Smartphone-Test
23.11.2020, 07:07 Uhr
Wing: LG hat den Dreh raus
Mit einem innovativen Display-Konzept schickt LG sein Smartphone Wing ins Rennen. Der Test zeigt, ob diese Idee auch im Alltag einen Gewinn bringen kann.
LG hat in der Vergangenheit immer wieder besondere Ideen bei Design und Technik von Smartphones gebracht, an diese Tradition soll die Explorer-Serie anknüpfen, die dieses Jahr ins Leben gerufen wurde.
Und das erste Modell setzt da gleich ein Zeichen mit einem neuartigen Konzept für die Nutzung des Displays: Das Wing hat einen um 90 Grad drehbaren Bildschirm, der dann ein zweites kleineres Display darunter freigibt. Wir haben das immerhin 1.099 Euro teure Smartphone im Alltag ausprobiert.
Zusammengefaltet erscheint das Wing erst einmal wie ein normales, ziemlich grosses – und mit 260 Gramm auch schweres – Smartphone. Es lässt sich auch ganz konventionell mit dem Display in vertikaler Stellung nutzen. Mit einem Daumenschnipp schwingt dann dieser Bildschirm ins Querformat. Der Mechanismus wirkt mit Liebe zum Detail konstruiert, etwa indem die Bewegung am Ende sanft abgefedert wird. LG verspricht, das Scharnier auf mehr als 200.000 Vorgänge getestet zu haben. Auch wenn man das kaum nachprüfen kann, wirkt alles solide konstruiert und eingepasst. Einen hohen Spielwert und einen Hinguckereffekt hat die Schwingnummer noch dazu.
Der 6,8 Zoll grosse, über die seitlichen Ränder gebogene Hauptbildschirm selbst ist – wie von LG gewohnt – von hoher Leuchtkraft, doch auch das kleinere 3,9-Zoll-Display darunter kann überzeugen. Beide Flächen sind nicht unterbrochen, da die Frontcam nur bei Bedarf aus dem Gehäuse ausfährt. Der manchmal etwas wiederborstige Fingerabdruck-Sensor befindet sich im Hauptdisplay. Die Bildwiederholrate ist mit 60 Hz allerdings nicht auf dem Niveau aktueller Flaggschiff-Smartphones.
Doppel der Displays
Die beiden Displays können getrennt voneinander mit Apps bespielt werden, zum Beispiel wenn oben ein Youtube-Video läuft und unten eine Chat-App. Doch viel spannender ist es, wenn die Programme beide Screens funktional verbinden, zum Beispiel bei der Steuerung eines Spiels oder der Bearbeitung von Fotos und Videos. Die aufgespielte Software ist vor allem für Videofreunde interessant, die viel einfacher und schneller als auf herkömmlichen Smartphones ihre Beiträge bearbeiten können. Bei Videokonferenzen kann man oben die anderen Teilnehmer gross sehen und unten sich selbst. Noch unterstützen allerdings nur wenige Apps das Potenzial der zwei Bildschirme und das wird sich wohl nur bei guten Verkaufszahlen und einer Fortführung des Konzepts fundamental ändern.
Die rückwärtige Dreifachkamera hat eine 64-Megapixel-Hauptlinse und einen 117-Grad-Weitwinkel. Beide schiessen bei normalen Lichtverhältnissen recht scharfe und farbechte Bilder. Eine Besonderheit ist die Gimbal-Kamera mit 12 Megapixel und 120-Grad-Winkel, die sich mit einem Joystick, der im Zweitdisplay eingeblendet wird, horizontal und vertikal schwenken lässt. Zudem nimmt sie durch die stabilisierende Wirkung weitgehend wackelfreie Action-Videos auf.
Die restliche Ausstattung ist ordentlich, auch wenn statt des schnellsten Qualcomm-Prozessors Snapdragon 865 nur der ebenfalls 5G-fähige 765G verbaut ist. Den Antutu-Benchmark von rund 290.000 erreichen damit auch schon halb so teure Smartphones. In Kombination mit den üppigen 8 GB Arbeitsspeicher reicht die Leistung im LG trotzdem völlig aus, das Multitasking auf den beiden Bildschirmen ist kein Problem.
Der 4.000-mAh-Akku lässt das Gerät gut über einen Tag kommen, wer allerdings viel mit beiden Displays gleichzeitig aktiv ist, wird sehen, dass die Laufzeit deutlich geringer wird. Kabelloses Laden und Schnellladen mit 25 Watt, das den Akku in etwa 70 bis 80 Minuten wieder füllt, werden unterstützt.