Nächste Stufe der Industrieproduktion 08.03.2021, 08:24 Uhr

Auf dem Weg zur Industrie 5.0

Die Wertstromkinematik soll die Fertigung von Produkten weiter revolutionieren. Weitere Themenbereiche wie etwa Remanufacturing sind damit ebenfalls denkbar.
(Quelle: PopTika / shutterstock.com)
Die Marktwirtschaft hat ein Luxusproblem. Einerseits werden für Massenmärkte günstig und in grosser Zahl hergestellte Güter benötigt, bei denen es vor allem auf geringe Produktionskosten ankommt. Andererseits gibt es vor allem in den westlichen Industrienationen, aber auch in einigen aufstrebenden Ländern einen zunehmend grösser werdenden Stamm von gut situierten Kunden, die bereit sind, für hochwertige und individuell gestaltete Produkte einen Premium-Preis zu bezahlen. Adidas wollte diese Zielgruppe mit den sogenannten Speedfactories bereits adressieren. Eine 2017 im mittelfränkischen Ansbach eröffnete Fabrik zur Produktion von jährlich bis zu 500'000 personalisierten Sportschuhen musste 2020 allerdings schon wieder geschlossen werden. Zum Einsatz kommt die Technologie nun in Asien.
Schematischer Aufbau einer Bodenplatte: Es kommen sogenannte Nullpunktspannvorrichtungen zum Einsatz, auf denen flexible Roboterarme (Kinematiken) angebracht werden.
Quelle: WBK

Kreativität der Kunden nutzen

Der Sportartikelhersteller hatte es sich zum Ziel gesetzt, die bislang übliche Phase zwischen dem Erkennen eines neuen Consumer-Trends und der darauffolgenden Produktion passender Waren von 18 Monaten auf nur noch 24 Stunden zu reduzieren. «Um das Leben von Menschen zu verändern, muss man direkte Beziehungen zu den Verbrauchern aufbauen», sagte bereits 2018 Michael Vögele, der damalige CIO von Adidas, auf der vom Software-Hersteller SAP in Orlando, Florida, veranstalteten «Sapphire Now and ASUG Annual Conference». 2019 wechselte Vögele zum Tabakriesen Philipp Morris und wurde dort Chief Technology Officer (CTO). Bei Adidas hatte er sich noch vorgenommen, «die Verbraucher direkt in unsere Fertigungsprozesse einzubinden». So könne man «ihre Kreativität nutzen und sofort das gewünschte Produkt für sie herstellen». Das hätte dann auch den Vorteil gehabt, «die Produktivität in der gesamten Lieferkette zu steigern».
Ende 2019 erfolgte jedoch das vorzeitige Aus für die Speedfactories. Adidas stellte sowohl die Produktion in Ansbach als auch die des Vorbilds in Atlanta wieder ein. Die eigens entwickelte Technologie wolle man aber weiterhin in Asien einsetzen, kündigte damals Konzernsprecher Jan Runau an. Es sei «sinnvoller, die Produktion der Speedfactories dort zu konzentrieren, wo das Know-how und die Lieferanten sitzen», sagte Runau der Deutschen Presse-Agentur. Man habe in Ansbach aber einiges lernen können. Trotzdem sei der Versuch nicht geglückt, die «technologisch hochwertige Produktion von Sportartikeln wieder stärker nach Deutschland zu holen». Die Speedfactories haben jedoch gezeigt, dass es an der Zeit für eine Flexibilisierung der Produktion ist.




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