Flash und SSDs revolutionieren das Speichern

Der Storage-Markt ist dank Flash in Bewegung

Lange konnten die grossen Anbieter herkömmlicher Speicherbüchsen bequem abkassieren. Dank Flash und innovativer Firmen aus dem Silicon Valley verändert sich die Speicherlandschaft derzeit aber massiv. Das haben auch die bisherigen Platzhirsche des Speichermarkts erkannt. EMC hat deshalb das Flash-Start-up XtremIO gekauft und IBM den Chip-Spezialisten Texas Memory Systems übernommen. SanDisk hat sich Fusion-io einverleibt, und auch Oracle hat sich mit Sun ein gutes Stück Flash-Technologie zugelegt.
Die Latenzzeit-Pyramide: Das Schaubild von IBM zeigt, welche Speichertechnologien die geringsten Latenzwerte bieten und für welche Speicher-Arrays sie sich deshalb besonders eignen. Ganz oben: Arbeitsspeicher (DRAM), direkt gefolgt von Flash.
EMC setzt dabei auf hohe Datenreduzierungsraten, um eine bessere Wirtschaftlichkeit bei den All-Flash-Systemen von XtremIO zu erreichen. Bislang hat es mit diesem Ansatz in Deutschland etwa zwei Dutzend Kunden gewonnen.  Laut Marc-Philipp Kost, Sales & Business Development XtremIO bei EMC Deutschland, liegen die Haupteinsatzgebiete derzeit vor allem bei virtuellen Desktop-Infrastrukturen, Datenbankanwendungen, virtuellen Server-Farmen sowie der Software-Entwicklung.
Beim EMC-Konkurrenten NetApp heisst es zum Thema Flash: „Durch den Leistungsvorsprung bezüglich Latenz und IOPS für Applikationen wird zukünftig zwar kaum ein Rechenzentrum ohne Flash auskommen. Es bleibt aber beim Neben­einander von Flash und klassischen Festplatten, da auch in den kommenden Jahren ein enormes Preisgefälle zu Ungunsten von Solid State bestehen wird.“

Nicht für alle Anwendungen

Herbert Bild, Senior Solutions Marketing Manager bei Net­App, erwartet, dass geschäfts- und umsatzkritische Produktivdaten künftig auf Flash-Storage liegen werden, kombiniert mit klassischen oder hybriden Speicher-Arrays für weniger anspruchsvolle Anwendungen, Backup/Recovery und Archivierung. Kurz gesagt: „Flash ist nicht für alle Anwendungen, aber für alle Kunden interessant.“
Für Bild müssen Unternehmen bei Flash ganz besonders auf Storage-Effizienz achten, etwa durch Komprimierung und Deduplizierung, sowie auf eine ganzheitliche Management-Infrastruktur. Wichtig sei ausserdem ein flexibles, unterbrechungsfreies und transparentes Verschieben von Applikationsdaten zwischen unterschiedlichen Flash-Tiers (All-Flash, Hybrid, All-HDD): „Denn wer kann schon sagen, ob die geschäftskritischen Daten von heute auch morgen noch auf teuren SSDs liegen müssen.“
Dennoch hat NetApp bisher keine eigene Flash-Technologie entwickelt – oder eines der vielen Start-ups übernommen: „Für uns ist es prinzipiell unerheblich, wer die Disks – egal ob Flash oder Spinning-Disk – zuliefert, da die Zulieferer vorab gemäss unseren Qualitätskriterien zertifiziert werden.“ Der Kundennutzen hänge ja nicht an der Festplatte, sondern an der Software, also dem Storage-Betriebssystem oder den Data-Management-Funktionen, die der Storage-Anbieter liefert.
Total entgegengesetzt ist der Ansatz von IBM, der sich  2012 in der Übernahme von Texas Memory Systems (TMS) niedergeschlagen hat. Zur IBM-Strategie, sich schrittweise von seinen Hardware-Abteilungen zu trennen, passt das eigentlich gar nicht. Speicher-Experte Colbus begründet die Übernahme vor allem mit der damit eingekauften überlegenen Technologie: „TMS hat schon in den 70er-Jahren mit Halbleiterspeichern ge­arbeitet.“
Inzwischen werden Flash-Speicher auf breiter Front und von sehr unterschiedlichen Herstellern eingesetzt. So hat zum Beispiel das französische Start-up Scality Flash inte­griert, um die Performance seiner Software-defined-Storage-Lösung namens RING zu verbessern.

Für Backups nicht geeignet

Vorbehalte gegenüber Flash hat dagegen der Backup-Spezialist CommVault: „Flash ist für Backups nicht geeignet und sollte eher für wichtige Applikationen verwendet werden“, meint Nigel Tozer, Product Marketing Director EMEA der Firma. Tozer kann sich jedoch andere Anwendungsfälle für Flash vorstellen: „CommVault hilft Herstellern von Flash-Arrays mit seiner IntelliSnap-Lösung, die eine anwendungs- und VM-sensitive Snapshot-Verwaltung bietet. Kunden können damit neue Flash-Arrays in bestehende Infrastrukturen integrieren und Snapshots sowohl von traditionellen als auch von Flash-Arrays zentral verwalten.“ IntelliSnap sei mit sehr vielen Produkten kompatibel und könne zudem Snapshots auf andere Arrays übertragen oder Daten für Disaster Recovery und Langzeitspeicherung deduplizieren.
DataCore, ein weiterer Software-Anbieter, hat sich in Speicherumgebungen mit einem eigenen, nicht proprietären Ansatz durchgesetzt: Per Softwareschicht lassen sich Speichergeräte unterschiedlicher Hersteller gemeinsam nutzen, was angesichts häufig vorhandener heterogener Infrastrukturen  viele Neuinvestitionen erspart.
Stefan von Dreusche, Director Sales Central Europe bei Data­Core, erläutert, warum in diesem Kontext Flash wichtig ist: „Der Einsatz von Flash lohnt immer dann, wenn transaktionsreiche Applikationen eine hohe I/O-Last erzeugen, also etwa bei ERP-Datenbanken, spezifischen SAP-Anwendungen oder beim Boot-Storm mit virtuellen Desktops in einer VDI. Flash sollte aber nicht nur unter dem Leistungsaspekt, sondern auch hinsichtlich der Betriebskosten betrachtet werden.“
Mit kompakten Flash-Speichern könnten Energie-, Strom-, Klima- und Stellplatz-Aspekte im Rechenzentrum effizienter berücksichtigt werden als mit drehenden Spindeln in den klassischen Festplatten. In einem Gesamtkonzept sollte deshalb, so Dreusche, die Storage-Architektur eher nach Kosten pro I/O-Leistung betrachtet werden als nach den Kosten pro Gigabyte. Dazu führt er aus: „Die Lösung heisst dann, Flash effizient unter einer Virtualisierungsschicht wie der von DataCore einzusetzen, in der maximal 10 bis 15 Prozent der Kapazität als Flash vorgehalten werden müssen, um einen Performance-Schub zu erzielen.“




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