IT-Megatrends auf der Digital Lounge@Lakeside 2024 am Bodensee

Mensch und Maschine: Von der Höhlenzeichnung zur Elektrizität

Apropos Arbeitsweise: Laut Alexander Finger, Chief Technology Officer, SAP Schweiz, wird generative KI die Art und Weise, wie Menschen mit Maschinen interagieren, revolutionieren. Durch die Produktionsreife und Verfügbarkeit von generativer KI, hochauflösenden Daten und Augmented Reality befänden wir uns an einem Punkt der Konvergenz. Während wir heute noch wie unsere Vorfahren in der Höhle mit den Fingern einen Touchscreen bedienten, könnten wir uns in Zukunft in natürlicher Sprache mit einer scheinbar lebenden Version von SAP unterhalten. Mittels generativer KI lernten Daten und Systeme wie ERP sprechen und zeichnen.
Das ist seiner Ansicht nach aber nur der Anfang und gleicht der Erfindung und Einführung der Dampfmaschine, die Produktion und Transport revolutioniert hat. Was jedoch noch nicht absehbar sei, ist das Pendant zur Erzeugung von Elektrizität, die ebenfalls eine Folge der Erfindung der Dampfmaschine war. Er betonte: «Was auch immer dieses Pendant sein wird, es wird kommen». SAP habe die ersten Schritte mit der Einführung des KI-basierten Chatbots Joule und der HANA Vector Engine, die Unternehmensdaten aus der Datenbank SAP HANA für die Nutzung durch generative KI-Lösungen aufbereitet, gemacht.

Wirtschaftlichkeit von KI für Kunden entscheidend

Und was ist mit den Kunden? Diese waren sich in den Podiumsdiskussionen über das Potenzial generativer KI einig, betonten dabei jedoch zwei Dinge: KI ist kein Heilsbringer – wie keine Technologie. Vielmehr muss jedes Unternehmen die Nutzenpotenziale entsprechender Projekte identifizieren und betriebswirtschaftlich sinnvoll heben. Gleichzeitig gilt es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass es Zielkonflikte zu anderen Projekten und Initiativen geben kann, z. B. zwischen Nachhaltigkeit und KI, und dass das Thema nicht zu Lasten laufender Transformationsprojekte wie des Umstiegs auf SAP S/4HANA gehen darf. Wirtschaftlichkeitsrechnungen müssen allen Technologieprojekten zugrunde gelegt werden, denn sie erlauben deren betriebswirtschaftlich sinnvolle Priorisierung. Ihr Rat an die Softwareanbieter: Die Kommunikation sollte nicht nur die technischen Vorzüge, sondern auch und vor allem den geschäftlichen Nutzen neuer Technologien und Angebote in den Mittelpunkt stellen.
«Der grösste Nutzen künstlicher Intelligenz, insbesondere von generativer KI und Large-Language-Modellen oder kurz LLMs, liegt im Unternehmenskontext in den damit erreichbaren Produktivitätsfortschritten», erklärt Thomas Failer. «Dieses Potenzial ist die Quelle der Wirtschaftlichkeit von künstlicher Intelligenz. Wir arbeiten schon seit einiger Zeit mit einem eigenen Entwicklungsteam für KI an der Integration von Algorithmen für maschinelles Lernen. Spätestens 2025 sollen dann erste Angebote mit generativer KI und LLMs als Teil unserer JiVS-IMP-Plattform folgen. Das wird Transformationsprojekte, selbst solche mit den grössten Datenmengen, noch einmal um den Faktor 2 oder mehr beschleunigen. Dadurch wird die IT genauso agil wie heutige Unternehmensstrategien. Da rechnen sich die Investitionen in kürzester Zeit.»

Geopolitik fordert Unternehmens-IT heraus

Unternehmen denken weniger in Technologien als in Anwendungsszenarien und Nutzenkategorien. Gleichzeitig haben sie auch immer ihre Risiken im Blick, die unter anderem eine Quelle von Zielkonflikten in der IT sein können. Während eine global vereinheitlichte und standardisierte IT einen massiven Vorteil nicht nur für den laufenden Betrieb und die Kosten, sondern auch für Transformationsprojekte wie den Umstieg auf eine neue Softwaregeneration darstellt, birgt sie vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Herausforderungen und Änderungen ein Risiko. Was, wenn Daten und Systeme in einem bestimmten Land in kürzester Zeit aus dieser IT herausgelöst werden müssen? Die Unternehmen auf dem Podium und das Publikum waren sich einig: Auf diese Situation gilt es sich ab sofort vorzubereiten, zumindest konzeptionell im Sinne eines Notfallplans, der im Fall der Fälle unverzüglich aktiviert und implementiert werden kann.
Dazu Thomas Failer: «Die geopolitischen Veränderungen rücken die Frage, wo Daten verarbeitet und aufbewahrt werden, wie sie sich schnell aus Systemen und Applikationen herauslösen und verlagern lassen, wieder ganz nach oben auf der Agenda. Wir haben die Sorgen der CIOs auf der Konferenz gehört und richten unsere Entwicklungsaktivitäten entsprechend darauf aus, das Management von Informationen und Daten auf Basis unserer Plattform im weltweiten Massstab weiter zu vereinfachen und zu beschleunigen.»



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