Wenn die KI die passenden Influencer sucht

"Eher wie auf dem Basar, nicht datengetrieben"

Sie sind jetzt mit diesem KI-gestützten Influencer-Marketing-Konzept gestartet und ­haben auch schon ein paar Kunden, die aber nicht genannt werden wollen. Warum nicht?
Kiender: Weil viele dieser Kunden noch Verträge mit herkömmlichen Influencer-Marketing-Agenturen haben. Wir setzen derzeit auch mit ein paar grösseren Unternehmen aus der Fashion- und Beauty-­Szene Pilotprojekte um. 
Wie viele Daten braucht man für eine zielgerichtete Influencer-Kampagne?
Kiender: Ab 100.000 Datensätzen wird es interessant. Grundsätzlich aber gilt: je mehr Daten, desto besser. 
Die Fülle der Daten ist also die Grundlage dafür, die genau passenden Influencer für eine bestimmte Kundengruppe zu finden?
Kiender: Genau. Mit den Daten könnte ein Unternehmen wie Douglas beispielsweise auch Influencer selektieren, die Kunden-Zielgruppen nur im ländlichen Raum, ­also ausserhalb der Grossstädte, ansprechen. Dabei arbeiten wir plattformübergreifend. Wenn ein Unternehmen beispielsweise nur 15-jährige Teenager ansprechen will, wird uns die KI vorschlagen, nicht auf ­Instagram, sondern auf TikTok zu gehen.
Quelle: BVDW / Kantar TNS
Der Ansatz von Foxymatch ist von aussen betrachtet kein anderer als der von anderen Influencer-Marketing-Agenturen. Das Versprechen lautet in beiden Fällen: Ich finde für Euer Produkt und für Eure Marke die richtigen Influencer.
Kiender: Der Unterschied ist: Wenn uns ein Unternehmen fragt, wie wir die Influencer finden, antworten wir: mit Daten. Wir suchen nicht die Influencer, sondern die perfekte Audience und setzen darauf die Influencer, die diese Audience bespielen. Wenn Du heute bei einer Agentur anrufst, heisst es: Wie haben da noch die Jacqueline, das ist eine Super Influencerin, die verkauft dir alles. Das ist also eher wie auf dem Basar und nicht datengetrieben.

"Normale Agenturen haben ein paar Dutzend Influencer" 

Ist dieser Ansatz unique?
Kiender: Ja. Es gibt Plattformen, bei denen ich nach Influencern suchen kann, die bestimmte Audiences bespielen. Dafür aber muss man seine Zielgruppe genau kennen. Gerade grosse Unternehmen kennen ihre Zielgruppe aber nicht genau. Sie sprechen davon, Frauen zwischen 25 und 35 Jahren erreichen zu wollen, die Beauty-­affin sind. Das ist viel zu schwammig. Wenn wir Daten haben und das Nutzerverhalten der Kunden kennen, können wir viel zielgerichteter auf die Audience eingehen.
Wie reagieren die etablierten Influencer-Marketing-Agenturen auf Ihren Ansatz?
Kiender: Manche haben uns Kooperationen angeboten. 
Ist es eigentlich üblich, dass Influencer ihr Konto mit gekauften Follower-Zahlen aufbauschen?
Kiender: Ja. In letzter Zeit wird ja viel ­darüber gesprochen, dass Influencer Marketing nicht mehr richtig funktioniert. Das kann ich nicht unterschreiben. Nur: Vor fünf Jahren haben die Influencer noch ­keine Follower gekauft, das war alles transparenter. Die Influencer von heute kommen immer noch gut an, nur muss man bei den Erwartungen Abstriche machen. 
Glauben Sie, dass Ihr Ansatz den Markt der Influencer-Marketing-Agenturen durchrütteln wird?
Kiender: Definitiv. Normale Agenturen können auf ein paar Dutzend Influencer zugreifen, aber das ist viel zu wenig. Es gibt 900 Millionen Instagram-Nutzer und wir können auf alle zugreifen. Wenn uns ein Unternehmen sagt: Unsere Kunden kommen aus Deutschland, wir wollen aber künftig an Kunden in der Türkei verkaufen, ist das für uns kein Problem. Dann werten wir das Nutzerverhalten der deutschen Kunden aus und können daraus ­ableiten, wen wir in der Türkei ansprechen wollen. Wenn eine herkömmliche Influencer-Marketing-Agentur diesen Job hat, sagen die einem: Wir haben 30 Influencer unter Vertrag, wir suchen euch davon welche aus.




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