Wettbewerb
20.06.2019, 08:43 Uhr
ETH-Roboter taucht ab
Mit der Maturaarbeit entdeckte ein ETH-Student seine Faszination für Tauchroboter. Nun, drei Jahre später, nimmt er mit einer Gruppe von Gleichgesinnten am grössten Wettbewerb für ferngesteuerte Unterwasserroboter teil – als erstes Schweizer Team überhaupt.
Ein Team von Bachelorstudenten hat einen Tauchroboter gebaut, mit welchem es in wenigen Tagen als erstes Schweizer Team an der internationalen MATE ROV Competition antritt.
(Quelle: Rebecca Lehmann / ETH Zürich)
Scubo 2.0 heisst der Roboter, der im Prinzip aus Software, Hardware und viel Elektronik besteht. «Der Rest sind Kabelbinder und Klebeband», sagt Christian Engler und lacht. Der 22-Jährige hat mit sieben weiteren ETH-Studenten den Tauchroboter gebaut, mit dem sie diese Woche als erstes Schweizer Team an der MATE international ROV Competition in Kingsport, im US-Bundesstaat Tennessee teilnehmen. MATE steht für Marine Advanced Technology Education, und der Wettbewerb gilt als einer der grössten im Bereich der Unterwasserrobotik, an dem sich Studierendenteams aus der ganzen Welt messen. «Es gibt sogar einen Kinofilm darüber», meint Jonas Wüst schmunzelnd. Den hätten sie sich aber noch nicht angesehen, denn die Maschinenbauingenieure, Elektrotechniker und Informatiker im letzten Bachelorjahr arbeiten seit einem Jahr täglich im Student Project House an ihrem Roboter Scubo 2.0.
Für den Wettbewerb mussten sie sich mit einem Video bewerben. Das habe ihrem Projekt einen Rahmen gegeben, weil sie so ihre Ziele früh festlegen mussten. Sie haben den Verein Tethys Robotics gegründet und mit Scubo 2.0, einen Roboter mit acht Armen entwickelt, an deren Enden Propeller für den Antrieb und die Stabilität im Wasser sorgen. Ein langes Kabel versorgt das Gerät mit Strom und verbindet es mit den beiden Controllern der Piloten für die Steuerung. Eine kabellose Verbindung zum Roboter ist nicht möglich, weil Signale nur wenige Meter in die Tiefe reichen.
Beim Bau von Scubo 2.0 konnten die Studenten auf das Material und Fachwissen von Masterstudierenden zurückgreifen, die in einem ehemaligen Fokus-Projekt bereits einmal einen Tauchroboter bauten. Und auch Christian Engler ist kein Neuling in der Tauchrobotik. Er hat bereits als Maturaarbeit einen Tauchroboter gebaut und arbeitet mit den Kollegen von Tethys an der Fortsetzung seines Projekts.
Nachts im Schwimmbad
Der Wettbewerb hat jedes Jahr ein anderes Thema und ist entlang einer Geschichte aufgebaut. Dieses Jahr spielt diese in Fliessgewässern und Seen, eine ideale Umgebung für Studierende der Schweiz. Der Roboter muss auf seinem Unterwasserparcours Objekte greifen können oder an einem bestimmten Punkt aus einem Behälter Dinge abwerfen. Gesteuert wird das Gerät vom Beckenrand, die beiden Piloten beobachten die Lage mit VR-Brillen über Kameras am Roboter.
Eine der grössten Herausforderungen bestand darin, den Roboter wasserdicht zu bauen. «Es gab diese Tage, an denen wir bis um drei Uhr nachts im Schwimmbad waren und plötzlich das Gehäuse leckte, das war anstrengend», erzählt Jonas Wüst. Ihren Enthusiasmus konnten aber auch solche Rückschläge nicht bremsen. Eine weitere Hürde waren die strengen Wettbewerbsvorgaben, wie beispielsweise eine limitierte Stromzufuhr. Auch diese hat das Team gemeistert.
Dennoch steht für die ETH-Studierenden das Gewinnen nicht im Vordergrund. «Der Wettbewerb ist der Höhepunkt eines spannenden Projekts und wir freuen uns auf den Austausch mit Gleichgesinnten», sagt Christian Engler. Zudem möchten sie die gemachten Erfahrungen als Chance für ihre berufliche Zukunft nutzen. «Wir haben viel über unsere eigenen Stärken gelernt», erzählt Jonas Wüst und fügt an: «Es ist ein Vorteil, wenn man bei Vorstellungsgesprächen ein solches Projekt vorweisen kann, bei dem die interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend ist.» Sie alle hätten vom Fachwissen der anderen Teammitglieder profitiert.
Die Unterwasserwelt fasziniert
Für Christian Engler kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: «Die Unterwasserwelt fasziniert mich, seit ich mit 11 Jahren das erste Mal getaucht bin, da unten gibt es so viel zu entdecken», erzählt er. So möchte er nach seinem Master auf einem nordischen Forschungsschiff anheuern. «Da, wo es die grossen Tauchroboter gibt», schwärmt er. Dafür lernt er jetzt schon norwegisch.
Seine Begeisterung scheint anzustecken. «Für die meisten von uns stand zuerst das Projekt im Vordergrund, nun möchten aber einige einen Tauchkurs machen», erzählt Jonas Wüst. Zuerst geht es nun aber in die USA. Die Lecks sind geflickt und Scubo 2.0 ist in einer grossen Metallkiste verpackt bereits unterwegs. Die acht jungen Männer sind bereit für den Test.
Hinweis: Dieser Artikel ist zunächst bei «ETH-News» erschienen.
Autor(in)
Rebecca
Lehmann/ETH-News