Börse
06.10.2021, 17:10 Uhr
Softbank-Finanzdeal mit Telekom-Anteilen
Vor rund einem Monat hatte Softbank im Rahmen eines Tauschgeschäfts 225 Millionen Telekom-Aktien erhalten - nun wurden diese überraschend für einen Deal mit der US-Investmentbank Goldman Sachs genutzt.
Der japanische Technologieinvestor Softbank hat die vor rund einem Monat erhaltenen Aktien der Deutschen Telekom zu einem Deal mit der US-Investmentbank Goldman Sachs genutzt. In einem Finanzierungsgeschäft bot Goldman Sachs über Nacht rund 90 Millionen Telekom-Anteile der Japaner zu je 16,95 Euro an, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf ihr vorliegende Unterlagen. Ein Telekom-Sprecher betonte, die für Softbank geltende Haltefrist für die Papiere sei nicht aufgehoben und Softbank mithin weiterhin Eigentümer der Aktien.
Die Telekom-Papiere fielen nach dem Xetra-Start um bis zu viereinhalb Prozent auf 16,812 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Mai. Das Gesamtpaket aus 90 Millionen Anteilsscheinen zum Preis von 16,95 Euro je Stück hätte einen Gesamtwert von 1,5 Milliarden Euro.
Den Bloomberg-Informationen zufolge geht es um ein kompliziertes Finanzgeschäft, dessen Teil die Telekom-Aktien sind. Die 225 Millionen T-Aktien, die Softbank in einem Tauschgeschäft vor einem Monat von den Bonnern erhielt, unterliegen einer Haltefrist bis Ende 2024. Softbank hatte sich allerdings die Möglichkeit einräumen lassen, die Anteile als Pfand für eigene Finanzierungsgeschäfte oder für Sicherungsgeschäfte zu nutzen.
Aktientausch mit der Telekom
Der japanische Konzern hatte das Paket aus neuen Telekom-Aktien erhalten, weil er im Gegenzug seinen Anteil an der Telekom-Tochter T-Mobile US reduzierte, so dass die Deutsche Telekom wiederum ihren Anteil an der US-Tochter aufstocken konnte. Telekom-Chef Tim Höttges wollte sich mit dem Schritt den Zugriff auf das Wachstum und die Gewinne der Amerikaner langfristig sichern - diese sorgen in der Telekom-Bilanz nämlich seit Jahren für Schub. Die Aktienmehrheit hält die Telekom zwar noch nicht, übt aber über eine Mehrheit im Verwaltungsrat die unternehmerische Kontrolle über "TMUS" aus.
Softbank war durch die Transaktion mit einem Anteil von 4,5 Prozent zu einem der grössten Telekom-Aktionäre nach dem deutschen Staat aufgestiegen, der direkt und über die staatseigene Förderbank KfW zusammen rund ein Drittel besitzt.
Rund um den Aktientausch war Softbank-Topmanager Marcelo Claure vor einem Monat nach Bonn gereist. Er hatte sich von den positiven langfristigen Perspektiven der Deutschen Telekom überzeugt gezeigt. Der derzeitige Aktienkurs sei viel zu niedrig, künftig werde es aufwärts gehen, hatte Claure gesagt. In dem Aktientausch zwischen den Konzernen hatte Softbank einen Referenzpreis von 20 Euro pro T-Aktie akzeptiert - ein Kurs, den das Papier zuletzt Anfang der 2000er-Jahre hatte. Im August dieses Jahres war das Papier aber auch bis auf fast 19 Euro geklettert.
Softbank-Chef und Tech-Magnat Masayoshi Son hatte den eigenen Anteilseignern angesichts hoher Verschuldung und deutlicher Investorenkritik vergangenes Jahr versprochen, den Konzern zu verschlanken. Dazu sollten Beteiligungen verkauft werden, um Aktienrückkäufe zu stemmen und den Schuldenberg abzutragen.
Vor einem Monat spekulierten die Anleger nach dem Deal mit der Telekom wegen des zusätzlich erhaltenen frischen Geldes über neue Aktienrückkaufprogramme der Japaner. Am Mittwoch verlor die Softbank-Aktie an der Tokioter Börse mehr als zwei Prozent.