Das IoT in der Blockchain

Interview mit Slock.it-CEO Christoph Jentzsch

Christoph Jentzsch, Mitgründer und CEO von Slock.it
Quelle: Slock.it
Das Start-up Slock.it entwickelt ein Framework für die Sharing Economy auf Basis der Blockchain. Mit Christoph Jentzsch, Mitgründer und CEO von Slock.it, spricht com! professional da­rüber, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben.
com! professional: Was genau hat man sich unter einem Smart Contract in der Blockchain vorzustellen?
Christoph Jentzsch: Mit einem Smart Contract können zum Beispiel Personen, die etwas vermieten wollen, und Personen, die etwas mieten wollen, zusammenfinden. Das ist die Grundidee. Smart Contracts sind im Wesentlichen Code-Schnipsel, mit denen Sie nahezu beliebige Bedingungen festlegen können. Sie selbst bestimmen, wie zwei oder mehr Parteien miteinander interagieren.
com! professional: Können Sie ein Beispiel nennen?
Jentzsch: Wir haben zum Beispiel einen Smart Contract für die Sharing Economy geschrieben, bei dem sich eine Kautionssumme sowie ein Preis pro Stunde oder Tag festlegen lässt. Die andere Seite, die etwas mieten möchte, kann der geforderten Kaution dann zustimmen, um ein bestimmtes Schloss öffnen zu können. Das kann sich auch an einem Fahrrad oder einem Auto befinden. Nach der Nutzung bekommt der Mieter seine Kaution abzüglich der angefallenen Kosten zurück. Die gesamte Logik dieses Vertrags und das Payment werden auf der Ethereum-Blockchain abgewickelt und nicht von Slock.it. Wir verbinden den Vermieter und den Mieter also über die Blockchain.
com! professional: Gibt es schon erste praktische Umsetzungen?
Jentzsch: Die erste ist Share & Charge. Dabei haben wir Ladesäulen für Elektroautos in die Blockchain eingebunden und eine passende App gebaut. Das ist Ende April live gegangen und kann nun von der Allgemeinheit genutzt werden.
com! professional: Bei Ladesäulen kann man sich relativ leicht vorstellen, dass man sie an unbekannte Menschen vermietet. Wie sieht es aber aus, wenn jemand seine Wohnung wie bei Airbnb vermieten will? Will ein Vermieter wirklich komplett die Kontrolle darüber verlieren, an wen er vermietet?
Jentzsch: Muss er ja nicht. Das ist nur eine Möglichkeit. Er könnte Whitelists mit einer Liste von Adressen nutzen, die vollständig identifiziert sind, und nur denen erlaubt er, seine Wohnung zu mieten. Wenn wirklich etwas zu Schaden kommt oder wenn es einen Rechtsstreit gibt, dann hat er die Daten und kann etwas unternehmen. Es kommt immer auf den speziellen Anwendungsfall an. Die Rahmenbedingungen kann der Vermieter selbst festlegen. Eine andere Möglichkeit wäre, eine sehr hohe Kaution zu verlangen. Letztlich hängt alles von den jeweiligen Einstellungen der Nutzer ab, wir wollen ihnen das auch gar nicht vorschreiben. Wir bauen nur die Plattform für die Sharing Economy.
com! professional: Eine Frage zur Technik: Das Framework von Slock.it basiert auf der Ethereum-Blockchain. Wieso verwenden Sie diese Blockchain als Grundlage für Ihre Plattform?
Jentzsch: Ethereum bietet nicht nur die Smart Contracts, sondern hat auch den Vorteil der Grösse des Netzwerks und der Interoperabilität mit anderen Diensten. Das ist für mich eigentlich sogar noch ausschlaggebender. Ethereum ist wie ein Weltcomputer, der vieles möglich macht. Dazu kommt die virtuelle Währung Ether. Das ist programmierbares Geld, das wir ebenfalls einsetzen.
com! professional: Muss sich jemand, der etwa eine Ladesäule mieten oder vermieten will, mit einer virtuellen Krypto-Währung wie Ether beschäftigen oder kann er bei den gewohnten Euro
bleiben?
Jentzsch: Momentan haben wir die Lösung mit Euro umgesetzt. Dazu haben wir einen virtuellen Coin entwickelt, der im Wert genau einem Euro entspricht. Dieser Coin wird zentral gemanagt und nicht wie eine klassische Krypto-Währung dezentral. Die Abrechnung und die Buchhaltung erfolgen aber ebenfalls auf der Blockchain.
com! professional: Kann sich das noch ändern?
Jentzsch: Ja, das kann sich noch ändern, wenn sich Krypto-Währungen breiter durchsetzen. Momentan sind die meisten Anwender aber mit Euro und Dollar zufrieden. Das ist auch in Ordnung so. In naher Zukunft wird das wahrscheinlich so bleiben. Anders sieht es aus, wenn wir von Maschine-zu-Maschine-Kommunikation sprechen. Dann bezahlt etwa nicht mehr der Mensch die Ladesäule, sondern gleich sein Auto. Der Mensch muss das dem Auto nur in den Einstellungen erlauben. Dadurch spart er sich zum Beispiel Transaktionsgebühren, die für Umrechnungen anfallen.




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