Kommentar
30.03.2020, 18:35 Uhr
Adidas, Deichmann, H&M: Sind sie wirklich die Bösen?
Mit ihrer Ankündigung, für ihre Ladengeschäfte bis auf weiteres keine Mieten mehr zu zahlen, haben Adidas, Deichmann und H&M einen Shitstorm entfacht. Die öffentliche Meinung ist sich einig: In Zeiten der Corona-Krise ist das unsolidarisch. Aber stimmt das auch?
Adidas gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Marken Deutschlands. Im vergangenen Jahr erzielte der Sport-Fashion-Hersteller einen Gewinn von knapp zwei Milliarden Euro. Doch jetzt stehen die Zeiten auf Sturm: Seit einigen Tagen müssen die Brand Stores, die Adidas in vielen deutschen Städten unterhält, wegen der Corona-Krise geschlossen bleiben.
Der Konzern reagiert mit einem Schritt, den sich viele andere Gewerbe- und Privatmieter nicht vorstellen können - er stellt einfach die Mietzahlungen für seine Filialen ein.
Eine gewisse Rechtfertigung dafür könnte man in dem Corona-Schutzschirm sehen, den die Bundesregierung aufgespannt hat. Er sieht unter anderem vor, dass Mieter, die wegen finanzieller Engpässe aufgrund der Krise ihre Miete nicht zahlen können, deshalb nicht aus ihrer Immobilie fliegen dürfen. Doch gilt das auch für einen Konzern mit über 25 Milliarden Euro Jahresumsatz?
Nein, schimpft Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) und nennt das Verhalten von Adidas "unsolidarisch" und "inakzeptabel". Und sie weiss sich einig mit dem Mainstream in den Sozialen Medien.
Auf Twitter trendet der Hashtag #adidasboykott munter vor sich hin, Menschen wie die Twitter-Nutzerin @Barbara80303336 posten Bilder, in denen sie neuwertige Adidas-Turnschuhe in den Müll werfen. Den Modeketten Deichmann und H&M geht es nicht anders, auch sie hatten die Mietzahlungen für ihre Stores eingestellt - und sehen sich jetzt einer Woge des Protestes gegenüber.