«Die IT wird zur grössten Branche der Schweiz»
Die Entwicklung im Schweizer Markt
CW: Welche Entwicklung im Schweizer Markt hat Sie persönlich besonders gefreut?
Janik: Ich bin vor rund vier Jahren sehr bewusst in die Schweiz gewechselt. Ich kannte das Land schon aus meiner Kindheit – bin ich doch gleich hinter der Grenze in Konstanz aufgewachsen – und aus meinem Studium, während dem ich ein Jahr in Genf war.
Von aussen betrachtet stellt sich die Schweiz wie eine grosse «Smart City» dar: Alles und jeder ist sehr gut vernetzt, die Technologie-Affinität ist sehr hoch und alles findet auf einem vergleichsweise kleinen Raum statt. Beim Wechsel aus der deutschen Microsoft-Organisation an die Spitze von Microsoft Schweiz stellte sich mir die Frage, wie sich diese Gegebenheiten zum Vorteil des Landes nutzen lassen. Meine Idee war die eines «lebendigen Labors», in dem experimentiert und getestet werden kann. Dafür habe ich mir vorgenommen, Unternehmen aller Branchen und Grössen zusammenzubringen.
CW: Sie haben jahrelang den Public Sector in Deutschland betreut. Wie sehen Sie die Schweiz aufgestellt? Mit einem «lebendigen Labor» im Gesundheitswesen liesse sich beispielsweise das elektronische Patientendossier hervorragend voranbringen.
Janik: Vollkommen richtig. Die Schweiz könnte im Gesundheitswesen viel ambitionierter sein, als sie es bisher ist. Als Gründe für die Zurückhaltung werden gerne die fragmentierten Strukturen und die schwierige Gesetzeslage genannt. Aber das sind aus meiner Sicht nur Entschuldigungen. Meiner Meinung nach wäre es an der Zeit, sich weniger zu entschuldigen und mehr zu testen, was denn im heutigen Rahmen schon realisierbar ist. Ansätze dafür sind heute schon sichtbar: Einige Kantone kooperieren für das elektronische Patientendossier und auch aus der Industrie kommen Impulse. Mittlerweile bin ich guter Dinge, dass wir in den nächsten drei Jahren Fortschritte erzielen werden.
CW: Sehen Sie ähnliche Perspektiven für den öffentlichen Sektor?
Janik: Der öffentliche Sektor ist ebenfalls fragmentiert. Das werden wir auch so schnell nicht ändern. Dennoch sehe ich auch hier Ansätze, wie an manche Themen pragmatisch und zum Wohle des Landes herangegangen wird. Dabei hilfreich und nützlich ist ein beurteilungsfähiger Beamtenapparat, den es teilweise noch zu fördern gilt.