Hardware Review
12.08.2016, 05:29 Uhr
Die kabellosen In-Ears Motorola Verve Ones im Test
Motorola hat mit den Verve Ones neue In-Ear-Kopfhörer im Programm, die komplett ohne Kabel auskommen. Wir haben die Headphones einem Praxistest unterzogen.
Das Start-up Bragi sorgte mit der Ankündigung komplett kabelloser Kopfhörer vor Monaten für einiges Aufsehen, nun hat auch Motorola in Kooperation mit dem Hersteller Binatone ähnliche Headphones auf den Markt gebracht. Die Verve Ones sind mit 199 Euro nicht gerade zu den günstigen Vertretern ihrer Art zu zählen, für diesen Preis sollte der Käufer also einiges erwarten dürfen.
Im Lieferumfang enthalten ist neben den beiden Kopfhörern für das rechte und das linke Ohr und verschiedenen Eargels für den richtigen Sitz auch eine praktische Transportlösung in Form eines kleinen Tubus. Dreht man bei diesem den innen liegenden Teil um 180 Grad, werden die beiden Parkplätze für die Kopfhörer sichtbar. Klinkt man diese dort ein, werden sie über den integrierten Akku geladen – anders ist eine Stromversorgung nicht vorgesehen, da die kleinen Ohrteile über keinen eigenen Micro-USB-Anschluss verfügen.
Setzt man die Kopfhörer in den Gehörgang und hat die Koppelung mit dem Smartphone hergestellt, kann der Musikgenuss auch schon losgehen. Dieser ist allerdings leider etwas getrübt, denn trotz des gehobenen Preises wird lediglich der verlustbehaftete SBC-Codec für die Musikübertragung per Bluetooth unterstützt, apt-X oder dergleichen sucht man vergebens.
Hinzu kommt, dass beim Pausieren der Wiedergabe (was mit einem Druck auf die einzige verfügbare Taste an jedem der Ohrteile vollzogen wird) ein deutliches Hintergrundrauschen vernehmbar ist. Unterwegs in der U-Bahn oder beim Sporteln wird das nicht stören, HiFi-Fanatiker werden mit den Verve Ones aber kaum glücklich werden. Wesentlich gravierender sind aber die immer wieder auftretenden Verbindungsabbrüche.
So kam es in unserem mehrwöchigen Testzeitraum täglich mehrfach vor, dass einer der beiden In-Ears die Verbindung verlor. Diese wurde zwar innerhalb von ein bis zwei Sekunden wiederhergestellt – ärgerlich ist das trotzdem. Hier wird deutlich, dass auch die Motorola-Ingenieure die Physik nicht überlisten können, denn Bluetooth-Signale durch einen zum Grossteil aus Wasser bestehenden Körper zu schicken, war immer schon ein grosses Problem bei dem Kurzstreckenfunk. Die Klangqualität ging noch in Ordnung, im Vergleich zu anderen In-Ears muss man aber bei den Bässen deutlich Abstriche machen, auch fehlt es den Höhen an Brillanz. Wie gesagt – für die tägliche Joggingrunde reicht das aber trotzdem vollkommen.
Praktische Features bei den Motorola Verve Ones
Ansonsten hat Motorola viele praktische und clevere Features in seine In-Ears gepackt, die im Test zu gefallen wussten. Über die App kann man beispielsweise einstellen, dass Umgebungsgeräusche ins Ohr weiter geleitet werden – gerade im Strassenverkehr sehr wichtig, damit man etwa ein heranfahrendes Auto nicht überhört.
Die App zeichnet zudem auf Wunsch jeweils den letzten Ort auf, an dem die Verve Ones mit dem Smartphone verbunden waren. Sollte man also einmal einen der Ohrhörer verlieren, kann man ihn so leichter wiederfinden. Über den Sitz der Kopfhörer konnten wir uns im Übrigen nicht beklagen, sie hielten erstaunlich gut und fielen nur einmal während des Testzeitraums heraus. Die Hörer selbst bieten mit einer Ladung etwa 2,5 Stunden Musikwiedergabe, in Kombination mit der Transportvorrichtung kommt man sogar auf die Herstellerangabe von 12 Stunden.
Insgesamt hinterliessen die Verve Ones einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits sind die Audio-Qualitäten allenfalls durchschnittlich, andererseits sind Verarbeitung, Einfallsreichtum der Entwickler und die gesamte Umsetzung exzellent – ob einem allein der unbestreitbare Show-Effekt der komplett kabellosen Kopfhörer allerdings 200 Euro wert ist, muss jeder für sich entscheiden.