Mit der SBB zügig zum Digitalisierungsziel

Beispiele aus der Praxis, Pilotversuche und Services

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Gerres: Ein Thema war die Parkplatzbewirtschaftung. Wir besitzen 25.000 Parkplätze rund um die Bahnhöfe. Allerdings war das Parken dort nicht so bequem: Der Kunde musste erst einmal schauen, ob noch ein Platz frei ist, dann das Auto abstellen, zum Ticket-Automaten und zurück zum Auto laufen, bevor er zum Gleis gehen konnte.
Park-it-App: Mit dieser App können SBB-Kunden einen Parkplatz reservieren.
Quelle: Park it
Das ist im Zeitalter der weltweiten Digitalisierung nicht mehr das, was der Kunde von uns erwartet. Also haben wir  gescreent, was für Technologien es für die Parkplatzbewirtschaftung bereits gibt und uns fünf Start-ups angesehen. Die Wahl fiel auf das Züricher Start-up Park-it.  Wir haben einen Piloten an einigen Park+Rail-Parkplätzen gestartet, bei dem Nutzer der Park-it-App auf die SBB-Parkplätze zugreifen konnten.
War der Pilotversuch erfolgreich?
Gerres: Die Kundenakzeptanz war gut, ­sodass wir uns letztlich entschieden haben, unser ganzes Parkplatzgeschäft auf die Park-it-App auszurichten. Deswegen ­haben wir die App-Technologie bei Parkt-it herausgekauft. Daraus ist die SBB Park+Rail-App entstanden, sodass unsere Kunden jetzt endlich einen Grossteil unserer Parkplätze vorab per Smartphone reservieren, bezahlen und den digitalen Parkschein wenn ­nötig auch verlängern können. Und mittlerweile sehen wir, dass sich dadurch auch völlig neue Zusatzservices ergeben.

Was für Services sind das?
Gerres: Das Auto steht rund neun Stunden auf dem Parkplatz. Also denken wir darüber nach, was in dieser Zeit damit geschehen könnte, etwa eine Wäsche oder ein Reifenwechsel. Wir schauen uns auch Technologien zur Schlüsselübergabe an, um den Kofferraum als Lieferort für ­Online-Bestellungen zu nutzen. Daran kann man die Effekte der Digitalisierung gut erkennen: Durch die digitale Verwaltung der Parkplätze ergeben sich völlig neue Services und aus einem relativ drögen Thema wird plötzlich ein Lifestyle-Thema.
Gibt es auch Ideen, die wider ­Erwarten überhaupt nicht funk­tioniert haben?
Gerres: Ja klar, Flops gibt es ­sogar relativ oft. Wir hatten die Idee für einen Crowd-basierten SBB Butler-Service, bei dem SBB-Kunden ihre Dienste anderen anbieten, etwa stellvertretend die Oma vom Gleis zum Taxi zu begleiten. Unsere Kunden haben das aber überhaupt nicht angenommen, da konnten wir an den Stellschrauben drehen wie wir wollten. Sie wollten professionelle Helfer. Vielleicht war es noch zu früh für einen solchen Ansatz.




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