Brave New World 06.01.2016, 09:54 Uhr

Wie Big Data uns hilft – und manipuliert

Grossbritannien redet säumigen Zahlern mit Verhaltenspsychologie ins Gewissen. China will Wohlverhalten seiner Bürger mit Scoring-Punkten belohnen. Und die Zürcher Kantonspolizei senkt die Verbrechensrate um 30 Prozent - mit Software.
(Quelle: Shutterstock/Aliwak)
Big Data Analytics ist wertneutral. Die neue Technologie kann uns helfen, Kranke besser zu behandeln, Verkäufe von Produkten exakter zu prognostizieren und Maschinen effizienter zu warten. Sie hat aber auch eine dunkle Schattenseite. Big Data eignet sich - wie Big Brother und Big Deal - ganz hervorragend als Kontroll- und Überwachungsinstrument.
Jennifer Helsby von der Universität Chicago sieht die Technologie mit kritischen Augen. "Die Werte, die für uns wichtig sind, werden nicht automatisch in die Systeme integriert", sagte die Wissenschaftlerin auf dem 32ten Chaos Communication Congress (32C3). Ein besonders besorgniserregendes Beispiel ist das Social Credit System, das die chinesische Regierung zurzeit einrichtet, um seine Bürger zu kontrollieren.

China: Scoring-Punkte für gutes Benehmen

Big Data im Einsatz: Das chinesische Social Credit System ist laut Jennifer Helsby ein "subtiles und hinterhältiges Mittel der sozialen Kontrolle".
Quelle: Shutterstock/Sean Pavone
Begonnen habe das chinesische Social Credit System in bester Absicht, nämlich als Datenbank über die Zahlungsfähigkeit der Bürger. Ähnliche Datenbanken werden auch in der Schweiz und in Deutschland vorgehalten. Bis 2020 will China den Datenspeicher jedoch um einen Scoring-Wert für das Online-Benehmen eines jeden Bürgers erweitern. Dazu gehören zum Beispiel, welche Kommentare ein Bürger hinterlässt, welche Produkte er eingekauft und was er online gelesen hat.
Viele Teilnehmer sähen das System bislang positiv, sagte Helsby. So bekämen Leute mit guten Scoring-Werten zum Beispiel einen besseren Service in Hotels geboten. Die Kehrseite: Menschen am unteren Ende der Staatsbürger-Skala haben Probleme damit, eine Wohnung oder einen Arbeitsplatz zu finden. Reisevisa werden für die unsicheren Kandidaten nur zögerlich ausgestellt. Helsby sieht daher in dem System ein "subtiles und hinterhältiges Mittel der sozialen Kontrolle", das Wohlverhalten fördere. Ein mündiger Bürger sieht anders aus.




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