Sonos-Konkurrent
03.02.2020, 08:56 Uhr
3D-Sound: Amazon Echo Studio im Test
Mit dem Echo Studio bläst Amazon endgültig zum Angriff auf Sonos, Bose und Co. Wir haben getestet, ob der neue Wunderlautsprecher hält, was der Hersteller verspricht.
Wenn man an qualitativ hochwertige Streaming-Lautsprecher für den Hausgebrauch denkt, kommen einem zunächst Marken wie Sonos oder Bose in den Sinn, Amazon wäre bis vor Kurzem sicher nicht auf dieser Liste aufgetaucht. Das soll sich mit dem neuen Echo Studio allerdings ändern, Amazon will damit die bisherigen Marktführer vom Thron stossen.
Der Studio verfügt hierzu über fünf Treiber, wovon ein Hochtöner mit 25 Millimetern direkt auf den Zuhörer gerichtet ist, zwei 51-mm-Mitteltöner strahlen nach links und rechts, und ein 55-mm-Treiber direkt nach oben. Komplettiert wird das Setup durch einen 133-mm-Downfiring-Subwoofer. All das ist verpackt in einem Kunststoffgehäuse mit Stoffbespannung, das Gewicht kommt durch die vielen Treiber auf 3,5 Kilogramm. Ein Akku hat nicht mehr Platz gefunden, sodass der Echo Studio ein rein stationäres Gerät ist.
Die Einrichtung erfolgt wie von Amazon gewohnt relativ unkompliziert über die Alexa-App. Wer den Speaker allerdings mit seinem Fire TV Cube verbinden will, muss ein wenig herumprobieren, bis der Lautsprecher auch als Heimkino-System erkannt wird und der Ton vom TV ausgegeben wird. Hier wäre eine übersichtlichere Führung durch die App schön gewesen.
Hat man den Speaker aber einmal installiert, steht dem Hörgenuss nichts mehr im Weg. Der Echo Studio analysiert zunächst die Umgebung, das gelingt über die insgesamt sieben Mikrofone, die erkennen, wie lang der Schall aus welchem Treiber unterwegs ist. So kann sich der Speaker ein virtuelles Bild des Raums machen und die Treiber entsprechend mit einigen Millisekunden Verzögerung ansteuern oder die Lautstärke geringfügig anpassen.
Raumfüllender Klang mit dem Echo Studio
Das alles soll dazu dienen, einen raumfüllenden 3D-Klang zu erzeugen. Im Test spielten wir dazu eigens abgemischte Sound Files von Deezer 360 ab. Hier finden sich neue und alte Alben, die so gemixt wurden, dass man beim Anhören über Stereokopfhörer oder geeignete Lautsprecher einzelne Instrumente und Sänger deutlich genauer lokalisieren kann als bei Standardaufnahmen. Im Test spielten wir von Keb‘ Mo‘ den Song „That’s not love“ ab, und tatsächlich erzeugten Aufnahme und Lautsprecher das Gefühl, als stünde der Sänger mitten im Raum und hinter ihm der Background-Chor.
Dieser Effekt liess sich allerdings nur mit den speziell abgemischten Aufnahmen erzielen, reine Stereoaufnahmen klangen zwar auch gut und erzielten eine erstaunliche Räumlichkeit – diese war aber nicht besser als bei vergleichbaren Lautsprechern der Konkurrenz, obwohl diese nicht über einen zusätzlichen Treiber verfügen, der nach oben strahlt. Wenig überraschend: Am besten kam das immersive Klangerlebnis am sogenannten Sweetspot zustande, also in direkter Linie genau vor dem Lautsprecher in etwa zwei bis drei Metern Entfernung.
Insgesamt ist die Klangqualität gut bis sehr gut, mit den via Deezer HiFi wiedergegeben Stücken im FLAC-Format mit 16-Bit-Qualität konnten wir den Echo Studio gut ausreizen. Mitten und Höhen waren gut gezeichnet, allerdings mitunter vom übermächtigen Bass überdeckt. Besonders bei klassischen Stücken war dies bemerkbar, aber auch Jazz klang für unser Empfinden beim aktuellen Sonos One besser.
Ein weiteres Einsatzfeld ist der TV-Betrieb, hier konnten wir über einen Fire TV Cube Filme mit hochauflösenden Audiodateien testen. Für einen einzelnen Lautsprecher erreichte der Echo Studio ein beeindruckendes Ergebnis: Die räumliche Darstellung ist besser als bei etlichen von uns getesteten Soundbars, hier macht sich der zusätzliche Treiber an der Oberseite deutlich bemerkbar, und auch die Ausmessung des Raums durch den Studio schien Früchte zu tragen. Praktisch ist die Möglichkeit, den Speaker mit dem TV-Bild zu synchronisieren, damit die Lippenbewegungen exakt zum Ton passen. Je nach eigenem Setup und den verwendeten Kabeln können hier spürbare Delays auftreten, die den Fernsehgenuss trüben.
Licht und Schatten beim Amazon Echo Studio
So gut der Klang bei Musik und TV ist, es gibt auch einige Schattenseiten am neuen Echo Studio. Die Sprachsteuerung funktionierte an sich zwar gut, allerdings ist die Einstellung der Lautstärke via Sprachbefehl schlecht gelöst, da es hier schlicht zu wenige Abstufungen gibt. Die automatische Ausmessung des Raums funktioniert dann gut, wenn der Lautsprecher frei beispielsweise auf dem Fernsehtisch steht. Wer ihn aber in oder sogar auf einem Regal unterbringen muss, sieht sich mit den Grenzen der Technologie konfrontiert. Was man mit guter Software machen kann, beweist einmal mehr Sonos mit TruePlay.
Wer den Echo Studio im Badezimmer aufstellt, wird keinen guten Klang hinbekommen. Sonos schafft es dagegen, die starken Reflektionen durch die glatten Wände so zu kompensieren, dass ein angenehmes Klangfeld entsteht.
Insgesamt hinterliess der Echo Studio von Amazon aber dennoch ein gutes Bild. Für 199 Euro bekommt man einen hervorragend verarbeiteten Lautsprecher, der mit einem tollen räumlichen Eindruck überzeugen kann. Der zusätzliche obere Treiber sorgt besonders beim Einsatz am TV für zusätzliches Kino-Feeling. Der Echo Studio ist noch nicht perfekt, dennoch stellt er einen soliden Warnschuss vor den Bug der Konkurrenz dar.