Audio 13.04.2018, 12:05 Uhr

Test: Google Home Max

Sehr gut – aber nicht so gut wie angenommen.
Googles smarte Lautsprecher mit dem integrierten «Assistant» sind auf dem Vormarsch – selbst in der Schweiz, wo sie eigentlich noch gar nicht freigegeben sind. Zurzeit bietet Google drei Home-Modelle an. Den kleinen Mini kauft man sich, wenn in einem Raum einfach nur der Google Assistant präsent sein soll. Das mittlere und zugleich älteste Modell eignet sich bestens als Lautsprecher in der Küche oder im Schlafzimmer, wenn die Tonqualität ein wenig mehr hergeben muss.
Die Google-Home-Familie: unglaublich, wie schnell sie gross werden!
Quelle: Google
Als jüngster Spross gesellt sich nun der Google Home «Max» hinzu, und dieser Name ist Programm. Bereits das Kampfgewicht von 5,3 Kilogramm deutet an, dass hier schwere Audio-Geschütze aufgefahren werden. Die Oberfläche ist von einem stoffartigen Gewebe überzogen, das an sich recht hübsch, zumindest aber dezent und neutral wirkt. Die Form hingegen erinnert eher an einen verpackten Stein und macht deutlich, dass Google dringend ein paar fähige Designer braucht. Zur Entschuldigung der Formgebung muss erwähnt werden, dass sich der Max auch hochkant aufstellen lässt, damit er in ein schmales Regal passt.

Importversion ohne Probleme

Unser Testgerät wurde freundlicherweise von digitrends.ch zur Verfügung gestellt, die den Home Max direkt aus den USA importieren. Das ist problemlos: Das interne Netzteil verdaut auch 220 Volt. Die deutsche Sprache wird ebenfalls unterstützt, und zwar ab der ersten Sekunde der Einrichtung via Smartphone. Das Netzkabel kommt hingegen mit einem US-Stecker. Zum Glück handelt es sich dabei um ein gewöhnliches Gerätekabel, über das man bei uns an jeder Ecke stolpert.
Sobald der Lautsprecher mit Strom versorgt ist, kann die Konfiguration über die Home-App für iOS oder Android gestartet werden. Der Rest ist ein Selbstläufer in deutscher Sprache. Wer für die Installation länger benötigt als zwei Minuten, ging vermutlich zwischendurch auf die Toilette. Oder anders gesagt: Solange Sie kein Verständnis für Schweizerdeutsch erwarten, funktioniert das Gerät in unserem Land ohne Kompromisse.
Na klar doch, Deutsch passt schon – dä Räscht chunt denn irgendwenn spöter
Quelle: PCtipp / Ze

Musik und Tonqualität

Wenn man einen Lautsprecher von Google kauft, dann tut man das nicht wegen deren Reputation als Audio-Hersteller. Vielmehr sucht die Zielgruppe nach einem Lautsprecher mit integriertem Google Assistant, der ausserdem möglichst gut klingen soll. Die praktische Erfahrung lässt sich in meinem Fall auf zwei Adjektive reduzieren: Die Qualität ist zuerst irritierend, dann ein wenig enttäuschend.
Die textile Bespannung passt wohl in die meisten Wohnzimmer
Quelle: Google
Natürlich habe ich im Vorfeld diverse Tests aus anderen Quellen gelesen, die sich vor Begeisterung fast überschlagen haben. «Das ist der am besten klingende smarte Lautsprecher auf dem Markt, Punkt!» und dergleichen mehr waren die Verdikte. Doch nix da: Der Google Home Max klingt im ersten Moment zwar toll, aber er verursacht keine Gänsehaut.
Wie es der Zufall so will, stand neben dem Home Max ein Sonos One, der etwa 250 Franken kostet – also weniger als die Hälfte. Im direkten Vergleich via Spotify-Stream klang der Home Max wärmer und die Bässe waren kräftiger – doch nichts anderes haben wir erwartet. Die Höhen wirkten stellenweise fast ein wenig dumpf. Unter dem Strich klang der Home Max zwar besser als der Sonos One, erst recht bei aufgedrehter Lautstärke. Doch die Unterschiede waren keineswegs so gross, dass sie den deutlich höheren Preis und das gewaltige Volumen des Google-Lautsprechers rechtfertigen würden.
Fressfeinde, die aber fast auf Augenhöhe sind
Quelle: PCtipp / Ze
Bei der Gleichung Assistant + Tonqualität = Habenwill gilt es ausserdem zu bedenken, dass Google den Assistant bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Markt drückt. Wir werden vermutlich noch dieses Jahr erleben, wie die Assistant-fähigen Lautsprecher auch in der Schweiz wie Pilze aus dem Boden schiessen. Selbst beim hier abgebildeten Sonos One wird irgendwann 2018 der Assistant durch ein Firmware-Update nachgereicht. Der Google Home Max wird also nicht der einzige intelligente Lautsprecher bleiben, der sich an ein audiophiles Publikum richtet.

Verständigung, Quellen und Multiroom

Wie bitte?!

Der Google Assistant ist in jedem zertifizierten Lautsprecher genau gleich klug (oder beschränkt, je nach Tagesform). Er reagiert stets auf den Zuruf «Hey Google!» oder «Okay, Google!», um anschliessend die Befehle oder Fragen entgegenzunehmen.
Ein smarter Lautsprecher muss also nicht nur gut klingen, sondern auch gut zuhören, wenn während der Musikwiedergabe das Kommando «Hey Google!» fällt. Auch diese Resultate waren im Test durchzogen. Manchmal reicht ein «Hey Google!» mit ruhiger Stimme, obwohl die Musik dröhnt – was ziemlich beeindruckend wirkt. Doch bereits beim nächsten Versuch sind drei Anläufe mit eskalierender Lautstärke nötig, um die Aufmerksamkeit der Maschine auf sich zu lenken. Zurufe aus anderen Räumen wurden während der Musikwiedergabe überhaupt nicht registriert. Kurzum, die Güte der Erkennung fiel so unterschiedlich aus, dass es fast nicht möglich ist, eine klare Wertung abzugeben.
Die Mikrofone auf der Rückseite liefern sehr gemischte Resultate
Quelle: PCtipp / Ze

Quell der Wahl

Die natürliche Nahrung für den Home Max sind Streamingdienste wie Google Music oder Spotify, die zum Beispiel mit einem «Hey Google, spiele ‹Railroad Track› von ‹Willy Moon›!» in Gang gesetzt werden. Dabei bekundet der Assistant keine Mühe mit der Vermischung von Deutsch und Englisch.
Ausserdem steht ein Klinkeneingang für Analoggeräte zur Verfügung. Und weil der Lautsprecher natürlich mit Google Cast ausgestattet ist, lässt sich Musik unter Android oder iOS direkt via WLAN übertragen – eine verständnisvolle App wie Spotify vorausgesetzt.
Von links nach rechts: Strom, USB-C, Klinke
Quelle: PCtipp / Ze

Multiroom-Eigenschaften

Der Google Home Max wird als Multiroom-Lautsprecher angepriesen, will heissen: Dieselbe Musik spielt synchron in mehreren Räumen. Damit schafft er, was seit jeher das Markenzeichen von Sonos ist, während Apple mit dem AirPlay-2-Protokoll erst im Verlauf des Jahres nachziehen wird.
Dabei sollte jedoch erwähnt werden, dass alle Google-Lautsprecher diese Eigenschaft mitbringen. Dazu muss lediglich in der Home-App eine Gruppe aus zwei oder mehr Lautsprechern gebildet werden. Mit wenigen Tipps kann also ein klassischer Google Home mit dem dicken Max oder einem anderen smarten Lautsprecher zusammenspannen. Allerdings wirkt die Wiedergabe zwischen den Räumen ein wenig irritierend, wenn die Qualitätsunterschiede zu gross sind.
Die Erstellung einer Gruppe dauert keine Minute; anschliessend wird diese wie ein einzelner Lautsprecher ausgewählt, wie hier zum Beispiel in Spotify
Quelle: PCtipp / Ze

Fazit

Der Google Home Max ist ein toller Lautsprecher und bietet eine angenehme, warme Musikwiedergabe. Eine richtige Schwäche lässt sich höchstens bei der Erkennung von «Hey Google!» ausmachen, während die Musik läuft. Die Multiroom-Einrichtung ist ein Klacks. Kurz, die gebotene Leistung ist steinsolide. Trotzdem reicht das nicht ganz, damit wir in heillose Begeisterung ausbrechen, was allerdings nur am relativ hohen Preis liegt. Wenn Sie jedoch am Design Gefallen finden und bereits heute einen wohlklingenden Lautsprecher mit Google Assistant suchen, können Sie hier nichts falsch machen.
Der Lautsprecher ist in den Farben «Kreide» (hellgrau) und «Carbon» (dunkelgrau) bei digitrends.ch erhältlich.
Google Home Max
Positiv: Einrichtung, Klang, Multiroom-Eigenschaften, Anschlüsse
Negativ: Erkennung bei der Musikwiedergabe, eher teuer
Details: Duale 4.5" Tief- und Hochtöner, Chromecast-fähig, WLAN-AC, Bluetooth 4.2
Strassenpreis: 589 Franken
Info:
www.digitrends.ch




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