Virtuelle Präsentation 19.10.2020, 07:24 Uhr

Wie VW die ausgefallene Nutzfahrzeug-IAA im Computer nachholt

Eigentlich hätte Ende September in Hannover die Nutzfahrzeug-IAA stattfinden sollen - mit dem neuen VW Caddy als Messe-Star. Doch Corona zwang zur Absage. Jetzt hat VW das Messeerlebnis virtuell nachgebaut. Kann das funktionieren? Eine Design-Kritik
(Quelle: Screenshot)
Messebauer lieben Autobauer. Die Messestände von VW, BMW und Co. gehören zu den grössten, aufwendigsten und teuersten Projekten, die es auf Ausstellungen zu realisieren gilt. Für Messebauer, wir wissen es alle, war 2020 ein rabenschwarzes Jahr - aber auch für die Hersteller, die sich und ihre neuen Produkte so gern vor einem begeisterten Publikum in grossen Hallen präsentiert hätten.
So auch VW. Der niedersächsische Autobauer ist auf der Nutzfahrzeug-IAA, die jeden Herbst in Hannover stattfindet, einer der wichtigsten Aussteller. Allein die leichten VW-Nutzfahrzeuge, also vom Caddy bis zum Crafter, füllen auf dem Hannoveraner Messegelände eine ganze Halle. Von wegen Blaumann und Zollstock - in Sachen Glamour stehen die Nutzfahrzeuge der Wolfsburger hinter den Personenwagen kaum zurück.
Die Nutzfahrzeug-IAA wurde 2020 abgesagt, die Halle blieb leer, das Budget für den Messeauftritt in der Marketing-Kasse. Was damit stattdessen geschah, ist jetzt im Netz zu besichtigen, der virtuelle Messestand.
Er verleiht dem Begriff "Skeuomorphismus" eine völlig neue Dimension. Hinter dem schwer auszusprechenden Wort verbirgt sich ein Design-Prinzip, das das Vorhandensein von Materialien simuliert, obwohl diese für die Funktion nicht erforderlich sind. Eine Radio-App auf einem iPhone zum Beispiel, deren Benutzeroberfläche ein Röhrenradio aus den 1950er Jahren simuliert, ist ein typischer Fall für Skeuomorphismus.

Navigation wie bei Google Street View

Auch die virtuelle Autoausstellung von VW Nutzfahrzeuge folgt diesem Prinzip. Sie simuliert eine echte Messehalle, die man durchwandern kann und in der die Exponate stehen. Sogar die dezente Fahrstuhlmusik im Hintergrund haben die Webdesigner nicht vergessen. Bevor der Besucher in die Halle kommt, wird ihm ein dreidimensional gezeichneter Grundriss gezeigt, auf dem verschiedene Punkte für den Einstieg vorgegeben sind. Das ist einfach zu begreifen, und sobald man in der "Halle" ist, wird der Spieltrieb angespornt. Ähnlich wie bei Google Street View kann man sich per Mauswisch umsehen, Markierungen am Boden erlauben es, weiterzuwandern.
Dahinter steckt ein ziemlicher Aufwand: Alle abgebildeten Fahrzeuge wurden innen wie aussen komplett fotorealistisch 3D-gerendert. Auf vielen Autos prangt auf einer Tür ein Logo, das per Mausklick zum Einsteigen einlädt. Klickt man stattdessen auf das Info-Logo, schiebt sich von rechts ein Menü mit Zusatzinformationen zum ausgestellten Fahrzeug ins Bild. Dort finden sich, je nach Modell, Fotos, Videos, technische Daten, eine 360-Grad-Ansicht sowie Buttons, die zur Kontaktaufnahme oder zum Vereinbaren einer Probefahrt einladen.




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