Hands-on
11.03.2019, 10:47 Uhr
Das Samsung Galaxy S10+ im Test
Computerworld hat Samsungs neuen Vorzeige-Ferrari auf Herz und Nieren getestet – das kam dabei raus.
Seit dem 8. März wartet das Galaxy S10 von Samsung in den Regalen der Läden. Wobei man eigentlich sagen müsste: Die neue S10-Smartphone-Serie, denn insgesamt besteht die S10-Familie aus vier Smartphones, die alle mit ihren eigenen Vorzügen glänzen. Wir haben das Galaxy S10+ als Testexemplar erhalten und dieses auf Herz und Nieren geprüft.
Es ist das grösste Telefon des Quartetts, misst in der Display-Diagonalen ganze 6,4 Zoll. Dazu hat es abgerundete Kanten, ähnlich dem Huawei Mate 20 Pro. Dies ist aber kein Grund zur Panik, denn diese Grösse bezieht sich praktisch auf das ganze Gerät – da kommen also keine Becels, die das Handy zu einem Ungetüm machen. Die Display-Ratio beträgt rund 93 Prozent. Dazu kommt, dass das Gehäuse lediglich 7,8 Millimeter dick ist. Dadurch lässt sich das Gerät trotz des grossen Gehäuses gut umfassen und bedienen. Zugegeben allerdings: Ohne grössere Pranken wird sich die einhändige Bedienung schwierig gestalten. Aber dafür gibt’s ja den Minimize-Mode.
An der Seite des Geräts, beim SIM-Schacht, findet sich ein MicroSD-Slot zur Speichererweiterung (bis zu 512 GB). Braucht man das nicht, kann man diesen auch für eine zweite SIM-Card nutzen, da es ein Hybrid-Slot ist. Auf der Unterseite liess es sich Samsung nicht nehmen, einen 3,5-mm-Klinkenport neben den USB-C-Slot einzubauen. Der nun weggefallene physische Fingerprint-Sensor ist unter das Display gewandert. Spannend: Dieser basiert auf Ultraschall-Technologie. Das bedeutet, dass er auf hochfrequentierte Ultraschallwellen reagiert, um die Details des Fingerabdrucks zu ermitteln. Auf der Rückseite erwartet uns Keramik-legiertes Glas (wahlweise auch in Schwarz), dass sehr elegant aussieht und natürlich über die Qi-Ladetechnik aufgeladen werden kann.
4K-Video – vorne und hinten!
Die erwähnte Notch-freie Front wartet stattdessen mit einem Double Cut-out auf, der ein Weitwinkelobjektiv von 10 MP, sowie ein 8-MP-Objektiv beherbergt. Auf der Rückseite findet sich eine Dreifach-Kamera mit Tele-, Weitwinkel sowie Ultra-Weitwinkel-Objektiv mit 12, respektive 16 Megapixel beim Ultraweitwinkel. Letzteres verfügt über einen Winkel von maximal 123 Grad – das entspricht dem Sichtwinkel des menschlichen Auges, was auch das Konzept hinter der «unkonventionellen» Gradzahl des Objektivs ist – «what you see is what you get on the picture» (was Sie sehen, ist auch, was aufs Bild kommt). Das Tele-Objektiv verfügt zudem über einen optischen zweifach und digitalen 10-fach Zoom. Auch an einen optischen Bildstabilisator hat Samsung gedacht. Premium-Klasse ist zudem, dass sowohl Front- wie auch Rückkameras 4K-videofähig sind. Über das Menü lässt sich hier eine Software-basierte Videostabilisierung aktivieren.
Die Foto-App wurde ohnehin runderneuert: So finden sich bei der Bildoptimierung mittlerweile 10 verschiedene Szenarien – je nach Motiv werden Farbtöne angepasst, Aufnahmepositionen vorgeschlagen und Warnungen bei Störfaktoren eingeblendet. Im Nachtmodus wird zudem die Belichtungszeit an die äusseren Verhältnisse angepasst und mehrere Einzelaufnahmen zu einem optimierten Gesamtbild zusammengesetzt. Die Fotos, auch jene mit der Front-Cam, gelingen echt gut. Die Nachbearbeitung durch die Software sorgt teilweise etwas für Detailverlust, jedoch nicht so wie etwa die Front-Cam des P20 Pro dies bei Gesichtern getan hat.
Das Beste am ganzen Gerät
Ohne spoilern oder die zahlreichen anderen Features schlecht machen zu wollen: Der Screen des S10+ ist, mit Verlaub, der «füdliblutte» Wahnsinn. Beim 6,4-Zoll-Display kommt eine optimierte Technologie, das sogenannte «Dynamic AMOLED+», zum Einsatz und weist eine Quad-HD+-Auflösung auf – heisst in Zahlen 3040×1440 Pixel. Allerdings Obacht: Per default sieht man nur 2280×1080 Pixel, für die volle Strahlkraft bedarf es eines Ausfluges in die Systemoptionen. Ob der Unterschied jedoch von blossem Auge sichtbar ist, darüber scheiden sich die Geister. Ein eindeutiger Unterschied ist jedoch in punkto Akkus feststellbar. Die Auflösung steigt nämlich umgekehrt proportional zur Ausdauer der Batterie (die Formulierung dient nur der Bildsprache, tatsächlich lassen sich optische Masseinheiten nicht mit Elektrotechnischen verrechnen). Die Sättigung und der Leuchtgrad der Farben lassen sich ebenfalls in den Optionen einstellen und bewegen sich jenseits von dem uns bisher Bekannten. Schlicht unglaublich schön anzusehen. Das Galaxy 10+ ist zudem HDR10+-zertifiziert, was die Video-Enthusiasten freuen dürfte.
Wie auch schon die Vorgänger-Modelle läuft auf dem Galaxy S10+ Android 9 und One UI 1.1. Die Oberfläche hat Fortschritte gemacht. Sie ist übersichtlich, das Quicklaunch-Menü kann auf bis zu zwei Drittel des Bildschirmes nach unten gezogen und teilweise individualisiert werden. Geschmacksache sind die grossen, runden App-Icons.
Der Akku ist sehr gut – ja, sehr gut
Speicherseitig gibt es mehrere Ausführungen des S10+, unsere enthält 128 GB – aber auch Versionen mit 512 oder gar 1000 GB Speicher existieren. Darüber hinaus wahlweise 8 Gigabyte RAM (wie bei uns) oder 12 GB RAM. Betrieben wird das Ganze hierzulande von einem Exynos 8920 Prozessor (Achtkern). In Gewissen anderen Ländern (ausserhalb Europas) ist ein Snapdragon 855 verbaut. Gründe für diese unterschiedlichen CPUs dürften lizenzrechtlicher Natur sein. Der Akku wartet derweil mit 4100 Milliampère auf, dessen Durchhaltedauer je nach Screensettings recht stark variiert. Gesichert ist aber: Auch für Ultra-Heavy-User ist ein sorgenfreier Tag gewährleistet. 10 Stunden Dauerbetrieb steckt das Galaxy S10+ weg. Das ist recht gut, allerdings nicht ultraspektakulär und vielleicht eine der wenigen «Schwächen» des Galaxy S10+. Branchenleader ist Samsung in dieser Kategorie aber nicht. Auch das Aufladen geht schnell – auf dem Display wird stets die noch benötigte Dauer für einen vollen Akku verkündet. Fast Charging ist aber auch hier nicht ganz so fast wie beim chinesischen Mitbewerber. Dafür ist die Hitzeentwicklung nicht so misstrauenserweckend hoch.
Apropos Laden: Ähnlich dem Huawei Mate 20 Pro wurde nun auch eine Reverse-Charging-Funktion verbaut, bei Samsung heisst diese Power Share, die es dem Phone erlaubt, anderen, kabellos ladbaren Devices etwas Saft abzutreten. Dies funktioniert nicht nur mit Smartphones, sondern zum Beispiel auch mit kabellos ladbaren True-Wireless-Kopfhörern, wie den Galaxy Buds, die den Vorbestellern des S10 beigelegt wurden. Ebenfalls ein nettes Goodie: Neu wird LTE Cat 2.0 unterstützt.
Die Preise, die Farben
Ab heute ist die S10-Familie erhältlich – Samsung spricht folgende Preisempfehlungen aus:
- Galaxy S10e: 779 Franken (Canary Yellow, Prism White, Green, Black, Blue)
- Galaxy S10 (128 GB): 929 Franken (Prism Black, White, Green, Blue)
- Galaxy S10 (512 GB): 1179 Franken (Prism Black, White)
- Testgerät: Galaxy S10+ (128 GB): 1029 Franken (Prism Black, White, Green, Blue)
- Galaxy S10+ (512 GB): 1279 Franken (Ceramic Black, Ceramic White)
- Galaxy S10+ (1 TB): 1629 Franken (Ceramic Black, Ceramic White)
Fazit
Das Galaxy S10+ ist klar «State of the Art». Im Gesamtpaket schlicht nicht zu schlagen. Das Display stellt den Höhepunkt dar. Ansonsten gilt: Die konsequente Weiterentwicklung ohnehin starker Features sowie ordentlich «krasser» Hardware überzeugt in diesem Gerät. Die schlanke Glas- respektive Keramikrückseite gefällt zudem auch haptisch. «Schwächen» wären die lediglich «ordentliche» Akkulaufzeit sowie der (wenn auch geringe) Detailverlust bei der Software-basierten Nachkorrektur der Fotos. An der Top-Wertung ändert dies aber nichts.