Asut-Konferenz
03.04.2019, 16:31 Uhr
IoT – Aufbruch oder Ernüchterung?
Das Internet der Dinge (IoT) ist zwar längst in der Praxis angekommen, steckt in vielen Bereichen aber noch in den Kinderschuhen. Viele Akteure – Gesetzgeber, Netzbetreiber, deren Lieferanten – haben sich im Berner Kursaal getroffen, um ihre Strategien vorzustellen.
Die Schweizer Politik und Wirtschaft setzen voll auf die Digitalisierung, um die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand der Schweiz zu sichern. Für Asut-Präsident Peter Grütter ist IoT längst Realität. Es entwickelte sich in den letzten fünf Jahren fast unbemerkt zum Alltagsfaktum.
Aber erst der neue Mobilfunkstandard 5G bringe die dringend nötigen Kapazitäten für die zunehmende Vernetzung von Infrastrukturen, Maschinen oder Geräten, sagte Grütter anlässlich der Konferenz des Schweizerischer Verbands der Telekommunikation (Asut) Anfang April im Berner Kursaal.
IoT und 5G
Gerade die Einführung von 5G scheint die Schweiz zu spalten: Eine investitionsbereite Wirtschaft stösst auf erbitterte Strahlenschutzgegner, diesbezüglich zurückhaltende National- und Ständeräte (die im Herbst ja wiedergewählt werden wollen) schweigen im Zweifelsfall lieber und ein zunehmend entkoppelt wirkender Bundesrat überlässt die Diskussionen gerne den gesetzgebenden Kantonen.
So überraschte es nicht, dass auch der amtierende Bakom-Direktor Philipp Metzger in seinem Vortrag zwar die smarte Schweiz zelebrierte, das Thema NISV (Verordnung über nicht-ionisierende Strahlung) im Vortrag aber ebenso smart umschiffte. Darauf angesprochen, erklärte er wortreich, dass die Schweiz halt vorsichtiger agiere als andere Länder.
Metzger blendete aus, dass die 5G-Betreiber deutlich mehr Sender aufstellen müssen, um eine brauchbare Flächendeckung zu bieten, was ihnen hohe Zusatzkosten beschert und dem effektiven Strahlenschutz wohl kaum dient.
Dabei wird es IoT ohne 5G nicht oder nur stark eingeschränkt geben. Eine schnelle und flächendeckende 5G-Einführung ist dank Beibehaltung der strengen Schweizer Grenzwerte auf nur 1/10 des in der EU geltenden Niveaus jedenfalls unrealistisch.
Die 5G-Einführung läuft nun wesentlich langsamer und mit deutlichem Mehraufwand für die Anbieter ab. Aber wie sollen die Dinge miteinander kommunizieren, wenn kein leistungsfähiges Netz da ist?
In der Schweiz werden die meisten Innovationen von der Wirtschaft allein vorangetrieben, die entsprechend investiert. Doch wird dies unter den aktuellen Rahmenbedingungen so bleiben?
Autor(in)
Rüdiger
Sellin