Hannover Messe
27.04.2017, 12:23 Uhr
Wem nutzt Industrie 4.0 und wie hoch sind die Kosten?
Auf der Hannover Messe wimmelte es nur so von Robotern und digitalisierten Industrieanlagen. Online PC präsentiert die Highlights der grössten Industrieschau der Welt.
Die Hannover Messe darf sich mit mehr als 6.500 Ausstellern die grösste Industrieschau der Welt nennen. Alle 27 Messehallen waren ausgebucht. Hier liess sich ablesen, was passiert, wenn die klassischen Produktion auf die mobilen, hoch vernetzten Technologien des Informationszeitalters trifft. Es funkt – mit Mehrwert. Mit grossen Ausstellerkontingenten vertreten waren neben dem Gastgeberland Deutschland das Partnerland Polen und China.
Nahezu unmöglich war es, in den Messehallen nicht auf Roboter zu treffen. Einen noch jungen Trend markieren dabei bionische Leichtbauroboter, die sich die Natur zum Vorbild nehmen. Die Münchener Firma Festus zeigte ihren Octopus-Gripper, der nach dem Vorbild eines Tintenfisch-Tentakels konstruiert wurde. Der Gripper besteht aus einer weichen, pneumatisch gesteuerten Silikonstruktur, die auf der Innenseite mit zwei Reihen aktiver und passiver Saugnäpfe ausgestattet ist. Wird die Struktur mit Druckluft gefüllt, krümmt sich das Tentakel nach innen und schliesst sich nahtlos und sanft um das jeweilige Greifgut.
Dadurch sollen sich bionische Roboterarme besonders gut für zerbrechliche Güter in kollaborativen Einsatzszenarien – also in Zusammenarbeit mit menschlichen Kollegen - eignen. Das Ziel dabei sei nicht die menschenleere Fabrik, sondern eine Ko-Produktion, in der Roboter die monotonen, repetitiven oder gefährlichen Produktionsschritte übernähmen, betont Stefan Assmann, Leiter Connected Industries bei Bosch. Firmen müssen keine grossen Investitionen tätigen. Leichtbauroboter – nicht nur bionische - gibt es schon ab Preisen von 10.000 bis 12.000 Euro, inklusive der benötigten Steuer-Software, die sich über mobile Apps bedienen lässt. Die italienische Firma Comau kündigte ihren "Built it yourself"-Industrieroboter e.DO für September dieses Jahres an. Der Preis liegt noch nicht endgültig fest, soll aber 5.000 Euro nicht übersteigen.
Strom aus der Brille mit organischen Solarzellen
Transparente organische Solarzellen, die auch bei beleuchtungsschwachen Szenarien Strom produzieren, zeigte Alexander Colsmann, Leiter organische Photovoltaik beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Am Messestand hatten Mitarbeiter des KIT mit organischen Solarzellen ausgestattete Brillengläser auf der Nase, mit denen sich zum Beispiel MP3-Player oder Hörgeräte betreiben lassen. Colsmann sieht für seine organischen Kunststoffzellen ein breites Spektrum an Anwendungsgebieten, zum Beispiel bei der Fensterverschattung von Bürogebäuden. Den klassischen Siliziumzellen fehlt die Transparenz. Sie sind deshalb solche Szenarien nicht geeignet. Auch beim Kriterium Rückgewinnungszeit, der energetische Return-on-Invest, gewinnen die organischen Zellen mit klarem Vorsprung. Die Rückgewinnungszeit bezeichnet den Zeitraum, den eine Zelle im Durchschnitt benötigt, um die Energie zu produzieren, die für ihre eigene Herstellung benötigt wurde. Colsmanns organische Zellen brauchen dafür zwei Monate, Silizium zwei Jahre.