Leadership
02.11.2017, 13:25 Uhr
Online-Coach für Schweizer Führungskräfte
Das Start-up Corporate Health Solutions lanciert gemeinsam mit der Universität Zürich den wecoach. Der Online-Coach will Schweizer Führungskräfte zu besseren Teamleitern machen.
Professor Georg Bauer von der Universität Zürich führte in die Theorie des wecoach ein © computerworld.ch
An der Universität Zürich werden Schweizer Führungskräfte ausgebildet. Das ist nicht neu. Neu ist, dass die Universität Zürich auch ein Coaching für Schweizer Führungskräfte anbietet – zumindest virtuell. Dafür wurde am Dienstag der wecoach lanciert. Das Online-Tool wendet sich an Teamleiter, sagte Professor Georg Bauer, Leiter Abteilung Public & Organizational Health der Universität Zürich, an einem Anlass in Zürich.
Den Führungskräften gibt wecoach zuerst das praktische und theoretische Rüstzeug mit: In den ersten beiden von sechs Modulen wird der Einstieg geschafft und trainiert. Die User sollen diese zwei Teile innerhalb vier Wochen absolvieren. Anschliessend geht es ins Team.
Teambefragung und -Workshop
Für die beiden Folgemodule «Teambefragung» und «Team-Workshop» sind acht Wochen vorgesehen. Hier werden die vorhandenen Ressourcen ermittelt sowie bewertet und allfällige Belastungen analysiert – sowohl individuelle, organisatorische, physische, psychische als auch teaminterne. In den Workshops wird insbesondere am Aufbau von Ressourcen gearbeitet. Denn mit mehr Ressourcen können die Mitarbeiter auch besser mit Belastungen umgehen, sagte Bauer. Dabei stützt er sich auf die Arbeiten des Sozialpsychologen Kurt Lewin, der Anfang der 1920-er zu den «zwei Gesichtern der Arbeit» geforscht hat. Lewin stellte unter dem Eindruck des in Europa aufkeimenden Taylorismus die Ressourcen und Belastungen der Arbeitstätigkeit ins Verhältnis.
In den zwei Abschlussmodulen geht es um die Umsetzung der erarbeiteten Massnahmen und die Verankerung im Team. Dafür lässt wecoach den Führungskräften nochmals vier Wochen Zeit.
Feldtest bei SKO und Swisscard
Bis anhin wurde wecoach von 30 Managern der Schweizer Kader Organisation (SKO) und des Kreditkartenunternehmens Swisscard getestet. Nicht alle Tests sind abgeschlossen, sagte SKO-Geschäftsleiter Jürg Eggenberger. Sein Fazit ist aber jetzt schon positiv: «Im Vergleich mit einem persönlichen Coach befähigt wecoach zur Eigeninitiative.» Damit sei das Tool eine gute Ergänzung zum bisherigen Förderungsangebot der Kader-Organisation.
Bei Swisscard nahm Beatrice Zemp, Head of Organisational Learning, die Implementierung von wecoach in beide Hände. Sie wurde einerseits als Führungskraft selbst gecoacht, andererseits als Teil eines Kaders Mitglied eines Teams. Für beide Rollen berichtete sie von einer gelungenen Umsetzung. In ihrem eigenen Team mit 14 Angestellten wurden erstmals Belastungen identifiziert, beispielsweise der Lärmpegel und der Stress durch Defizite in der Organisation. Auf der Ressourcenseite wurde die grosse Variation in den Tätigkeiten und die unterschiedlichen Arten der Wertschätzung im Alltag verbucht.
Als Teammitglied erlebte Zemp einen Wandel bei ihren Vorgesetzten. Sie hatten bis anhin die Themen Gesundheitsprävention und Belastung noch nicht auf der Agenda. Nun schon. Trotz der Doppelrolle ist ihre Einschätzung zu wecoach positiv: «Der Aufwand ist individuell gut steuerbar, auch dank kleiner Informationsblöcke.»
Sowohl SKO als auch Swisscard fahren voraussichtlich mit den Tests von wecoach fort. Zusätzlich wünscht sich das Start-up Corporate Health Solutions weitere Testteilnehmer. Wie Geschäftsleiterin Rebecca Brauchli an dem Anlass sagte, sollen für eine Wirksamkeitsstudie insgesamt 150 Führungskräfte mit ihren jeweiligen Teams gewonnen werden. Als Appetithäppchen können Interessierte das Einstiegsmodul auf der Homepage von wecoach kostenlos absolvieren. Anschliessend wird der Weg zur Studienteilnahme gebahnt.