UMB will Zahl der Lernenden mehr als verdoppeln
Interview mit Roger Schweingruber
UMB will mit dem Ausbau der ICT-Berufsbildung dem Fachkräftemangel begegnen. Im Interview mit Computerworld gibt Roger Schweingruber, der als Team Leader Young Talents für das Lehrlingsprogramm von UMB zuständig ist, weiter Auskunft darüber, wie die IT-Dienstleisterin den Anstieg an ICT-Lernenden konkret bewerkstelligen will.
Computerworld: UMB geht eigenen Angaben zufolge gezielte auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden ein. Können Sie hier ein paar Beispiele aus der bisherigen Lehrpraxis nennen?
Roger Schweingruber: Hier haben wir viele verschiedene Beispiele. Ein Lernender im ersten Lehrjahr hat etwa eine grosse Affinität für Software-Entwicklung entwickelt. Wir haben ihm nun ein «Praktikum» in unserer Software-Entwicklung ermöglicht, auch wenn dies nicht Teil der Ausbildung zum Systemtechniker bzw. Informatiker Plattformentwicklung ist. Natürlich überwachen wir genau, dass er im eigentlichen Ausbildungsfeld den Anschluss nicht verliert.
Roger Schweingruber: Hier haben wir viele verschiedene Beispiele. Ein Lernender im ersten Lehrjahr hat etwa eine grosse Affinität für Software-Entwicklung entwickelt. Wir haben ihm nun ein «Praktikum» in unserer Software-Entwicklung ermöglicht, auch wenn dies nicht Teil der Ausbildung zum Systemtechniker bzw. Informatiker Plattformentwicklung ist. Natürlich überwachen wir genau, dass er im eigentlichen Ausbildungsfeld den Anschluss nicht verliert.
Ein anderer Lernender liebt den direkten Kundenkontakt und hat Freude daran, anderen zu helfen. In der Folge durfte er früher als üblich im ServiceDesk mitarbeiten. Ein dritter Lernender war schliesslich in einer schwierigen Lebenssituation, sodass ein «sicherer Hafen» nötig war. Hier haben wir es ermöglicht, dass er viel länger als üblich im gleichen Team bleiben konnte. Wichtig ist bei allen Beispielen, dass wir die Lernenden eng begleiten und ihre Vorlieben aber auch Herausforderungen erkennen.
CW: Was unterscheidet Sie konkret von anderen Lehrbetrieben im ICT-Bereich und aus welchem Grund?
Schweingruber: Zum einen legen wir natürlich grossen Wert auf die Grundausbildung. Hier haben wir eine «Lern-Werkstatt» in der die Lernenden die Möglichkeit haben, Aufträge selbstständig und im eigenen Tempo durchzuführen. Vermutlich das letzte Mal in ihrem Leben, wo sie etwas ohne Zeitdruck erarbeiten und erlernen können.
Durch die Grösse von UMB – mit vielen technischen Themen von Microsoft, Cloud, Linux, Netzwerk, Cyber Security und vielem mehr – haben wir zum anderen die Möglichkeit, Lernende nach Vorliebe, aber auch nach einem Defizit zu platzieren.
Schliesslich ist uns auch wichtig, dass unsere Lernenden schnell erste produktive Arbeiten erledigen können. Die Befriedigung, wenn man z.B. für ein Team oder einen Kunden einen Mehrwert erbringt, ist wesentlich höher, als wenn man einfach vier Jahre lang theoretisch im Labor arbeitet und lernt. Deshalb sind unsere Lernenden bereits gegen Ende des ersten Lehrjahres das erste Mal im Einsatz für Kunden.
CW: Wie stellen Sie bei einer Verdoppelung der Lehrstellen sicher, dass der Anspruch, auf die individuellen Wünsche der Lernenden einzugehen, aufrecht erhalten werden kann? Wird es bei einem höheren Anteil an Lernenden nicht schwieriger, alle Wünsche zu erfüllen und gleichzeitig auch bei weniger gefragten Spezialisierungen die offenen Stellen im Betrieb zu besetzen?
Schweingruber: Wir verdoppeln ja nicht nur die Lehrstellen, wir haben auch unsere Ausbildungskapazität verdoppelt. Gerade im ersten Lehrjahr ist viel Begleitung nötig, um sicherzustellen, dass die Grundlagen vermittelt und verstanden werden. Hier kristallisieren sich in der Regel auch erste Vorlieben heraus.
Natürlich wird es mit mehr Lernenden auch schwieriger, alle Wünsche zu erfüllen. Während ihrer Lehre haben die Lernenden aber die Chance, in mindestens vier Teams mitzuarbeiten. Natürlich sind boomende Themen in der Regel bei den Lernenden auch höher im Kurs. Typischerweise sind die Teams, welche diese Themen abdecken aber auch im Wachstum begriffen. Wir überprüfen die Platzierungsmöglichkeiten deshalb jährlich.
Nach der Lehre ist klar, dass viele Lernenden am liebsten in einem boomenden Thema weiterarbeiten. Hier ist dann nicht immer eine Stelle frei, und wir platzieren die Lernenden in Teams mit Bedarf, wo sie weitere Arbeitserfahrungen machen können. Sie sind dann aber dafür in der «Pole-Position» für ihr Thema.
Nach der Lehre ist klar, dass viele Lernenden am liebsten in einem boomenden Thema weiterarbeiten. Hier ist dann nicht immer eine Stelle frei, und wir platzieren die Lernenden in Teams mit Bedarf, wo sie weitere Arbeitserfahrungen machen können. Sie sind dann aber dafür in der «Pole-Position» für ihr Thema.
CW: Sie betonen, dass Sie besonders Soft Skills bei der Auswahl berücksichtigen. Wie eruieren Sie diese konkret?
Schweingruber: Als UMB schauen wir vor allem, ob der Mensch zu uns passt und ob er die nötige Neugier und Motivation für den Beruf Informatiker Plattformentwickler mitbringt. Die heutigen Zeugnisse geben nebst den Noten auch Informationen über das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten. Hier schauen wir genau hin. Selbstverständlich haben wir einen umfangreichen Fragenkatalog, an dem wir uns beim Interview orientieren.
Natürlich sind gute Schulnoten von Vorteil. Die Berufsschule ist herausfordernd, vor allem in Kombination mit der Berufsmittelschule. Darum ist, auch bei UMB, für den Informatiker Plattformentwickler die Niveaustufe A nötig.
CW: Sie wollen mit Ihrem Programm erreichen, dass viele Lernende später bei Ihnen im Unternehmen bleiben. Wie hoch ist derzeit die Rate an Lernenden, die bei UMB weiterbeschäftigt werden?
Schweingruber: Dieses Jahr sind alle Lehrabgänger bei UMB geblieben. Ein Teil verfolgt ein Studium weiter und ist im Teilzeitpensum angestellt.
Schweingruber: Dieses Jahr sind alle Lehrabgänger bei UMB geblieben. Ein Teil verfolgt ein Studium weiter und ist im Teilzeitpensum angestellt.
Im letzten Jahr haben sich zwei Lernende für ein Vollzeitstudium entschlossen, wobei einer in seinen Studienferien bei uns aushilft. Die letzten zwei Jahre sind exemplarisch für die Verbleibe-Rate. Natürlich ist der Lehrvertrag keine Garantie dafür, dass der Lernende nach vier Jahren eine fixe Anstellung hat bei UMB, aber das Ziel ist es auf jeden Fall.
CW: Wollen Sie diese Rate noch erhöhen? Und wenn ja wie?
Schweingruber: Wir haben bereits eine sehr hohe Verbleibe-Rate. Wir verfolgen eine Erhöhung nicht aktiv. Eigentlich haben wir zwei Ziele: Wir möchten die Lernenden so gut ausbilden, dass wir sie weiterbeschäftigen möchten. Und wir möchten den Lernenden ein Umfeld und Perspektiven bieten, sodass sie bei uns bleiben wollen. Die Verbleibe-Rate ergibt sich aus diesen beiden Zielen.
CW: UMB hat jedes Jahr viele Stellen zu besetzen. Welche anderen Massnahmen ergreift UMB neben der Erhöhung der Lernendenkapazität, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?
Schweingruber: Indem wir uns als exzellente Arbeitgeberin positionieren. Wir wurden schon vier Mal von Great Place to Work zur besten Arbeitgeberin der Schweiz gewählt. Zudem investieren wir überdurchschnittlich in unsere Teams, zum Beispiel mit sehr grosszügigen Weiterbildungsbudgets. Daneben schulen wir regelmässig unsere Führungskräfte, weil diese das vielleicht wichtigste Element bei der Arbeitszufriedenheit sind. Darüber hinaus pflegen wir eine einmalige Firmenkultur der Offenheit, des Vertrauens und der Kollegialität. Und nicht zuletzt sprechen wir auch über unseren Great Place to Work und das gute Gefühl, bei UMB zu arbeiten – zum Beispiel in unserer neusten Employer Branding Kampagne.