Digitalisierung schafft Individualisierung
Individuell mit 3D-Druck
Nicht jedes Unternehmen kann für die Individualisierung aber so einen Aufwand treiben wie Adidas. Oft fehlt es derzeit auch schlicht an der Fähigkeit, Einzelstücke rentabel herzustellen. In der Untersuchung „SCM World Value Chain 2020“, für die gut 150 Unternehmen weltweit befragt wurden, nannten mehr als drei Viertel von ihnen (79 Prozent) das als Grund dafür, dass die Individualisierung der Produktion nicht in Angriff genommen wird.
Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) verweist zudem auf exorbitante Kosten als die grösste Barriere für die Umstellung. Diesen Herausforderungen möchten die betroffenen Unternehmen mit einer digitalen Versorgungskette (50 Prozent) und einer intelligenten Fertigung (43 Prozent) begegnen, die Produktentwicklung, Fertigung und Logistikkette integriert. Besonders vielversprechend erscheint vielen dabei der 3D-Druck. Mehr als jeder vierte Hersteller (28 Prozent) evaluiert diese Technologie inzwischen als eine Möglichkeit, ein digitales Inventar individualisierter Produkte aufzubauen.
“„Die Individualisierung ist einer der Megatrends. (…) Dahin geht die Reise in fast allen Produktbereichen.“„
Bei den Schuh- und Textilherstellern findet der 3D-Druck augenscheinlich immer mehr Zuspruch. Dafür stehen unter anderem die in Duisburg ansässige Mifitto GmbH, die mit ihren 3D-Fussscannern dem Kunden zum perfekten Schuh verhelfen will, sowie das Kölner Start-up Die Schuhleister, das auf der diesjährigen CeBIT ein neu entwickeltes komplettes Fertigungssystem für den Mittelstand vorstellte.
Unternehmen, die auf der Basis digitaler 3D-Konstruktionsdaten auf Abruf produzieren, verschaffen sich die Möglichkeit, auf individuelle Bedürfnisse des Käufers kurzfristig zu reagieren. Sie können direkt vor der Haustür des Kunden fertigen und dank einer sogenannten End-of-Runway-Logistik ihre Lieferfristen und -kosten auf ein Minimum senken. Eine Bestellung, die bis 18 Uhr eingeht, soll am nächsten Morgen beim Kunden sein. Nebenbei bleiben die Lagerbestände klein. Produkte liegen rein digital vor, bis sie vom Kunden benötigt werden.
3D-Druck für B2B-Kunden
Potenzial hat der 3D-Druck nicht nur für Unternehmen mit privaten Konsumenten als Kunden, sondern auch für B2B-Anbieter. So haben sich SAP und UPS vorgenommen, die bedarfsorientierte On-Demand-Fertigung von Prototypen und Produktteilen mittels 3D-Druck zu ermöglichen und eine durchgängige Prozesskette von der Bestellung über die Herstellung bis hin zur Lieferung zu schaffen. Die beiden Konzerne wollen dazu SAP-Lösungen für das Supply Chain Management in UPS-Anwendungen für generative Fertigung und Logistiknetzwerke integrieren. So sollen Unternehmen jeder Grösse mit nur einem Klick auf das System UPS On-Demand Manufacturing zugreifen können.
Die Software soll Entscheidungen in Echtzeit ermöglichen und zum Beispiel automatisch ermitteln, ob eine 3D-Druck-Herstellung im Vergleich zur traditionellen Beschaffung oder Fertigung rentabel ist. Bestellungen sollen reibungslos an UPS weitergeleitet werden, wo Produktion und Auslieferung erfolgen. UPS verspricht, die meisten Teilebestellungen, die bis 18 Uhr abends eingehen, bis zum nächsten Morgen zu fertigen und innerhalb der USA auszuliefern.