Gründerszene
08.01.2018, 08:55 Uhr
08.01.2018, 08:55 Uhr
IT-Start-ups als Motor der Digitalisierung
Die Zahl deutscher Digital-Start-ups steigt. Schwerpunkt ist bei vielen jungen Unternehmen das B2B-Geschäft. Fast 50 Prozent sind ausschliesslich oder überwiegend in diesem Bereich aktiv.
Die Digitalisierung stellt altbekannte Wahrheiten auf den Kopf: So war beispielsweise der US-amerikanische Fahrdienst Uber zeitweise mehr wert als BMW, obwohl er keine Fabrik und keine physischen Produkte besitzt. Das Unternehmen vermittelt „nur“ über eine Website oder Smartphone-App Fahrgäste an Mietwagen, private Fahrer mit eigenem Auto oder Taxis. Ein weiteres Beispiel für die digitale Revolution ist Airbnb. Der Zimmervermittler ist wertvoller als die grosse Hotelkette Marriott.
US-Tech-Konzerne wie Apple, die Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Amazon und Facebook dominieren das Geschäft mit digitalen Plattformen für Endkunden (B2C), auf denen Nutzer Waren und Dienstleistungen teilen, tauschen oder verkaufen.
Deutsche Unternehmen liegen hier zurück. Doch Hoffnung gibt es im Business-to-Business-Bereich (B2B) für Geschäftskunden, in dem die deutsche Wirtschaft ihre traditionellen Stärken mit digitalen Elementen verknüpfen kann, etwa bei der Datenanalyse im IoT und in der Industrie 4.0, Process Mining oder Künstlicher Intelligenz. Hier gibt es eine lebendige Start-up-Szene. Das zeigen beispielsweise der „Deutsche Startup Monitor 2017“ (DSM) und der „BARC Start-up Award für Analytics und Datenmanagement 2017“.
Start-ups werden digitaler
Werfen wir zunächst einen Blick auf den 5. Deutschen Startup Monitor des Startup-Verbands und der Beratungsgesellschaft KPMG. Hauptautor des DSM 2017 ist Tobias Kollmann, Inhaber des Lehrstuhls für E-Business und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen. Der aktuelle DSM repräsentiert 1837 Start-ups, 4245 Gründerinnen und Gründer sowie 19.913 Mitarbeiter.
Aus digitaler Perspektive sind zwei Ergebnisse entscheidend: Die deutsche Start-up-Szene wird digitaler und setzt verstärkt auf B2B. Rund die Hälfte der DSM-Start-ups ist in den Bereichen IT/Software-Entwicklung (19,4 Prozent), Software as a Service (12 Prozent), Industrielle Technologie/Produktion/Hardware (9,1 Prozent), E-Commerce (6,8 Prozent) sowie Online-Marktplatz (5,4 Prozent) tätig. Jeweils weitere 5 Prozent sind in Kategorien wie Online-Service-Portal und Fintech unterwegs. „Der Anteil der digitalen Wirtschaft ist im Vergleich zu 2016 noch einmal angestiegen“, heisst es in der Studie. Bei knapp 80 Prozent der Firmen hat die Digitalisierung sehr grossen bis grossen Einfluss auf das Geschäftsmodell.
Bemerkenswert ist auch, dass sich die deutschen Start-ups mit ihren Angeboten überwiegend an Kunden aus dem B2B-Bereich richten (55,7 Prozent), 19,6 Prozent an B2C- und B2B-Nutzer. Und 24,7 Prozent bieten ihre Produkte und Services speziell für B2C-Nutzer an. Die B2B-Kunden tragen sogar mit 68,3 Prozent zum Umsatz der Start-ups bei – Tendenz steigend.
Mittlerweile befindet sich schon jedes vierte Start-up in der „Growth Stage“, sprich es hat ein marktreifes Angebot und ein starkes Umsatz- und/oder Nutzerwachstum. Fast jedes zweite Start-up (45,6 Prozent) stellt derzeit ein marktreifes Angebot fertig oder realisiert erste Umsätze.
Analytics
Das gilt auch für die sechs Finalisten des BARC Start-up Awards für Analytics und Datenmanagement 2017, den das Beratungs- und Analystenhaus BARC im November 2017 zum zweiten Mal verlieh: 5Analytics, leadtributor, Lana Labs, minubo, Process Analytics Factory und Scitis.io. Die Start-ups kommen aus den Feldern Process Mining, Operationalisierung von Machine Learning, datengetriebenes Omni-Channel-Management und Vertriebssteuerung sowie IoT-/Industrie-4.0-Datenanalyse.
“„Natürlich stammen viele digitale Trends und Innovationen aus den USA. In Deutschland gibt es aber vor allem auf den Gebieten BI und Analytics sehr gute Ideen. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“„
„Die positive Resonanz auf den Award und das hohe Niveau der Einreichungen zeigen, wie aktiv, vielseitig und innovativ die deutschsprachige Start-up-Szene im Bereich Business Intelligence/Analytics und Datenmanagement heute bereits ist“, freut sich Carsten Bange, Gründer von BARC und Mitglied des Boards der CXP Group. „Natürlich stammen viele digitale Trends oder Innovationen aus den USA. Es gibt aber auf den Gebieten BI und Analytics auch hierzulande sehr gute Ideen. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Process Analytics Factory (PAF), der Gewinner unseres Awards, steht beispielsweise für die Stärken und die Tradition von Prozessmodellen und Prozessanalyse in Deutschland.“
Das 2014 gegründete Unternehmen aus Darmstadt setzte sich im Finale mit seiner Lösung PAFnow Process Mining für die Analyse und Optimierung von Geschäftsprozessen gegen seine fünf Kontrahenten durch. „Process Mining ist nicht unbedingt eine neue Idee. Aber aktuell steigt die Bedeutung, zum Beispiel im Kontext von IoT und Industrie 4.0. Damit eröffnen sich neue Chancen und durch die Integration von Technologien für maschinelles Lernen und BI auch neue, innovative Lösungen“, begründet Carsten Bange die Entscheidung der Jury.