Es ist soweit
27.08.2018, 10:23 Uhr
Im Test: Samsung Galaxy Note 9
Das Note 9 ist nun offiziell in der Schweiz erhältlich. Gleich zugreifen oder nicht? Wir verraten es.
Es ist soweit: Zwei Jahre nach dem explosiven Super-GAU Note 7, dessen man sich auch beim Release des Note 8 noch gut erinnern konnte, nimmt Samsung einen neuen Anlauf im Phablet-Bereich mit dem Galaxy Note 9.
Das Fantasiewort Phablet, ein Zusammenzug von Phone und Tablet, suggeriert es bereits: Das Note 9 verfügt über grössere Masseinheiten als ein gewöhnliches Smartphone. Ein 6,4-Zoll-Display im nunmehr üblichen Samsung-Format von 18,5:9. Den eingeschlagenen Weg eines zunehmend randlosen Displays hat Samsung auch dieses Mal beibehalten mit dem Unterschied, dass die Ränder des Double-Edge-Displays etwas breiter sind als bei vergangenen Geräten, heisst konkret, dass das Display nicht so stark gebogen ist – Ästheten mögen dies kritisieren, Pragmatiker werden dies jedoch schätzen, denn versehentliche Fehleingaben durchs blosse Halten des Geräts sind Geschichte. Auf der Rückseite findet sich die Doppelkamera, die mit je 12 Megapixeln auflöst. Beide bringen verschiedene Features mit, so verfügt die eine Kamera über eine verstellbare Blende (von 1,5 bis 2,4), bei der anderen Kamera gibts ein zweifach optisches Zoom. Gleich unter der Kamera ist ein Fingerprint-Leser angebracht. Interessant: Das Gerät ist zwar riesig, über 16 Zentimeter gross und fast 8 Zentimeter breit, ganz zu schweigen vom massiven Gewicht von über 200 Gramm, der Fingerabdruckleser jedoch fast zu klein für des Testers Wurstfinger. Aber Hauptsache, der Leser ist unter und nicht neben der Kamera angebracht. Im Zusammenspiel mit dem Hochglanz-Unibody würde das nämlich für viele hässliche Abdrücke sorgen. Natürlich gibt es ansonsten einfach die Möglichkeit, das Display per Gesichts- oder Iris-Scan zu entsperren, oder auch ganz oldschool mit PIN und Muster. Nachdem gerade der Iris-Scanner bei anderen Geräten noch unter Kinderkrankheiten litt, kann davon beim Note 9 keine Rede mehr sein – selbst Brillenträger lässt er passieren und auch schwierige Lichtverhältnisse scheinen keine Probleme mehr zu bereiten.
Das Amoled-Display selbst gehört zu den grossen Stärken des Note 9. Die Auflösung liegt bei 2960 × 1440 Pixeln und ist (des einen Freud, des andern Leid) komplett Notch-frei. Es präsentiert sich ein gestochen scharfes Bild mit optimierter Helligkeit, die sich nicht bloss in groben Schritten dem Umgebungslicht anpasst, sondern auch Finetuning beherrscht. Interessant sind allerdings gewisse Farben: Beim Betrachten des «Sportpanorama» mit der SRF-App kommen uns die Farben sehr warm und intensiv vor (siehe Screenshot). Dort haben wir dann manuell noch etwas nachgebessert.
In Sachen Performance merkt man, dass Samsung alles in die Waagschale geworfen hat, was die Südkoreaner zu bieten haben: Die stärkere Variante (es gibt zwei) des Note 9 verfügt über einen Achtkernprozessor, der viermal auf 1,7 GHz und viermal auf 2,7 GHz taktet und 512 GB Speicher und 8 (!) Gigabyte RAM bereithält. Zum Vergleich: Das ist gleich viel Arbeitsspeicher wie der Desktop-PC, auf dem ich diesen Text niederschreibe. Weiter wurde ein 4000-Milliampère-Akku verbaut, der bei durchschnittlichem Gebrauch gut zwei Tage durchhält. In unserem grossen Stresstest, mit starkem Gebrauch, maximaler Helligkeit und eingeschaltetem Always-On-Modus kam das Gerät deutlich früher, aber dennoch erst nach knapp 8 Stunden ans Limit. Und dies offensichtlich mit einer gut funktionierenden Kühlung (das war nun die offiziell letzte Spitze übers Note 7).
Daneben rüstet Samsung sein Phablet mit vielen kleinen Annehmlichkeiten aus: Dual-SIM, microSD-Slot (erweiterbar um weitere 512 GB), Bixby 2.0, Wasserdichte nach IP68, den verbesserten DeX-Mode (mit einer DeX-Station lässt sich das Phablet an einen PC-Bildschirm anschliessen), eine 3,5-mm-Klinkenbuchse (JA!) und: den S Pen!
Der S Pen und die Kamera
Der S Pen
Ja, wir gebens zu. Dieser im Gehäuse verstaute Stylus wurde von uns belächelt. Wieder dieses Spielzeug für Palm- und Communicator-Veteranen, haben wir uns gedacht. Allerdings wurden wir eines Besseren belehrt. Zwar gibt es auch in diesem Jahr eine Menge «Gugus»-Funktionen wie etwa den Blumen-Font in der Notiz-App (siehe Bild), aber einiges hat uns auch beeindruckt. Zum Beispiel die unglaubliche Präzision bei handschriftlichen Eingaben. Eine Verzögerung ist kaum mehr wahrzunehmen und auch minimalste Bewegungen (und sei es nur das Zittern vom Koffeinentzug) werden vom Stylus, der über Bluetooth mit dem Gerät verbunden ist, wahrgenommen und ans Display weitergeleitet.
Unsere absolute Lieblingsfunktion: der Live-Übersetzer. Einmal aktiviert und die gewünschte aus ungefähr 40 Sprachen ausgewählt, kann man mit dem Stylus z.B. auf ein Wort auf einer Website zeigen, schon
poppt ein Mini-Fenster auf, das dieses Wort übersetzt (siehe Screenshot). Weiter lässt sich der kleine Druckknopf im Stylus als Fernsteuerung für Präsentationen und als Fernauslöser für die Kamera nutzen. Letzteres macht wirklich Spass und führt zu brauchbaren Selfies ohne abgeschnittene Arme und Doppelkinn. Ist der Akku des Stylus übrigens leer, lässt er sich wieder ins Gehäuse stecken, wo er sich auflädt. Für eine Komplettladung benötigt er gute 30 Sekunden.
Die Kamera
Die Kamera des Note 9 kann sich sehen lassen. Die Doppel-Cam mit variabler Blende schiesst grossartige Fotos. Samsung setzt zur Optimierung von Feinheiten auch auf künstliche Intelligenz. Diese soll beispielsweise selbstständig den Fokus setzen und kleinere Lichtprobleme korrigieren. Dabei geht sie etwas sanfter vor als etwa die KI des Huawei P20 Pro, die gerade Gesichtern bisweilen etwas Puppenhaftes verleiht.
Audio, Fazit und Bewertung
Audio
Die Faszination für den Stylus und das hervorragende Display haben den Audio-Aspekt beinahe etwas in den Schatten gestellt. Zu Unrecht, denn Samsung hat sowohl die Lautsprecher (zwei!) potenziert und gleich auch noch für Dolby-Atmos-Unterstützung gesorgt – damit kann, zumindest in kleineren Räumen, das Thema Bluetooth-Speaker ad acta gelegt werden. Chapeau! Beim Testhören mit den Kopfhörern (über Klinke) ist uns aufgefallen, dass sich das Volumen SEHR stark hochdrehen lässt – auf eine Lautstärke, die sicher jenseits des Gesunden ist. Dort überschlägt sich der Ton dann auch deutlich. Reduziert man die Lautstärke jedoch schon geringfügig, erhält man ein schönes, warmes Klangbild.
Fazit
Das Galaxy Note 9 von Samsung setzt vielerorts neue Massstäbe. Im traditionell etwas überladenen Feature-Katalog des Samsung-Phones finden sich viele nützliche Helferlein, die Akku-Leistung ist grossartig, der Klang und das Display wissen zu gefallen. Schade, dass man nicht gleich noch Android Pie ab Werk mitgeliefert hat. Zudem lässt uns der Preis leer schlucken. Trotzdem: 5 von 5 Sternen für den Südkoreaner.
Samsung Galaxy Note 9
Positiv: Display, Akku, Stift
Negativ: Preis, Grösse
Details: 6,4"-Display (2960 × 1440), S Pen, 2 × 12 Megapixel (ƒ/1,7 + ƒ/2,4; beide mit OIS), 8 Megapixel (Front), Exynos-9810-Octa-Core-CPU (2,35 GHz Quad + 1,9 GHz Quad), 6 GB RAM/8 GB RAM, 128/512 GB Nutzspeicher (mit bis zu 512-GB-Speicherkarte erweiterbar), WLAN-AC, Bluetooth 5.0, 4000-mAh-Akku
Strassenpreis: Fr. 973.–/Fr. 1349.–
Info: samsung.com/galaxy
Negativ: Preis, Grösse
Details: 6,4"-Display (2960 × 1440), S Pen, 2 × 12 Megapixel (ƒ/1,7 + ƒ/2,4; beide mit OIS), 8 Megapixel (Front), Exynos-9810-Octa-Core-CPU (2,35 GHz Quad + 1,9 GHz Quad), 6 GB RAM/8 GB RAM, 128/512 GB Nutzspeicher (mit bis zu 512-GB-Speicherkarte erweiterbar), WLAN-AC, Bluetooth 5.0, 4000-mAh-Akku
Strassenpreis: Fr. 973.–/Fr. 1349.–
Info: samsung.com/galaxy