Wie Big Data uns hilft – und manipuliert
Clevere SMS reduziert Ausfallquote
2010 ging im Nachbarland Grossbritannien das "Behavioural Insights Team" an den Start. Die Verhaltenspsychologen wollen das gesellschaftliche Leben im Vereinigten Königreich optimieren, indem sie Bürger in die richtige Richtung stupsen (nudge people). Ein Beispiel: 11,1 Prozent aller Patienten versäumen es, pünktlich zu einem ambulanten Behandlungstermin im Krankenhaus zu erscheinen. Sie lassen den Termin einfach sausen, und verursachen dadurch erhebliche Fehlkosten. Denn die Zahl der versäumten Arzttermine summiert sich jedes Jahr auf 5,5 Millionen.
Eine clevere Erinnerungs-SMS hat die Ausfallquote von 11.1 auf 8,5 Prozent reduziert. Dort stand, dass ein ausgefallener Termin Kosten in Höhe von 160 britischen Pfund verursachen würde. Ohne dass die säumigen Patienten das Geld selbst bezahlen müssten. Allein die Erinnerung ein paar Tage vorab hielt die Briten zu mehr Termintreue an. Dagegen ist nichts zu sagen.
Säumigen Steuerzahlern redeten die Verhaltenspsychologen nach einer ähnlichen Methode ins Gewissen. 90 Prozent aller Steuerzahler in ihrem Quartier haben bereits bezahlt - nur Sie nicht. Das Argument überzeugte viele. Ob die 90 Prozent stimmen, bleibe einmal dahin gestellt.
Techniken der Psychopolitik
Die gleiche Technik wäre aber auch auf politische Wahlen applizierbar, zum Beispiel: Die Mitgliedschaft in der EU kostet Sie jedes Jahr 1100 Pfund. Stimmen Sie für den Brexit, den Austritt des britischen Königreiches aus der Europäischen Union.
Oder für den Verbleib, weil ein EU-Austritt jedes Jahr mit 2400 Pfund auf der Kostenseite zu Buche schlagen würde. Konservative und Linke werden durch jeweils andere Argumente angesprochen. Welche das sind, enthüllt zum Beispiel eine Analyse ihrer Kommentare in sozialen Netzwerken. Der Psycho-Politik, unterstützt durch Big Data, steht noch eine grosse Zukunft bevor.