Liegt das an der einmaligen Momentaufnahme, die im Nachhinein nicht mehr verändert werden kann - eine Eigenschaft, die angesichts digitaler Manipulationsmöglichkeiten von Fotos fast schon wieder fortschrittlich wirkt?
«Sofortbildkameras werden mit einem speziellen Papier geladen, auf dem schichtweise verschiedene Chemikalien aufgebracht sind», erklärt sagt Wadim Herdt vom Fachmagazin «ColorFoto». Diese Chemikalien seien entweder licht- oder temperaturempfindlich. «Für ein Foto wird das Papier belichtet oder thermisch behandelt und in beiden Fällen anschliessend durch Walzen gezogen - der Anpressdruck startet den chemischen Entwicklungsprozess.»
Temperatur beeinflusst Entwicklungsdauer
Dieser dauere zwischen wenigen Sekunden und zu drei Minuten - unter anderem abhängig von der Umgebungstemperatur. «Wenn es kalt ist, läuft der Prozess langsamer ab», weiss Herdt.
«Der herausragende Vorteil ist natürlich, dass das Bild sofort verfügbar ist», sagt Pantea Khaledpour vom Photoindustrie-Verband. Das Ergebnis - oder bei besonderen Anlässen der Moment - lasse sich sofort teilen, indem das Bild herumgereicht oder an eine Fotowand gehängt wird. «Auch die fast kindliche Neugierde, ob das Foto gelungen ist, spielt bei diesem neuen Trend eine Rolle.»
Nicht mehr als auslösen
Die Einfachheit, ein Foto zu machen, sei eine weitere Stärke, sagt Sophia Zimmermann vom Fachmagazin «c't Fotografie». «Die Kameras sind sehr einfach gehalten. Viel mehr als auslösen kann man oft nicht.» Es sei eine spielerische Art, seine Umwelt in einzigartigen Bildern festzuhalten und dann ein Foto-Unikat in der Hand zu halten.
Klarer Nachteil sind die vergleichsweise hohen Kosten. Sowohl in der Anschaffung als auch bezogen auf die Tatsache, dass misslungene Bilder nicht einfach gelöscht werden können, sondern zwangsläufig produziert werden müssen, sagt Khaledpour. «Letzteres zieht in punkto ökologischer Aspekt die Waagschale ebenfalls auf die Negativseite.»