Test: Nokia 9 PureView

Kamera und Fazit

Kamera

Die Fünffach-Kamera ist das Kernstück des Nokia 9
Quelle: Nokia
Da stellt sich die Frage: Hat sich der technologische Rückstand beim Prozessor für die Kamera gelohnt? Stellenweise ja. Die grundsätzliche Technologie hinter der Array-Kamera von Nokia ist beeindruckend und könnte durchaus für zukünftige Bauweisen wegweisend sein. Statt verschiedener Brennweiten verbaut Nokia fünf Kameras mit identischer Brennweite, aber leicht unterschiedlichen Sensoren. Soll heissen: Zwei Sensoren verarbeiten Farbdaten, die drei restlichen Sensoren arbeiten in Schwarz-Weiss. Letztere liefern durch den fehlenden Farbfilter eine bessere dynamische Reichweite und somit mehr Details. Die Kamera nimmt jeweils pro Knopfdruck fünf Bilder auf und vermischt diese dann per Software zu einem einzelnen Foto. Dabei kommen mehrere Techniken wie HDR und Focus Stacking zum Einsatz.
Bei Tageslicht schiesst das Nokia 9 sehr gute Fotos
Quelle: lpd / NMGZ
Der separate Monochrom-Modus ist ordentlich
Quelle: lpd / NMGZ
Das finale Bild wird entweder als fertig verarbeitetes JPG oder zusätzlich als DNG-Rohdatei mit den Informationen aller Sensoren gespeichert.
So viel zur Theorie. In der Praxis zeigt die Kamera des Nokia 9 noch einige Schwächen. Nicht konzeptuell, sondern in der Ausführung. Wie bereits erwähnt, benötigt die Array-Kamera ordentlich Leistung. Diese kann das Nokia 9 trotz angepasstem Chipsatz nicht immer zur Genüge liefern. Der Prozessor zeigt zwar auch in der sonstigen Bedienung Schwächen, gerade aber im Kameramodul bekundet der Taktgeber öfter Mühe. Es kommt zu Rucklern und generell langsamer Bedienung. Auch das Speichern der gigantischen Datenmengen bereitet dem Nokia 9 ordentlichen Arbeitsaufwand. Direkt nach dem Drücken des Auslösers ist erst eine Vorschauversion des Fotos verfügbar. Auf das finale Bild wartet man dann doch zwischen drei und zehn Sekunden. Das ist zwar keine grosse Sache, da man in den meisten Situationen nicht sofort etwas mit dem Bild machen muss, stört aber in spezifischen Situationen. Beispielsweise, wenn man etwas kurz abfotografieren und jemanden schicken möchte. Die Array-Funktion lässt sich nicht separat ein- oder ausschalten, sondern ist ein fixer Teil des Kamerasystems.
Auch der Bokeh-Effekt ist realistisch
Quelle: lpd / NMGZ
Bei Nacht hingegen versagt die Array-Kamera
Quelle: lpd / NMGZ
Mit schwierigen Lichtverhältnissen kämpft die Kamera jedoch
Quelle: lpd / NMGZ
In Sachen Bildqualität überzeugt das Nokia 9 vor allem bei Tageslicht. Zwar kann es nicht ganz mit Geräten wie dem Huawei P30 oder dem iPhone XS mithalten, allerdings spielen diese auch in einer anderen Preisklasse. Im direkten Vergleich mit Geräten um denselben Preis, steht Nokia jedoch sehr gut da. Wo die Array-Kamera grösstenteils versagt, ist bei schlechten Lichtverhältnissen. Im Dunkeln taugt das Nokia 9 definitiv nur mit Blitz als Kamera.

Fazit

Für das Nokia 9 PureView ist es noch etwas früh. Die Finnen opfern vieles der neuen Array-Kameratechnologie und erhalten dadurch ein etwas mittelmässiges Smartphone mit vielen kleinen Bugs und Fehlerchen. Aber: Die Array-Kamera hat vielseitige Anwendungsmöglichkeiten und dürfte nicht nur in dieser exakten Bauweise von Nokia zum Einsatz kommen, sondern auch in anderen Varianten. Bleibt Nokia bei der Technologie, kann diese für Smartphones der Zukunft grosse Vorteile bringen. Für das Nokia 9 PureView ist sie allerdings eher ein Klotz am Bein.
Nokia 9 PureView
Positiv: Design, Verarbeitung, Bildqualität
Negativ: Leistung, Bugs
Details: 6-Zoll-Display (2880 × 1440, 538 ppi), Snapdragon 845, 128 GB (nicht erweiterbar), 6 GB RAM, USB-C-Anschluss, Fünffach-Kamera (Array)
Strassenpreis: Fr. 629.–
Info: nokia.com



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