Test: Samsung QE75Q900R (8K)

Bildqualität

Damit wären wir wohl beim wichtigsten Punkt angekommen – aber an vorderster Stelle steht nicht die 8K-Auflösung. Was hingegen sofort auffällt, sind die hohe Schärfe und die kräftigen, ausgewogenen Kontraste. Das Schwarz ist wirklich tiefschwarz! Die Hintergrund-Beleuchtung wirkt im normalen Betrieb perfekt; höchstens bei weissen Schriften auf schwarzem Untergrund erkennt man bei angestrengtem Hinstarren einen leichten Schein um die Zeichen – aber in diese Situation gerät meistens nur, wer sich nach dem Film auch den Abspann antut.
Es braucht weisse Schrift auf schwarzem Grund, um einen leichten Schein zu sehen
Quelle: NMGZ/ze
Full Array Local Dimming
Das tiefe, befriedigende Schwarz ist dem «Full Array Local Dimming» zu verdanken. Diese Technik ist nicht Samsung-exklusiv, aber relativ neu und äusserst beeindruckend. Hunderte von LEDs sorgen für eine präzise, fein abgestimmte Hintergrund-Beleuchtung – wobei man eigentlich von einer Hintergrund-Nicht-Beleuchtung sprechen sollte, denn darum geht es: Möglichst präzise genau jene Bereiche auszuknipsen, die pechschwarz sein sollen.
Diese differenzierte Ausleuchtung reicht zwar immer noch nicht ganz an ein OLED-Display heran, bei dem die Pixel einfach ausgeschaltet werden – aber die Unterschiede sind unterdessen sehr klein geworden. Vor allem aber kosten die hochwertigen OLED-Fernseher selbst «nur» mit 4K-Auflösung einige Tausend Franken mehr.
Bessere Schwarzwerte bedeuten bessere Kontraste, knackigere Farben und einen höheren Dynamikumfang. Und es lässt sich nicht leugnen: Kinofilme wirken spektakulär, wenn sie vom Studio entsprechend aufbereitet wurden. Wir haben das Bild mit verschiedenen HDR-Filmen in 4K getestet. Als Quellen dienten Ultra-HD-Blu-rays, Netflix, iTunes sowie Filme, die über das Mediacenter Infuse auf einem Apple TV liefen – und der Samsung-Fernseher hinterliess immer den denkbar günstigsten Eindruck.
Die App «Infuse» auf Apple TV wird zum idealen Partner
Quelle: NMGZ/ze
«Schau dir diese Haare an!»
Mindestens am ersten Abend war der Film an sich zweitrangig; es dauerte ein paar Stunden, bis wir im Kreis der Familie aufhören konnten, das Gewebe von Spider-Mans Kostüm und ähnliche Details zu loben. Genauso überzeugend präsentieren sich Serien wie zum Beispiel «The Blacklist» auf Netflix; sie zeigt jede Pore von Elizabeth Keen in perfekter Schärfe und das Gesicht in natürlichen, differenzierten Farben – ungeachtet dessen, dass es sich dabei um Streams mit eher bescheidenen 25 Mbit/s handelt und das Material nicht einmal in HDR ausgestrahlt wird!
Kurz, der QE75Q900R bringt aus jeder Bildquelle das Beste hervor.
Ab Werk sind die Bild-Einstellungen sehr gut gewählt und wir mussten nur wenig nachjustieren. Unabdingbar ist jedoch, dass die eine oder andere Automatik und vor allem der «HDR+»-Modus ausgeschaltet wird, der nur bei sehr schwach aufgelöstem Material oder dem TV-Signal eine Verbesserung bringt. Die Verantwortlichen bei Samsung sollten sich fragen, ob es wirklich nötig ist, diese teilweise vernichtenden Einstellungen ab Werk zu aktivieren.
Klingt ironisch, ist aber dringend nötig: Bei echten HDR-Quellen muss die Einstellung «HDR+» ausgeschaltet werden
Quelle: NMGZ/ze
Kein Dolby Vision
Unterstützt werden die HDR-Formate HDR10, HLG und HDR10+ mit seinen dynamischen Metadaten. Nicht dabei ist hingegen Dolby Vision, das sich gerade zum beliebtesten HDR-Standard mausert. Doch Samsung beharrt auf Teufel komm raus auf dem mitentwickelten, offenen Standard HDR10+.
Genau genommen ist das Problem eher ein psychologisches, weil die Bildqualität trotzdem stimmt – aber dieses 7000-Franken-Gerät fühlt sich ohne Dolby Vision einfach nicht vollständig an. Bei einem Fernseher für 1500 Franken könnte man leicht über die Sturheit von Samsung hinwegsehen. Doch bei diesem Boliden aus der obersten Klasse wirkt diese marketingbasierte Verweigerung unsympathisch.
Fotos
Ja, Fotos. Bei uns zu Hause zeigen wir Fotos direkt vom iPhone oder iPad am Fernseher, wobei ein Apple TV 4K (Test) die Brücke schlägt. Das Problem: Wenn das Foto für den Präsentator auf beiden Geräten gleichzeitig zu sehen ist, steigt der Frustpegel: Was auf dem iPad lupenrein aussieht, wird auf vielen Fernsehern zu einem blassen Abklatsch seiner selbst.
Nicht so beim QE75Q900R, der mit ein wenig Schrauben an den Einstellungen sehr nahe an die Displays der aktuellen iOS-Geräte heranreicht. Die Farben sind natürlich, und selbst in den Lichtern und Schatten sind praktisch dieselben Details zu erkennen. Die iOS-Geräte decken den erweiterten Farbraum P3 komplett ab, der Samsung-Fernseher gemäss Datenblatt immerhin «annähernd».
Schöne Erinnerungen: Das Original auf dem iPad links unten wirkt wärmer, weil die TrueTone-Funktion eingeschaltet ist
Quelle: NMGZ/ze
Vielleicht ginge es sogar noch besser, aber wir haben die Justierung im Rahmen dieses Tests nicht auf die Spitze getrieben. So oder so: Mit diesem Gerät lassen sich Fotos in einer würdigen Qualität herumzeigen.

8K-Auflösung

Und jetzt wird es kniffelig, denn eine echte 8K-Quelle stand uns nicht zur Verfügung. Immerhin arbeiten japanische Fernsehstationen bereits an der Einführung, und auch Netflix dreht ausgewählte Produktionen probehalber in 8K. Doch bis es in einigen Jahren zum Durchbruch kommt, springt der Upscaler des QE75Q900R in die Bresche – und der leistet ganze Arbeit.
Samsung spricht von «8K AI Upscaling» – also einmal mehr muss künstliche Intelligenz als Schlagwort herhalten (A.I., für «Artificial Intelligence» oder eben künstliche Intelligenz). Deren Algorithmen sind jedoch nicht endgültig, sondern sollen mit Firmware-Updates weiter verbessert werden.
Dieser Chip hält das Bild, aber auch den Ton und andere Funktionen auf Kurs
Quelle: Samsung
Doch das sei nur am Rande erwähnt. Was zählt, ist das Resultat: Die Schärfe ist hervorragend und das Bild bleibt homogen. Hauttöne werden sehr schön wiedergegeben, ohne dabei wächsern zu wirken. Auch an den Konturen bilden sich kaum Artefakte, die auf den Upscaler hinweisen.
Die Spielkonsole «Switch» von Nintendo gibt zum Beispiel nur ein Full-HD-Bild aus, das auf 8K skaliert wird – und das entspricht der 16-fachen Pixelmenge! Die Cartoon-artigen Charaktere in Spielen wie «Mario Kart» wirken trotzdem gestochen scharf und kommen ohne Kantenflimmern. Die Farbübergänge sind weich und gefällig. Und weil wir gerade bei den Spielkonsolen sind: Der Fernseher erkennt eine angeschlossene Konsole und schaltet automatisch in den Game-Modus um. Dabei werden einige Optimierungen ausgeschaltet, was zwar die Bildqualität etwas reduziert, aber dafür kleine, spürbare Verzögerungen («Lags») verhindert.
Spiele, so schön wie gemalt (im Bild: «Ni No Kuni II» auf der PS4 Pro)
Quelle: NMGZ/ze
Und das Fernsehbild? Einigen wir uns darauf, dass der QE75Q900R das Beste daraus macht – vor allem bei den Kontrasten und der Farbsättigung. Wenn das Quellmaterial stimmt (etwa beim HD-Kanal von «National Geographic»), dann sind die Resultate äusserst überzeugend. Wenn hingegen die nächste Tagesschaumeldung das Material eines arabischen Amateur-Senders verbreitet, resigniert auch die beste künstliche Intelligenz.



Das könnte Sie auch interessieren