Tesla: Das steckt hinter dem Hype-Konzern
Visionär oder Fantast?
Als Musk 2004 zu Tesla stösst und dort alsbald die Rolle des CEO übernimmt, gilt der damals 33-Jährige zudem bei seinen Fans als Visionär, bei seinen Kritikern dagegen eher als Fantast. Denn der Mann, der neben einem südafrikanischen auch einen kanadischen und einen US-amerikanischen Pass besitzt, hat bereits im Jahr 2002 die Firma Space-X gegründet, ein Unternehmen, das den Weg zu einer bemannten Marsmission ebnen sollte.
Kühn sind auch Musks weitere Ambitionen: "Als ich bei Paypal ausstieg, dachte ich mir, 'Was sind einige andere Probleme, die wahrscheinlich die Zukunft der Menschheit am meisten betreffen?' und nicht 'Womit lässt sich am besten Geld machen?'". Mit Zitaten wie diesen trifft Musk in das Herz der Silicon-Valley-Gemeinde. Man stelle sich vor, ein VW-CEO würde diese Vision seinen Aktionären auf einer Hauptversammlung präsentieren - aber Wolfsburg ist eben nicht Palo Alto und Martin Winterkorn nicht Elon Musk.
"Tesla düpiert die Autoindustrie"
Bis Tesla sein erstes Auto auf den Markt bringt, vergehen fünf Jahre. Die Firmengründer Eberhard und Tarpenning haben zu dem Zeitpunkt das Unternehmen bereits verlassen - im Streit, wie Zeitzeugen berichten. 2008 verblüfft der Tesla Roadster die Fachwelt mit Leistungsdaten, die zuvor kein elektrisch betriebenes Serienfahrzeug erreicht hat: Der zweisitzige Sportwagen beschleunigt in vier Sekunden von 0 auf 100 km/h und erzielt mit einer Akkuladung eine Reichweite von bis zu 370 km. Während die wenigen anderen E-Fahrzeuge, die man damals kaufen kann, kaum weiter als 100 Kilometer kommen und eher wie rollende Verzichtserklärungen wirken, verspricht der Tesla Roadster Spass beim Autofahren.
Sein technisches Geheimnis ist sein Akku: Statt aufwendig grosse Batterien zu fertigen, montiert Tesla Tausende von gebräuchlichen Lithium-Rundzellen, wie sie etwa in Laptop-Akkus Verwendung finden, in ein gemeinsames Gehäuse. Das Presseecho ist gewaltig. Der "Focus" schreibt: "Das Tesla-Debüt ist ein Paukenschlag: Mit ein paar geschickt kombinierten Lithium-Ionen-Akkuzellen, wie sie inzwischen in jedem Notebook zu finden sind, düpiert der Auto-Newcomer die grossen Konzerne."
Dieses Bild dominiert seitdem die öffentliche Wahrnehmung der ersten Autofirma des Facebook-Zeitalters: Tesla treibt die etablierten Autohersteller vor sich her, zwingt sie zum Reagieren und bereitet ihren Chefs schlaflose Nächte. Und ähnlich wie die Apple-Fangemeinde in ihren besten Tagen trägt eine riesige Schar von Tesla-Enthusiasten das Narrativ vom selbstlosen Genie Musk weiter.